Das von Wissenschaftlern des Forschungs- und Studienzentrums Landwirtschaft und Umwelt der Universität Göttingen entwickelte Konzept wurde in den vergangenen Jahren im Landkreis Northeim modellhaft getestet und erprobt. Nach Ansicht der Wissenschaftler ist die Idee auch auf andere Regionen übertragbar.
Das Konzept der “bezahlten Artenvielfalt” sieht einen regionalen Beirat mit den wichtigsten Interessengruppen aus Politik, Agrar- und Naturschutzverwaltung und Verbänden vor. Dieser entscheidet, welche Pflanzenarten besonders “nachgefragt” und erhaltenswert sind. Dann werden per Ausschreibung Landwirte gesucht, die diese Arten auf ihren Flächen gezielt vermehren wollen. Die Landwirte der Region können dazu Angebote abgeben. Aus diesen Angeboten wird nach Effizienzkriterien wie Preis und Qualität ausgewählt.
Die Landwirte, die einen Zuschlag erhalten, bekommen beim Nachweis einer bestimmten Artenzahl den vereinbarten Preis. Honoriert wird dabei nur die tatsächlich erreichte Artenvielfalt; also nur die Anzahl der schützenswerten Pflanzen, die auf den Flächen zu finden ist. Erreicht der teilnehmende Landwirt die vereinbarte Zahl der Pflanzen nicht, wird die Prämie auch nicht gezahlt. Dabei ist den Anbauern weitgehend freigestellt, welche Produktionsmethoden sie einsetzen. Die Gelder für die Prämien stammen bisher von Fördereinrichtungen und Stiftungen. Ziel ist es jedoch, künftig auch Finanzmittel der europäischen Agrarprogramme in dieser Weise auszuzahlen.
Im Landkreis Northeim wurde das beispielhafte Verfahren in vier Jahren durchgeführt und stieß auf große Resonanz bei den Landwirten mit Grünland und Ackerflächen. Teilweise gingen pro Jahr Gebote für fast 300 artenreiche Flächen ein. Das Vorhaben ist Teil des Bioplex-Projektes, das von den Universitäten Göttingen, Rostock und Gießen gemeinsam durchgeführt und kürzlich abgeschlossen wurde. Gegenstand des Forschungsverbundes war der Zusammenhang von globalem Wandel und dem Verlust der Artenvielfalt. Das Projekt wurde durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert und von der Deutschen Bundesumweltstiftung, der Niedersächsischen Bingo-Umweltlotterie sowie dem Landkreis Northeim unterstützt.