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Bodendegradation kostet jährlich neun Billionen Euro

UN-Bericht warnt vor Landverlust

Bodendegradation kostet jährlich neun Billionen Euro
Bodendegradation
Bodendegradation in Äthiopien (Foto: GIZ)
Milliarden Euro gehen jährlich buchstäblich den Bach runter – durch weltweite Erosion und Bodendegradation. Sie mindern die Dienstleistungen der Natur für uns um jährlich bis zu neun Billionen Euro. Ein Nebeneffekt des Bodenverlusts: Millionen Menschen brauchen bald eine neue Heimat.

Der Boden ist eine unserer wichtigsten Ressourcen. Er liefert einerseits das fruchtbare Substrat für den Anbau von wichtigen Nahrungspflanzen und trägt damit entscheidend zur Nahrungsversorgung der Menschheit bei. Zusätzlich jedoch spielt er eine wichtige Rolle im Kohlenstoffkreislauf unseres Planeten. Nach den Ozeanen ist der Boden die zweitgrößte Kohlenstoffsenke und sorgt damit für die Stabilität unseres Klimas. Doch Landwirtschaft, Entwaldung und anderen Formen nicht naturgerechter Landnutzung haben den Boden inzwischen zur zweitgrößten Emissionsquelle von Treibhausgasen gemacht.

Fasst man alle Vorteile und nützlichen Dienste zusammen, die das Ökosystem Boden für die Menschheit leistet, dann kommt man auf mehr als 100 Billionen Euro pro Jahr. Doch diese Dienste nehmen rapide ab, je weiter die Übernutzung und Degradation der Böden anhält. Um diesen Trend zu quantifizieren, hat eine Kollaboration aus 30 Forschungseinrichtungen in verschiedensten Ländern vier Jahre lang Daten zu Landnutzung, Ökologie und den vom Boden geleisteten Diensten wie Nahrung, Armutsvermeidung, sauberes Wasser oder das Recycling von Nährstoffen gesammelt und ausgewertet.

Bis zu 1300 Euro pro Kopf und Jahr

Ihr Ergebnis fasst den besorgniserregenden Trend nun in harte Zahlen: Jedes Jahr gehen allein durch die Bodendegradation weltweit zwischen 5,5 und 9,4 Billionen Euro an Ökosystemleistungen verloren. Auf jeden Einzelnen umgerechnet entspricht dies 770 bis 1300 Euro pro Kopf und Jahr. „Die Bodendegradation frisst unser fruchtbares Land weg – und damit unsere Ressourcenbasis“, warnt Monique Barbut, Exekutivsekretärin der UN Konvention gegen Desertifikation.

Bereits jetzt gelten 52 Prozent aller landwirtschaftlichen Böden weltweit als mittel bis schwer degradiert, wie die Forscher berichten. Zusätzlich hat sich die von schweren Dürren betroffene Landfläche von den 70er Jahren bis zu den frühen 2000ern verdoppelt. Etwa ein Drittel der gesamten Böden weltweit ist von einer Degradation bedroht, ein Drittel Afrikas ist sogar in Gefahr, zur Wüste zu werden. Neben dem Klimawandel ist vor allem eine veränderte Landnutzung schuld: Auf ihr Konto gehen 75 Prozent der Einbußen an Ökosystem-Dienstleistungen, wie die Wissenschaftler ausrechneten.

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Landverlust

Folgen der Entwaldung und Bodendegradation in Indonesien (Foto: Andreas König / GIZ)

50 Millionen Flüchtlinge

Und noch etwas zeigt die Auswertung: Geht der Trend so weiter, wird die Bodendegradation Millionen von Menschen aus den am stärksten betroffenen Gebieten vertreiben. „Landdegradation ist einer der Faktoren, die zur Migration führen – und sie wird durch den Klimawandel noch verstärkt“, sagt Daniel Calleja Crespo von der EU-Kommission.

Schon innerhalb der nächsten zehn Jahre könnten dadurch 50 Millionen Flüchtlinge eine neue Heimat suchen. „Klimaflüchtlinge werden eine neue Herausforderung werden, wenn wir nicht schnell handeln“, so Crespo. Schon jetzt gilt beispielsweise der Bürgerkrieg in Syrien als zumindest zum Teil klimabedingt. Denn erst eine mehrjährige Dürre brachte große Teile der Landbevölkerung in die Städte, wo soziale Konflikte und Misswirtschaft letztlich politische Unruhen auslösten.

Handeln ist billiger

Und handeln ist durchaus möglich – auch das zeigt der Bericht. Denn die Kosten für Bodenschutz und eine naturgemäßere Landnutzung sind weitaus geringer als die Folgekosten der Degradation. „Die meisten Maßnahmen haben entweder neutrale Kosten oder bringen einen Nettoprofit für die Gesellschaft und benötigen keine substanziellen Kapitalinvestitionen“, sagen die Forscher. Dazu gehören auch eine nachhaltigere Bewirtschaftung der Böden in der Landwirtschaft und eine naturnahe Waldwirtschaft.

Die Forscher schlagen eine ganze Reihe von Maßnahmen vor, mit denen man für Bauern und Waldbesitzer, aber auch die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten mehr Anreize schaffen könnte, um schonender mit dem Boden umzugehen. Dazu gehören Steuererleichterungen und günstige Kredite für nachhaltige Projekte und Initiativen, aber auch Fördermaßnahmen und Zertifizierungssysteme.

Die Vorteile liegen nach Ansicht der Forscher klar auf der Hand: Wenn die Bodendegradation effektiv angegangen wird, dann könnte das nicht nur eine gewaltige humanitäre Krise vermeiden helfen. Es würde auch 67 Billionen pro Jahr zum Einkommen der Weltbevölkerung beitragen. Der Bericht „The Value of the Land wird am 24. September 2015 offiziell vor der Vollversammlung der UNO in New York vorgestellt.

Quelle: United Nations University / Bericht „Value of the Land“

© natur.de – Nadja Podbregar
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