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EU-Konsumhunger frisst Wald

Deutschland: ein Top-Importeur von waldzerstörenden Gütern

EU-Konsumhunger frisst Wald
Importe in die EU
Hauptabnehmer für Güter von illegal entwaldetten Flächen in der EU (Foto: Fern.org)
Der Konsumhunger der EU treibt die illegale Entwaldung der Tropen voran. Fast ein Viertel aller Güter auf dem Weltmarkt, die auf illegal gerodeten Waldflächen erzeugt werden, landet in der EU. Im Durchschnitt wird alle zwei Minuten ein Waldstück von der Größe eines Fußballfelds illegal abgeholzt, um uns mit Konsumgütern zu versorgen.

Wenn in den Tropen Wälder abgeholzt werden, um Platz für Felder zu schaffen, dann dient dies in erster Linie dem Export: Ein Großteil der auf solchen Feldern erzeugten Produkte landen nicht bei den Einheimischen, sondern letztlich bei uns – in den Industrieländern. „Es ist schon länger bekannt, dass die EU führend beim Import von Produkten ist, die die Entwaldung antreiben“, erklärt Saskia Ozinga, Kampagnen-Koordinatorin bei Fern. „Dies ist aber das erste Mal, dass wir anhand von Daten belegen können, dass ein Großteil dieser Entwaldung obendrein illegal ist.“

Soja, Palmöl und Rinderprodukte

Konkret zeigen die Daten, dass die EU allein im Jahr 2012 Güter im Wert von sechs Milliarden Euro importierte, die aus illegal gerodeten Waldflächen stammen. Darunter sind ein Viertel des gesamten Sojas aus solchen Flächen auf dem Weltmarkt, 18 Prozent des Palmöls, sowie 15 Prozent des Rindfleischs und 31 Prozent des Leders von Tieren, die auf illegal entwaldeten Flächen gehalten werden.

Ein Großteil dieser Produkte stammt dabei aus Brasilien und Indonesien – Regionen, in denen nach Schätzungen von Experten 80 bis 90 Prozent aller Rodungen illegal sind. „Der Konsum der EU zerstört dort nicht nur die Umwelt und trägt zum Klimawandel bei“, erklärt Sam Lawson, einer der Autoren des Berichts. „Die illegale Natur der Entwaldung treibt auch die Korruption voran und führt zu Gewalt und Missachtungen der Menschenrechte.“

Deutschland gehört zu den Top-4-Abnehmern

Ein Großteil der ökologisch fragwürdigen Produkte gelangt per Schiff über die niederländischen Häfen nach Europa und wird dann dort auf die Länder verteilt. Dabei gehören die Niederlande, Deutschland, Frankreich und Großbritannien zu den größten Abnehmern dieser Güter: 75 Prozent der in die EU importierten waldzerstörerischen Güter landen in diesen vier Ländern, wie die Forscher berichten.

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Je nach Land dominieren dabei unterschiedliche waldzerstörende Güter, wie die Forscher berichten. So ist Deutschlands illegaler Wald-Fußabdruck vor allem von importiertem Palmöl geprägt, das für Kosmetika und in der Lebensmittel-Industrie eingesetzt wird. Ähnliches gilt auch die Niederlande. In Italien, dem Land der Designerschuhe und Handtaschen ist es dagegen das importierte Leder, das die negative ökologische Bilanz bestimmt. Frankreich importiert dagegen vor allem Soja von illegal entwaldeten Plantagen und in Großbritannien dominiert das Rindfleisch die schlechte Bilanz.

Ein Aktionsplan ist nötig

Nach Ansicht der Umweltorganisation muss die EU dringend einen Aktionsplan entwickeln, um den fortlaufenden Konsum von waldzerstörenden Gütern einzudämmen. Zudem hätte Europa genügend Marktmacht, um auch die Produktionsbedingungen in den Herkunftsländern zu beeinflussen und auf Reformen zu drängen. „Die EU hat mit einem Aktionsplan die entscheidende Chance, die Entwaldung zu stoppen, indem sie den Handel und den Konsum solcher waldzerstörender Produkte angeht“, sagt Hannah Mowat von Fern. Das sei gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zum weltweiten Klimaschutz.

Im Bericht wird durchaus anerkannt, dass viele europäische Unternehmen bereits freiwillig Schritte unternommen haben, um ihre Lieferketten „grüner“ zu machen. Einige greifen dabei bewusst bereits auf Rohstoffe und Produkte zurück, die nachweislich keine Entwaldung verursacht haben. Doch ohne eine klare Linie der EU und der Regierungen blieben solche Maßnahmen eher vereinzelt, meinen die Forscher.

Den Fern-Bericht finden Sie hier zum Download

Quelle: Fern.org

© natur.de – Nadja Podbregar
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