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Landwirtschaft als Feinstaub-Schleuder

Weniger Ammoniak-Emissionen aus Dünger und Viehzucht könnten Menschenleben retten

Landwirtschaft als Feinstaub-Schleuder
Gülle
Durch das Ausbringen von Gülle und Dünger sowie die Viehzucht wird Ammonika frei - und der wird in der Luft zu Feinstaub umgewandelt (Foto: pixelio)
Feinstaub entsteht nicht nur durch Verkehr und Industrie, auch die Landwirtschaft hat einen hohen Anteil daran – durch Ammoniak aus Düngung und Viehzucht. Würde man diese Emissionen weltweit um die Hälfte verringern, könnten 250.000 Todesfälle vermieden werden, wie Forscher ausgerechnet haben.

Feinstaub mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern (PM2,5) gilt als besonders gesundheitsschädlich, denn die winzigen Partikel können tief in die Lunge eindringen und Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen verursachen. Bereits vor einigen Jahren schätzten Forscher, dass jährlich weltweit 3,3 Millionen Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung durch Feinstaub sterben – Tendenz stark steigend.

Mehr als nur der Verkehr

Als Quellen für den Feinstaub sind in der letzten Zeit vor allem der Verkehr und die Industrie in der Diskussion. Doch sie sind nicht die einzigen: „Öffentlich wird derzeit vor allem die Feinstaubbelastung durch den Verkehr diskutiert, andere Quellen wie etwa die Landwirtschaft werden dabei vernachlässigt“, sagt Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Welche Rolle sie für die Feinstaubbelastung spielt, haben er und seine Kollegen nun näher untersucht.

Das Ergebnis: Speziell in weiten Teilen Europas sind nicht Verkehr und Industrie die Hauptursache der Luftbelastung mit Feinstaub, sondern die Freisetzung von Ammoniak aus Viehzucht und Düngung. Das Ammoniak entweicht durch die Zersetzung von Gülle und durch die Düngung von Nutzpflanzen in die Atmosphäre und reagiert dort mit anderen anorganischen Stoffen wie Schwefel- und Salpetersäure zu Ammoniumsulfat und Nitratsalzen. Daraus entstehen Feinstaubpartikel.

250.000 Todesfälle weniger

„Daher könnte die Konzentration der Feinstaubteilchen in der Atmosphäre deutlich sinken, wenn Ammoniakemissionen in der Landwirtschaft vermieden würde“, sagt Lelieveld. Die Berechnungen der Forscher ergaben, dass eine Reduzierung aller landwirtschaftlichen Emissionen um 50 Prozent weltweit eine Abnahme von rund acht Prozent der durch Luftverschmutzung verursachten vorzeitigen Sterbefälle bewirken würde. Das entspricht einer Zahl von 250.000 Menschen pro Jahr.

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Eine weltweite Halbierung der Emissionen hätte in Europa elf Prozent, in den USA 19 Prozent und in China 34 Prozent weniger Feinstaub der Größe PM2,5 zur Folge. In Deutschland lag die durchschnittliche Belastung mit Feinstaub dieser Größe im Jahr 2015 bei rund 14 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Sie würde im 50 Prozent Minderungsszenario der Mainzer Forscher etwa auf 12,5 Mikrogramm pro Kubikmeter sinken.

Stark positiver Effekt in Europa und den USA

Besonders Europa würde von einer Minderung der Ammoniakemissionen und der dadurch geringeren Feinstaubmengen profitieren: Eine europaweite NH3-Reduktion um 50 Prozent könnte die PM2,5 Sterblichkeitsrate um fast 20 Prozent verringern – etwa 50.000 Todesfälle pro Jahr könnten so vermieden werden. In den USA würde die Sterblichkeitsrate bei einer Halbierung der landwirtschaftlichen Ammonikemissionen sogar um 30 Prozent sinken, wie die Forscher errechneten. Für Ostasien und Südasien ergäben sich dagegen nur geringe Effekte, weil hier ein Großteil des Feinstaubs aus offenen Feuern stammt.

„Emissionsregelungen sollten daher insbesondere in Nordamerika und Europa striktere Grenzwerte für Ammoniak festlegen, um die Feinstaubkonzentrationen effektiv zu reduzieren“, schlussfolgert Jos Lelieveld. Maßnahmen zur Reduktion von Schwefeldioxid (SO2) und Stickoxiden (NOx), seien für die Luftreinhaltung zwar entscheidend wichtig, sollten aber durch die Minderung von Ammonium aus der Landwirtschaft, die sich auch relativ einfach umsetzen lässt, ergänzt werden.

Quelle: Max-Planck-Gesellschaft, Fachartikel: Atmospheric Chemistry and Physics Discussion, doi: 10.5194/acp-2017-390

© natur.de – Nadja Podbregar
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