So unpassend ist der Zeitpunkt dabei nicht: Auch der Karneval steht ursprünglich für Aufsässigkeit und respektlosen Humor gegenüber der Obrigkeit. Nicht selten nutzen die Gestalter der Wagen auf den Rosenmontags-Umzügen die Chance, der Politik einen kritischen Spiegel vorzuhalten. Genau das wollen auch die Veranstalter der COP23-Klimademonstration am Samstag erreichen.
Demo mit Humor
Unter dem Motto: „Schluss mit dem faulen Zauber – wir treiben die bösen Geister des Klimawandels aus: Kohle, Erdöl, Atom!“ soll den Delegierten der Weltklimakonferenz in Bonn noch einmal deutlich gemacht werden, dass Handeln jetzt dringend nötig ist. Die Demo trägt dabei bewusst auch karnevalistische Züge: So wird ein „Geisterschiff“ den Zug begleiten und die „Kölner Pappnasen“ geben ebenfalls ihren Senf dazu.
Veranstaltet wird die Demonstration vom Bündnis „No Climate Change“, einem Zusammenschluss von Attac, Umweltorganisationen, Initiativen und Vertretern der Linken und Grünen. Die Auftaktkundgebung beginnt um 10:30 Uhr am zentralen Busbahnhof in Bonn gegenüber dem Hauptbahnhof. Um 11:11 Uhr setzt sich der Demonstrationszug dann in Richtung COP23-Tagungsgelände in Bewegung.
Ökologisch und sozial zugleich
Die Veranstalter möchten deutlich machen, dass Klimawandel nicht allein ein Umweltproblem ist, sondern Ergebnis der wachstums- und profitorientierten Produktionsweise, für die die Industrie- und Schwellenländer bisher stehen. „Erneuerbare Energien und effizientere Technologien werden allein nicht ausreichen, um die nötigen Reduktionen beim CO2-Ausstoß zu erreichen“, sagt Werner Rätz von der Attac-Arbeitsgruppe Jenseits des Wachstums: „Was nottut sind mutige Schritte industrieller Abrüstung besonders in den Ländern des Nordens.“
„Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssen zwei Drittel des Erdöls, die Hälfte des Erdgases und 80 Prozent der Kohlereserven im Boden bleiben. Auto- und Flugverkehr müssen drastisch reduziert werden. Die industrielle Landwirtschaft muss nach und nach durch eine bäuerliche, umweltgerechte Landwirtschaft ersetzt werden“, sagt Dagmar Paternoga von Attac Bonn. Wenn Klimaschutz mehr als Symptome bekämpfen soll, dann seien daher gesellschaftliche Lösungsansätze nötig, mit denen soziale Ungerechtigkeiten und Naturzerstörungen gleichzeitig überwunden werden. Es gelte, eine sozial-ökologische und solidarische Gesellschaft aufzubauen.
Bereits kurz vor Beginn der Klimakonferenz hatten in Bonn 25.000 Menschen für mehr Klimaschutz und für einen Kohleausstieg demonstriert. Dabei blieb es friedlich – es ist zu hoffen, dass dies auch für den „närrischen“ Umzug an diesem Samstag gilt.