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Geschichten zum Feiern

Indigene Völker

Geschichten zum Feiern
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Brasilien-Guarani
Nur zu oft berichten die Medien vom Unrecht, das vielen indigenen Völkern widerfährt. Aber zwischen all den Geschichten von Gewalt und Vertreibung gibt es auch Erfolge, die Hoffnung machen. Ein Jahresrückblick in Feierstimmung

Brasilien: Die Guarani holen sich ihr Land zurück

Die 170 Guarani-Indianer der Gemeinde Pyelito Kuê/M’barakay leben auf einem kleinen Flecken Erde – eingekeilt von einem Fluss und weitflächigen Sojaplantagen. Doch Viehzüchter und Plantagenbesitzer hatten zunehmend versucht, die Gemeinde zu vertreiben. Diese Schicksal ist in Brasilien bereits vielen Guarani-Gemeinden widerfahren. Sie haben ihr Land verloren und leben nun unter katastrophalen Bedingungen entlang der Straßenränder.

Die Guarani von Pyelito Kuê/M’barakay hielten jedoch an ihrem Stückchen Land fest. Im März 2013 erreichte sie dann die erlösende Nachricht: Die Regierung erkannte das Land als indigenes Gebiet zur exklusiven Nutzung an und gab es an die Guarani zurück, bis der offizielle Prozess der Demarkierung des Gebiets abgeschlossen ist. „Wir sind sehr glücklich. Wir haben um unser Land gekämpft, weil es uns gehört“, erklärt ein Sprecher der Gemeinde. „Wir wurden von den Viehzüchtern bedroht, aber wir geben nicht auf. Wir brauchen dieses Land zum Leben.“

 

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Indien: Die wiedergewonnenen Honigvorräte der Soliga

Rund 20.000 Soliga leben heute im indischen Bundesstaat Karnataka. Das Volk ist seit Generationen eng mit seinem Land in den Biligirirangan-Bergen verbunden, wo es von den Erzeugnissen des Waldes und seinen Tieren lebt. Doch in den vergangenen Jahren kam es vermehrt zu Spannungen mit Forstbeamten. Diese drängten darauf, die Volksgruppe aus den Wäldern auszuweisen – um des Naturschutzes willen. Der Konflikt spitzte sich zu, als Forstbeamte die gesamten Honigvorräte der Soliga beschlagnahmten. Mit der Unterstützung lokaler Organisationen brachte die Volksgruppe den Fall vor Gericht und bekam im Juni 2013 Recht. Das Gericht wertete die Beschlagnahmung als direkte Verletzung des indischen „Forest Rights Act“, der indigenen Völkern das Recht garantiert, in und von ihrem Wald zu leben, ihn zu schützen und ihr Land zu verwalten.

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Tansania: Unermüdlicher Widerstand zahlt sich aus

Zu Beginn dieses Jahres hatte die tansanische Regierung angekündigt, in Loliondo auf Massai-Land ein neues Naturschutzgebiet einzurichten. Die eindrucksvolle Landschaft der Serengeti ist als Safari-Reiseziel weltberühmt, doch die Gründung vieler Naturschutzgebiete, einschließlich der berühmten Nationalparks Serengeti und Maasai Mara, hat dazu geführt, dass Tausende Angehörige indigener Völker bereits von ihren angestammten Gebieten vertrieben wurden.

Die Massai in Loliondo widersetzen sich vehement der Enteignung und Zwangsumsiedelung ihrer Dörfer. Rund 2400 Quadratkilometer Land sollten sie im Namen des Naturschutzes abtreten. Survival International machte in einer weltweiten Kampagne auf den Fall aufmerksam, die im September 2013 Wirkung zeigte: Der Premierminister Mizengo Pinda widerrief die Pläne und versicherte, dass das Gebiet im Besitz der Massai verbleiben soll – die sich „seit Menschengedenken gut um das Gebiet gekümmert haben“, so der Premier.

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Die Entscheidung sorgte für Erleichterung – auch weil die Massai einen langen Atem bewiesen: „Was für ein Kampf! 20 Jahre hat er gedauert, aber das Land ist wieder unser“, freut sich der Massai Samwel Nangiria. „Wir bedanken uns für die weltweite Unterstützung!“

 

USA: Glückliche Wendung nach dem Ende

Für die Hopi in Arizona war es ein offener Affront, als jüngst das Pariser Auktionshaus EVE Kultobjekte der Volkgruppe zur Versteigerung anbot. Erst im April 2013 hatte das französische Auktionshaus Neret-Minet Tessier & Sarrou 70 sogenannter Katsinam versteigert und die Bitten der Hopi sowie internationale Proteste ignoriert. Auch der Schauspieler Robert Redford hatte sich den Protesten angeschlossen. Er nannte die Auktion eine „kriminelle Handlung“ sowie „ein Sakrileg“ und forderte die Rückgabe der Objekte an die Hopi.

„Allein die Tatsache, dass ein Preisschild an diese kulturell bedeutenden und religiösen Objekte geheftet wurde, ist mehr als empörend“, ergänzt Leigh Kuwanwisiwma, Direktor des Hopi Cultural Preservation Office. „Sie sind schlicht ohne Marktwert.“

Survival International versuchte die zweite Auktion zu stoppen. Zusammen mit den Hopi beantragte die Organisation eine Anhörung vor Gericht. Vergeblich: Die Versteigerung konnte nicht unterbunden werden.

Doch die Hopi hatten Glück im Unglück: Die US-amerikanische Annenberg Foundation ersteigerte 21 der Katsinam, mit dem Ziel sie an ihre rechtmäßigen Besitzer, die Hopi, zurückzugeben. Sam Tenakhongva, ein Hopi-Katsina-Priester, dazu: „Dies ist ein großer Tag, nicht nur für das Hopi-Volk, sondern auch für die gesamte internationale Gemeinschaft“, so der indianische Priester. „Die Annenberg Foundation hat gezeigt, wie man das Richtige tut. Wir hoffen, dass es anderen als Beispiel dient. Gegenstände mit großem kulturellem und religiösem Wert können nur von denen gepflegt werden, die über das entsprechende Wissen verfügen und die rechtmäßige Verantwortung besitzen. Sie können nicht einfach verkauft werden.“

Sarah Gilbertz, Survival International

 

Sahra-Gilbertz.jpgZur Autorin

Sarah Gilbertz hat in Trier Medienwissenschaft und Germanistik studiert. Nach einem Aufenthalt als Volontärin in Indien hat sie Survival International zunächst als Freiwillige unterstützt. Bei Survival arbeitet sie heute in London als Press Assistant und koordiniert die europäischen Büros.

Fotos: Survival International

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