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Anprangern schützt den Tropenwald

Wirksame Umweltschutz-Strategie

Anprangern schützt den Tropenwald
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Brasilien stellt illegale Rodung erfolgreich an den Pranger. (Foto: Marco Simola/Center for International Forestry Research)
Schwarze Listen als umweltpolitische Strategie: Brasiliens Behörden veröffentlichen regelmäßig die Namen der Kommunen mit den höchsten illegalen Abholzungsraten. Doch hat das tatsächlich einen Effekt? Eine Studie belegt nun: Das Anprangern wirkt.

Es gibt noch lange keinen Grund zur Entwarnung, aber immerhin ist in Brasilien ein erfreulicher Trend zu verzeichnen: Das Ausmaß der Abholzung des Regenwaldes ist rückläufig. Im Jahr 2004 wurden noch 27.000 Quadratkilometer zerstört, ab 2009 reduzierte sich diese Fläche auf unter 10.000 Quadratkilometer. „Hierfür ist ein ganzes Bündel an Faktoren verantwortlich“, sagt Elías Cisneros vom Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn. Einer der Faktoren lässt sich kaum als Umweltschutz-Erfolg verbuchen: Mit der Finanzkrise sank die Nachfrage nach Holz und landwirtschaftlichen Produkten. Doch wie die Forscher nun belegen konnten, haben sich durchaus auch umweltpolitische Maßnahmen Brasiliens ausgezahlt.

Illegale Abholzungen sind eine Schande!

Konkret untersuchten die Forscher die Wirkung der Strategie „Naming and Shaming“ („benennen und anprangern“). Seit 2008 erhofft sich die brasilianische Regierung von diesem Druckmittel Erfolg. Von insgesamt 771 Distrikten im brasilianischen Regenwald wurde dazu in 50 Gebieten ein System von schwarzen Listen eingeführt: Sie brandmarken, welche Regionen an der Spitze der illegalen Abholzung stehen.

„Medien und Nichtregierungsorganisationen sorgen dann dafür, dass unter anderem die verantwortlichen lokalen Akteure am Pranger stehen“, berichtet Co-Autor Jan Börner. Cisneros ergänzt: „Kommunen, die auf dem Index stehen, befürchten unter anderem wirtschaftliche Einbußen“. Die öffentliche Bloßstellung und das Bangen um den Verlust von Marktchancen tragen dazu bei, dass die illegalen Abholzungen deutlich abnehmen. Diesen Effekt konnten die Forscher nun mit Daten untermauern.

Ein Effekt von 26 Prozent

Die Wissenschaftler verglichen dazu gelistete Kommunen mit vergleichbaren nicht-gelisteten Kommunen. Sie kamen zu dem Ergebnis: Die Politik des „Naming and Shaming“ führte dazu, dass in den vergangenen Jahren rund 26 Prozent weniger Wald abgeholzt wurde. „Das kollektive Streben, den Ruf der Kommune zu verbessern, scheint zwischen 2008 und 2012 eine wichtige Triebfeder für den Schutz von über 4000 Quadratkilometern, etwa der 40-fachen Fläche des Nationalparks Schwarzwald, gewesen zu sein“, resümiert Börner.

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Im Zuge des Programms wurden auch die Kontrollen durch die Behörden verstärkt, was sich insgesamt günstig auswirkt. Grundlage ist ein sehr modernes Satellitenüberwachungssystem, das Brasilien detailliert von oben erfasst. Es kann auch kleinere illegale Abholzungen erkennbar machen. Dadurch wird es für Kontrolleure leichter, die Verursacher zu benennen, vor Ort aufzuspüren und somit das zerstörerische Treiben einzudämmen.

Quellen: Mitteilung der Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Originalarbeit der Forscher: PLoS ONE 10(9): e0136402. doi:10.1371/journal.pone.0136402

© natur.de – Martin Vieweg
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