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Die Kehrseite der grünen Energien: Alles hat seinen Preis

Diskussionsforum zur Energiewende

Die Kehrseite der grünen Energien: Alles hat seinen Preis
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Kulturdenkmäler sollen von Solardächern verschont bleiben.
Das Thema hat schon innerhalb der Redaktion für viel Diskussion gesorgt. Die Energiewende – so wichtig sie für Klimaschutz und Nachhaltigkeit ist – hat auch ihre Schattenseiten: Landschaftsverschandelung, Gefahren für Vögel und Fledermäuse, Schlagschatten, Lärm. Wie kann man das Dilemma lösen? Unserem Heftbeitrag von Georg Etscheit folgen Kommentare unserer Redakteure. Auch Ihre Meinung ist gefragt: Wie sehen Sie die Sache?

Seitdem die Politik die Energiewende für verbindlich erklärt hat und sich eine große Mehrheit der Bevölkerung mit diesem Ziel identifiziert, liegen bei manch wackerem Landschafts- und Heimatschützer die Nerven blank. Die anfängliche Freude über den Ausstieg aus der Atomkraft bekommt einen bitteren Beigeschmack, weil immer deutlicher wird, dass auch die erneuerbaren Energien ihren Preis haben. „Das ist doch alles außer Kontrolle“, ereifert sich Egon Johannes Greipl. Bayerns oberster Denkmalpfleger befürchtet, dass beim Ausbau der Erneuerbaren der Schutz bayerischer Denkmäler und Kulturlandschaften buchstäblich unter die Räder kommt und sich die Fehler vermeintlicher Patentrezepte der Vergangenheit wiederholen – die verhängnisvolle Vision von der „autogerechten Stadt“, die Kanalisierung der Flüsse und die Flurbereinigung, deren „schädliche Nebenwirkungen wir heute mit viel Geld zu korrigieren versuchen“.

Trotz mancher Hindernisse und dem wachsenden Gegenwind, mit dem sich die schwarz-gelbe Bundesregierung derzeit konfrontiert sieht, bricht der Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland immer neue Rekorde. Vergangenes Jahr knackten die Regenerativen erstmals die 20-Prozent-Marke. Ihr Anteil an der Brutto-Strom-erzeugung stieg auf 21,9 Prozent. Spitzenreiter mit einem Anteil von 7,3 Prozent war die Windenergie, gefolgt von Biomasse (5,8), Photovoltaik (4,6) und Wasserkraft mit 3,3 Prozent. Schon in wenigen Jahrzehnten soll der gesamte Strombedarf aus regenerativen Quellen gedeckt werden. Dafür braucht es noch viele neue Windräder, Sonnenkollektoren und Biogasanlagen. Sie rücken den Bürgern immer dichter auf den Pelz.

Es gibt ein Zauberwort, um die widerstreitenden Interessen unter einen Hut zu bringen

Im Zentrum der Auseinandersetzungen um die sich immer deutlicher abzeichnenden Schattenseiten der Energiewende steht die Windkraft. Während der Ausbau der Windkraft zur See (Offshore) stockt, boomen die Windmühlen auf dem Festland (Onshore). Sie sollen nach derzeitigem Stand die Hauptlast der Energiewende schultern. Leider sind die mittlerweile bis zu 200 Meter hohen Türme schlichtweg nicht zu übersehen. Deswegen sorgen sich Landschaftsschützer, dass die Schönheit so manch deutscher Kulturlandschaft bald Vergangenheit sein könnte. Es geht aber auch um die Sorgen der Anwohner vor Lärmbelästigung und Schattenwurf und die Angst von Ornithologen, dass die angeblichen „Vogelschredder“ ihren jahrzehntelangen Kampf für die heimische Vogelwelt zunichte machen könnten.

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Längst ihre Unschuld verloren hat die Biogaserzeugung. Seit die Bauern wie wild Energiemais anbauen, beklagen Umweltschützer eine Verödung ganzer Landstriche (siehe natur, Heft 05/2013, S. 76). Ehemals artenreiches Grünland wird im Rekordtempo und manchmal sogar illegal zu Intensiväckern umgebrochen. Im Vergleich zu diesen Kollateralschäden machen sich die Auseinandersetzungen auf dem Feld der Solarenergie vergleichsweise harmlos aus, wenn man von den politischen Schlachten um deren angemessene Förderung absieht. Schließlich ist auch die energetische Nutzung der Wasserkraft nicht folgenlos. Zwar sind die meisten Flüsse ohnehin schon verbaut. Doch jetzt fürchten Naturschützer, dass sich im Zuge der Energiewende auch noch die letzten frei fließenden Flussabschnitte in Stauseen verwandeln könnten. Und weil der schöne, grüne Strom ja auch „eingesammelt“ und in die Verbrauchszentren transportiert werden muss, braucht es viele Hundert Kilometer neuer Hochspannungsleitungen. Auch die sind vielen Menschen ein Dorn im Auge (siehe „Neue Leitungen braucht das Land“ unten).

Doch es gibt ein Zauberwort, mit dem es gelingen könnte, die widerstreitenden Interessen vielleicht doch unter einen Hut zu bringen. Dieses Zauberwort heißt Planung. Beispiel Windkraft: Seit der Bundesgesetzgeber im Jahre 1997 Windkraftanlagen baurechtlich privilegierte, können die Räder praktisch überall errichtet werden. Jetzt geht es nur noch um das „wie“. Soll man die Entscheidung, wo die markanten Mühlen stehen werden, allein privaten Investoren überlassen, die Windräder vorrangig dort platzieren, wo der Wind am stärksten weht und der höchste Stromertrag zu erzielen ist? Oder gibt es eine Chance, den Ausbau „raum-planerisch“ zu steuern und dabei „weiche Faktoren“ wie Fragen des Naturschutzes und der Landschaftsästhetik angemessen zu berücksichtigen?

„Ein klares Ja“, sagt Thomas Engel, Bereichsleiter Wirtschaft, Landesentwicklung und Verkehr bei der Regierung von Oberfranken in Bayreuth. Vor ihm liegt eine Karte. Es handelt sich um den Entwurf des Regionalplanes Oberfranken Ost. Sogenannte Vorrangge-biete für Windparks sind rot schraffiert. Sie wurden in einem komplizierten Auswahlverfahren festgelegt. Dabei fallen Standorte, die zu nah an menschlichen Behausungen liegen, ebenso heraus wie Naturschutzgebiete, nach EU-Recht geschützte Vogelschutz- und sogenannte Flora-Fauna-Habitat-Gebiete sowie grundsätzlich auch Landschaftsschutzgebiete. Nationalparks sind ohnehin tabu. „Unser erklärtes Ziel ist es, die Anlagen zu bündeln und eine Verspargelung der Landschaft zu vermeiden“, sagt Engel. Letztlich läuft diese Praxis darauf hinaus, der Windkraft gewisse Räume zur Verfügung zu stellen, um dafür andere freizuhalten. „Leider gibt es keine Form der Energieerzeugung, die nicht mit irgendwelchen Umwelteingriffen verbunden ist“, sagt Engel.

Auch Peter Ahmels, der bei der Deutschen Umwelthilfe Lobbyarbeit für die Erneuerbaren betreibt, ist davon überzeugt, dass es gelingt, Konflikte um die Windkraft mit Mitteln der Raumplanung zu entschärfen. „Die Leute haben aus dem Wildwuchs an der Küste gelernt. Heute wird viel gründlicher geplant.“ Wenn man auf Bundesländer wie Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg schaut, wird man seinen Optimismus nicht teilen können. In beiden rot-grün- bzw. grün-rot-regier-ten Bundesländern wurde die Regionalplanung absichtsvoll geschwächt, um den Ausbau der Windkraft kräftig anzukurbeln. In Rheinland-Pfalz soll bis 2020 die Stromerzeugung aus Windkraft verfünffacht werden, dabei besitzt das Land mit rund 1250 Windmühlen heute schon so viele, wie im weitaus größeren Baden-Württemberg bis 2020 geplant sind. Widerstand hat sich längst formiert. Ende vergangenen Jahres warnten gleich zehn rheinland-pfälzische Umweltverbände vor einer „Katastrophe für die Landschaft“. Die Landesregierung beschwichtigte: Naturschutzgebiete, Kernzonen von Biosphärenreservaten und UNESCO-Welterbe-gebieten sowie Nationalparks seien für Windmühlen tabu. Dies gelte auch für „schutzwürdige Landschaften von landesweiter Bedeutung“ wie das Moseltal oder die Haardt mit der pfälzischen Weinstraße.

Getty-Images-Creative-RF-2.123996766-Preview.jpgBeim Streit um die Windkraft geht es aber nicht nur um ästhetische Fragen, sondern auch um die direkte Belastung von Menschen durch Lärm oder rhythmischen Schattenwurf der sich drehenden Rotoren. Ausreichend große Abstände zwischen Windkraftwerken und Wohngebieten – eingebürgert haben sich 500 bis 1000 Meter – sollen dies weitgehend verhindern. Es gibt auch technische Möglichkeiten wie eine von der Intensität des Sonnenlichtes gesteuerte Abschaltautomatik, die gewährleisten soll, dass die „tatsächliche Beschattungsdauer“ auf die gesetzlich erlaubten acht Stunden pro Jahr begrenzt wird. Ein ausreichender Sicherheitsabstand soll darüber hinaus die bedrohliche optische Wirkung mindern, die von den bis zu 200 Meter hohen Kolossen ausgehen kann. Nicht zuletzt deshalb werden oft Standorte im Wald bevorzugt, weil dann der untere Bereich einer Windkraftanlage durch Bäume verdeckt wird. Wobei Windparks im Wald wiederum für bestimmte Fledermauspopulationen problematisch sein können. Überall lauern Konflikte.

Jede Landschaft sollte schön sein und die Windräder sollten sinnstiftend in die Umgebung eingefügt werden

Vielleicht sollte man gar nicht erst versuchen, die Windräder zu „verstecken“ oder in bestimmte Zonen abzuschieben, sondern offensiv und gestalterisch mit ihnen umgehen. „Jede Landschaft sollte schön sein“, lautet das Credo von Sören Schöbel, Landschaftsarchitekt an der Technischen Universität München (TUM). Auch Infrastrukturprojekte wie Autobahnen und Windräder sollten nach ästhetischen Kriterien geplant und „sinnstiftend“ in die Landschaft eingefügt werden, meint Schöbel, der zu dieser Frage einen Leitfaden herausgebracht hat. So könnten die Anlagen den Reliefformen der Naturräume, den Kanten, Kämmen, Faltungen und Geländesprüngen folgen. Den Weg, Windkraftanlagen bevorzugt in „vorbelasteten“ Regionen zu konzentrieren, hält er für falsch. „Das verstößt aus meiner Sicht sogar gegen die Verfassung. Man kann doch Leuten in einer bestimmten Gegend nicht sagen, jetzt habt ihr schon die Autobahn, jetzt bekommt ihr auch noch alle Windräder.“

Es ist wahrlich nicht leicht, es allen recht zu machen. Rosner steht auf einer Anhöhe nahe Landau an der Isar und zeigt auf sein negatives „Highlight“. Hier hat ein einfallsreicher Bauer seine Biogasanlage mit einem fußballfeldgroßen Solardach überspannt. Was für den Besitzer eine prima Investition ist, hält Rosner für einen Schandfleck in der sanfthügeligen Landschaft. Auch die vielen eintönigen Maisfelder gefallen ihm nicht. Seit 2005 hat sich die Anbaufläche von Energiemais in Deutschland verzehnfacht. Doch der Siegeszug dieser intensiv bewirtschafteten Monokulturen hat das Image der Biomassenutzung stark angekratzt.

Bürgerproteste gegen große Solarparks in offener Flur sind dagegen abgeebbt, seitdem nur noch Anlagen gefördert werden, die auf vorbelasteten Flächen, etwa entlang von Autobahnen oder auf „Konversionsflächen“ gebaut werden. Dafür ist der Boom der Kollektoren auf Hausdächern ungebrochen, was zumindest Denkmalschützern schlaflose Nächte bereitet. Sie versuchen, Kulturdenkmäler und ganze Dachlandschaften vor einer möglichen Verschandelung mit den Glitzer-Paneelen zu bewahren. Solaranlagen etwa auf Kirchen, Kapellen, Kloster-, Schloss- und Burganlagen sowie anderen Denkmälern mit besonderer historischer, kunsthistorischer, städtebaulicher oder landschaftsprägender Bedeutung seien „regelmäßig abzulehnen“, heißt es in einer von Greipls Behörde erlassenen Beratungsrichtlinie. Der bayerische Denkmalpfleger sieht darin keinen Widerspruch zu der von der Bevölkerung mit großer Mehrheit befürworteten Energiewende. „Schließlich ist der rechnerische Beitrag der Baudenkmäler zur Gewinnung erneuerbarer Energien verschwindend gering – selbst wenn man die Belange des Denkmalschutzes einmal komplett außen vor lässt.“

Auch Josef Rosner, Architekt und Umweltschützer, ärgert sich nicht nur über gigantische „Solarstadl“, sondern auch über manch unsensibel angebrachte Solaranlage auf den Dächern der wenigen erhaltenen alten Bauernhäuser. Und nicht nur er fragt sich, warum die ökologisch sinnvollste Energieform so stiefmütterlich behandelt wird: das Energiesparen.

Er bezweifelt, dass der verschwenderische Verbrauch von Energie, den sich die Menschen in den hochindustrialisierten Ländern in Zeiten fossilen Überflusses angewöhnt haben, allein mit Wind, Sonne und Co. gedeckt werden kann – vor allem, wenn auch noch die gesamte deutsche Autoflotte elektrisch bewegt werden soll. Gegen Windräder hat Rosner nichts einzuwenden. Am liebsten würde er eines dieser Ungetüme auf seinem eigenen Grundstück aufstellen. Das geht aber nicht, wegen zu geringer Abstände zu seinen Nachbarn. „Schade“, sagt Rosner, „ich finde die Dinger richtig schön“.

 

Neue Leitungen braucht das Land

Ohne Netzausbau wird es nichts mit der Energiewende, diese Erkenntnis hat sich mittlerweile durchgesetzt. Vor mallem der im Norden an Land und zur See erzeugte Windstrom muss irgendwie in die industriellen Zentren des Südens geleitet werden. Doch wie viele Trassen wirklich gebraucht werden und wo sie verlaufen sollen, darüber ist längst ein politischer Streit entbrannt.

Derzeit gibt es in Deutschland mehr als 1,5 Millionen Kilometer Stromleitungen. Rund 20 000 Kilometer für Höchstspannungen (220 bis 380 Kilovolt), 76 000 Kilometer Hochspannungsleitungen (60 bis 220 KV), 507 000 Kilometer Mittelspannungsleitungen (1 bis 60 KV) und 1,16 Millionen Kilometer Niedrigspannungsleitungen. Letztere verlaufen immer unter der Erde. Nach dem im Mai 2012 vorgestellten Netzentwicklungsplan der Bundesregierung sollen bis 2010 allein 3 800 Kilometer neue Höchstspannungsleitungen gebaut und 4 400 erneuert werden. Gesamtkosten: 20 Milliarden Euro. Dazu kommen Tausende Kilometer neuer, unterirdischer Verteilnetze auf lokaler Ebene.

Viele Umweltorganisationen halten diese Planungen für überzogen. Sie argwöhnen, dass die Stromkonzerne auch mehr Kohlestrom durch die neuen Leitungen transportieren wollen und fordern, den Plan abzuspecken und vorhandene Leitungen besser auszunutzen. Vor Ort kämpfen zudem viele Bürgerinitiativen gegen die auffälligen Masten; sie sorgen sich um die Landschaft, den Wert ihres Eigenheimes oder wegen des Elektrosmogs um ihre Gesundheit.

Als Alternative zu oberirdischen Trassen plädieren sie oft für Erdkabel. Doch die unterirdische Verlegung von Höchstspannungsleitungen ist technisch noch nicht ausgereift und nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe drei bis sechsmal so teuer wie Freileitungen. Anders sieht es bei Leitungen bis 110 Kilovolt aus. Hier akzeptiert die Bundesnetzagentur im Prinzip eine unterirdische Verlegung und ermöglicht den Netzbetreibern, die höheren Kosten (bis zu Faktor 2,75) auf die Verbraucher abzuwälzen.

Um die Bürger für den Netzausbau zu gewinnen, experimentieren Netzbetreiber wie Tennet auch mit neuen Mastentypen. Die in Holland entwickelten Wintrack-Masten mitzwei schlanken Pylonen sehen zumindest etwas eleganter aus als die üblichen Gitterkonstruktionen. Zudem sollen sie ein kleineres Magnetfeld aufweisen. Eine kurze Teststrecke gibt es in Holland schon. Die deutsche Tennet-Tochter arbeitet derzeit an einem modifizierten Konzept für den neuen Mastentyp, das deutschen Normen entspricht. Ziemlich ausgeflippte Masten in Form zyklopenhafter Menschengestalten haben Designer unter anderem für den isländischen Netzbetreiber Landsnet entworfen. Realisiert wurden die spektakulären Entwürfe bislang allerdings nicht.

 

Interview

Gute Planung ist das A und O

Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann über potentielle Gefahren der grünen Energien für die Vogelwelt.

natur: Herr Lachmann, vielen Vogelschützern dreht sich beim Anblick eines Windrades der Magen um. Sind die Rotoren wirklich die berüchtigten Vogelschredder?
Lachmann: Es kommt sehr auf den Standort an. Potentiell können Windkraftanlagen für bestimmte Vogelarten gefährlich sein.

Gibt es belastbare Zahlen?
In der Vogelwarte Brandenburg wird seit zehn Jahren ein deutschlandweites Register gemeldeter Vogelschlagopfer geführt. Die Bilanz bis 2012: 198 Mäusebussarde, 168 Rotmilane, 69 Seeadler und drei Schreiadler. Die Dunkelziffer ist allerdings hoch.

Welche Tiere sind besonders gefährdet?
Vor allem Vögel, die in Höhe der Rotoren fliegen und ausdauernd kreisen, um nach Beute Ausschau zu halten. Gerade beim Rotmilan gibt es inzwischen auch eine erste Studie, die statistisch nachweist, dass die derzeitigen Verluste dieser Art an Windkraftanlagen in Bran-denburg die Grenze zur Bestandsgefährdung erreicht haben.

Gibt es neben dem direkten Vogelschlag noch andere Gefahren, die Windräder verursachen?
Es gibt noch das sogenannte Scheuchproblem. Manche Arten wie Kraniche oder Wildgänse meiden Windkraftwerke in einem Umkreis von etwa zwei Kilometern. Je mehr Windräder dort stehen, desto kleiner werden die Habitate dieser Tiere. Daher ist gute Planung das A und O.

Wie kritisch sehen Sie Windparks im Meer?
Hier ist die Datenlage noch dünner als bei Windkraftwerken an Land. Von Bohrtürmen und Schiffen kennen wir das Problem, dass beleuchtete Strukturen die Vögel anlocken können, etwa wenn Nebel herrscht.

Auch der Ausbau der Biomasse ist für viele Vogelschützer ein heißes Eisen…
Wir haben bei Feldvögeln einen dramatischen Rückgang um mehr als die Hälfte seit 1985. Da hat die zunehmende „Vermaisung“ der Agrarlandschaften im Zuge des Ausbaus von Biogasanlagen einen großen Anteil. In Zukunft darf nicht mehr der großflächige Anbau von Biomasse speziell für die Biogaserzeugung, sondern nur noch die Verwendung von Reststoffen aus der Land- und Forstwirtschaft gefördert werden. Außerdem sollte der weitere Umbruch von Grünland verboten werden. Polen kann uns dabei als Vorbild dienen. Hier sind in den letzten Jahren viele Pelletieranlagen entstanden, die ausschließlich mit dem Grün-schnitt von extensiv bewirtschafteten Agrarflächen gefüttert werden.

 

Lars-Lachmann_DSC00069.JPGLars Lachmann arbeitete von 2002 bis 2012 bei der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) in Großbritannien. Heute koordiniert er als Referent für Ornithologie und Vogelschutz beim NABU-Bundesverband die bundesweite Vogelschutzarbeit der Organisation.

© natur.de – natur Autor
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