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„Ich bin hart im Nehmen“

Interview mit einem Weltraumteleskop

“Ich bin hart im Nehmen”
Das Hubble-Weltraumteleskop über Astrofotografie, die Schönheit Planetarischer Nebel und die Kunst des starken Abgangs. Hubble, altes Haus! Alles in Ordnung? Ja, warum, was soll sein? Ihre Hauptkamera ist doch kaputtgegangen. Stimmt, blöde Sache. Kurzschluss. Ist wohl nicht mehr zu retten. Aber nur die Ruhe, ich bin hart im Nehmen – und habe immer einen Trumpf in der Hinterhand. Welchen Trumpf meinen Sie? Na mein zweites Kamerasystem! Damit habe ich dann gleich ein paar fantastische Bilder

Ja, warum, was soll sein?

Ihre Hauptkamera ist doch kaputtgegangen.

Stimmt, blöde Sache. Kurzschluss. Ist wohl nicht mehr zu retten. Aber nur die Ruhe, ich bin hart im Nehmen – und habe immer einen Trumpf in der Hinterhand.

Welchen Trumpf meinen Sie?

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Na mein zweites Kamerasystem! Damit habe ich dann gleich ein paar fantastische Bilder von dem Planetarischen Nebel NGC 2440 geschossen. So können alle sehen: Mit dem alten Hubble ist noch zu rechnen.

Sie haben eine steile Karriere hinter sich. Anfangs sollten Sie vor allem die Hubble-Konstante messen, die die Ausdehnung des Universums beschreibt …

Kinderkram! Das war schnell erledigt. Ich bin zu Höherem berufen! Ich will schließlich die Wissenschaft voranbringen – und ab und zu ein bisschen Kunst machen.

Das scheint Ihnen gelungen zu sein.

Und wie! Seit 1990 habe ich Unmengen von Daten geliefert und ganz neue Maßstäbe für Fotos aus dem All gesetzt. Dank mir wisst ihr Erdlinge jetzt bestens über die Entstehung von Sternen, die Eigenschaften von Schwarzen Löchern und die Struktur des Universums Bescheid. Und sogar Galaxien am Rand des Weltalls habe ich fotografiert – über 13 Milliarden Lichtjahre entfernt. Die Astronomen waren begeistert!

Einer nannte Sie “den größten Fortschritt in der Astronomie seit Galileis Teleskop”.

Toll, nicht? Glücklicherweise haben die Jungs von der NASA mich so konstruiert, dass sie mich aufrüsten können. So kriege ich immer mal wieder

eine neue Optik oder einen stärkeren Computer – und schon liefere ich noch sensationellere Bilder.

Ihre Aufnahme von dem Roten Riesenstern V 838 Mon wurde mit van Goghs Gemälde “Sternennacht” verglichen.

Wurde sie das? Vielleicht weil sie erstmals die riesigen Gaswirbel um den Stern herum sichtbar machte. Wir Genies sehen eben Dinge, die andere nicht sehen.

Sie scheinen überhaupt inspirierend zu wirken. Die Pressemeldungen der NASA klingen niemals sonst so lyrisch wie bei Ihnen …

. ist Ihnen das auch aufgefallen? Die lieben mich! Und Schüler aus Baltimore haben mir sogar Gedichte gewidmet. Eins der Gören hat ein geradezu zärtliches Poem über den Nebel NGC 7635 geschrieben: “Fiery blasts eat into the blackness / Fingers reaching out to burst / The vibrant rainbow bubble .” Irre!

Wie geht es denn mit Ihnen weiter? Spätestens 2013 soll das deutlich stärkere James-Webb-Teleskop Ihren Job übernehmen.

Zum Teufel, ich kann’s nicht mehr hören! Sechseckige Spiegelsegmente aus Beryllium! 6,5 Meter Durchmesser! Winkelauflösung bis 0,03 Bogensekunden, pah! Der kann zwar mehr als ich, aber meine Ausdauer soll der Fatzke erst mal nachmachen. Die werden mir noch nachtrauern. Ohnehin will ich doch schwer hoffen, dass der NASA zu meinem Ende etwas Originelleres einfallen wird, als mich einfach abstürzen zu lassen.

Welches Ende stellen Sie sich da vor?

Sie kennen ja die Geschichte, dass mein Namenspate, der Astronom Edwin Hubble, als erster Mensch auf dem Mond begraben wurde. Beziehungsweise seine Asche. Das stimmt zwar nicht – aber so was in der Art erwarte ich mir. Einen richtig starken Abgang. Das muss schon drin sein, nach all den Jahren.

GESPRÄCH: MARTIN RASPER

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Kul|tur|fol|ger  〈m. 3; Biol.〉 Tier od. Pflanze, das bzw. die durch die Veränderung der Landschaft durch den Menschen geeignete Lebensbedingungen erhält u. daher in der Nähe menschl. Ansiedlungen auftritt, z. B. Ackerunkraut, Hausmaus; Ggs Kulturflüchter … mehr

flüch|tig  〈Adj.〉 1 auf der Flucht befindlich, entflohen 2 vorübergehend, vergänglich … mehr

Sturm|schwal|be  〈f. 19; Zool.〉 Angehörige einer zu den Sturmvögeln gehörigen Unterfamilie von gewandten, zierlichen Hochseevögeln: Hydrobatinae

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