natur: Wie haben Sie von den Plänen für diese Mülldeponie überhaupt erfahren?
Akin: Çamburnu ist das Dorf meines Großvaters. Es liegt inmitten von Teeplantagen an der Schwarzmeerküste. Ein wahres Paradies. Ich war begeistert von der Idylle. Doch die Leute sagten mir, damit sei es bald vorbei. Die Regierung will hier den Dreck von fünfzig anderen Orten abladen.
Was wollten Sie mit dem Film erreichen?
Die Betreiber stoppen. Das war die etwas naive Idee. Jetzt, nachdem die Deponie trotzdem gebaut wurde, zeige ich, dass die Hoffnung zuletzt stirbt. Niemand soll resignieren, sondern Kraft für die nächste Schlacht sammeln. Ich will zum Nachdenken anregen und helfen, dass dieses Schicksal anderen nicht widerfährt. Denn die Geschichte des Dorfes ist beispielhaft.
Wie beim Widerstand gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf, gibt es auch in Ihrer Doku eine Gallionsfigur, die entmachtet wurde.
Ja, das ist der Bürgermeister, der sich gegen das Projekt wehrt, weil Baustandards nicht eingehalten werden. Er wurde deshalb wegen Verhinderung von Staatsinteressen angeklagt. Es sind gerade die Älteren, die mich mit ihrem Widerstand fasziniert haben. Speziell auch die Frauen. Die Teebäuerin Nezihan Halaman, die während der Dreharbeiten starb, war eine der Aktivsten.
Was hat Sie als eingefleischten Großstädter am Dorfleben begeistert?
Was mich bereichert hat, ist diese Ruhe, diese Würde und Demut der Leute dort. Sie leben im Rhythmus der Jahreszeiten, fast wie einst die Indianer. Sie bereiten sich auf den Winter vor. Wir hingegen gehen vielleicht gerade mal ins Kaufhaus, um uns noch eine warme Jacke zu besorgen.
(Foto: Vanessa Maas)