„Der Nigeria-Kamerun-Schimpanse ist die vielleicht am wenigsten erforschte Schimpansen-Unterart“, erklärt Paul Sesink Clee von der Drexel University in Philadelphia. Diese Menschenaffen ( Pan troglodytes ellioti) leben auf zwei verschiedene Habitate verteilt: Eine Population kommt in den Berg-Regenwäldern Westkameruns vor, die andere lebt im Übergangsbereich von Wald und Waldsavanne in Zentralkamerun.
Volkszählung im Schimpansenland
Um herauszufinden, wie gefährdet beide Populationen sind, haben Clee und seine Kollegen zunächst die bisher genaueste „Volkszählung“ der beiden Gruppen durchgeführt. Dafür werteten sie unter anderem Kotproben und Freilandbeobachtungen aus. Anschließend untersuchten sie mit Hilfe eines Klima- und Vegetationsmodells, wie sich die Lebensräume dieser Schimpansen durch den Klimawandel bis 2020, 2050 und 2080 verändern werden.
Das Ergebnis fällt vor allem für die Schimpansen der Waldsavanne extrem düster aus: Ihr Lebensraum wird den Prognosen nach schon bis 2020 dramatisch schrumpfen, weil der Waldbestand durch zunehmende Erwärmung und Trockenheit immer weiter ausdünnt. Selbst wenn man alle sonstigen menschlichen Einflüsse wie Rodung, Wilderei oder Landwirtschaft außer Acht lässt, könnte die Waldsavanne in Kamerun bis 2080 sogar vollständig verschwunden sein, wie die Forscher berichten.
Unmittelbar vom Klimawandel bedroht
„Wir waren überrascht, dass die Nigeria-Kamerun-Schimpansen in der Waldsavanne so unmittelbar durch den Klimawandel bedroht sind“, sagt Clee. Die Erwärmung wirkt sich damit stärker und unmittelbar auf die Menschenaffen aus als bisher angenommen.“ Sie könnten ihr Habitat noch zu unseren Lebzeiten komplett verlieren“, warnt der Biologe. Immerhin leben zurzeit rund die Hälfte der geschätzten 6.000 Schimpansen dieser Unterart in dem akut bedrohten Gebiet. Schaffen sie es nicht, sich anzupassen oder rechtzeitig auszuwandern, wäre das für diese engen Verwandten von uns Menschen möglicherweise das endgültige Aus.
Ein kleiner Lichtblick: Die Population in den Berg-Regenwäldern Westkameruns ist offenbar weniger stark vom Klimawandel betroffen, wie die Prognosen ergaben. Ihr Lebensraum wird sich trotz Erwärmung auch in den nächsten Jahrzehnten kaum verändern – es sei denn, der Mensch zerstört ihn direkt durch Rodung und andere Eingriffe.
Quelle: BioMed Evolutionary Biology, doi: 10.1186/s12862-014-0275-z
Foto: Paul Sesink Clee