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Regenwald: Straßen für den Artenerhalt?

Alte Forstwege bieten einigen Amphibien bessere Überlebenschancen

Regenwald: Straßen für den Artenerhalt?
Forstfrosch
Der Laubfrosch Hypsiboas boans profitiert von alten Forstwegen im Regenwald: Er nutzt sie als Laichgebiet (Foto: Senckenberg/Ernst)
Wenn Straßen den Regenwald zerteilen, gilt dies gemeinhin nicht gerade als positiv. Doch zumindest in einigen Fällen können alte Forstwege durchaus ökologisch vorteilhaft sein: Einige Frösche und Kröten profitieren von ihnen und nutzen sie als Laichgebiete.

Braune Schneisen, die sich durch das sonst üppige Grün ziehen: Straßen, die durch den Regenwald verlaufen, sind in der Regel kein erfreulicher Anblick. Denn sie zeugen vom Vordringen des Menschen in diesen wertvollen Lebensraum und können für Tiere wie Barrieren wirken. Einige Naturschützer und Forscher fordern daher, zumindest alte, nicht mehr genutzte Straßen möglichst schnell wieder zu renaturieren.

Ob das wirklich in jedem Falle die optimale Lösung für den Erhalt der Artenvielfalt ist, haben nun Raffael Ernst von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden und seine Kollegen im Regenwald von Zentral-Guyana erforscht. „Wir haben die Auswirkungen von solchen Forstwegen auf die Artenvielfalt von Amphibien untersucht“, erklärt Ernst. „Dabei haben wir uns aus der Vogel- in die Froschperspektive begeben.“

Rillen und Pfützen als Laichgebiet

Der Perspektivwechsel auf die Ebene der Amphibien zeigte Überraschendes: Die alten Forstwege im Regenwald bieten zumindest einigen Fröschen sogar Vorteile. Denn in Straßenrillen und Löchern der alten Wege staut sich nach einem Regenfall das Wasser – und bleibt dort länger erhalten als anderswo im Wald. Einige Frösche nutzen diese Tümpel daher in trockeneren Zeiten als Laichgebiet.

In den wassergefüllten Fahrrinnen einer ungenutzten Straße fanden die Forscher beispielsweise Nester der Laubfroschart Hypsiboas boans. „Besonders in klimatisch für Amphibien ungünstigen Zeiten mit großer Trockenheit sichern diese künstlichen Sekundärhabitate somit das Überleben einzelner Arten – auch solcher, die potentiell gefährdet sind“, sagt Ernst.

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Keine Aufforderung zum Wegebau

Als Aufforderung für das Anlegen weiterer Wege oder gar für den Holzeinschlag im Regenwald sei dies aber nicht zu verstehen, betonen die Forscher. „Natürlich ist es für den Wald und die darin lebenden Organismen am besten, wenn diese ungestört bleiben“, sagt Ernst. „Wir wollen aber zeigen, dass Renaturierungsmaßnahmen verschiedene Aspekte berücksichtigen müssen – nicht immer ist eine Rückkehr zum ‚ursprünglichen‘ Zustand die beste Alternative für alle Organismen.“

Die Forscher empfehlen daher, die Anpassungsfähigkeit von Arten an künstlich veränderte Lebensräume bei Schutz- und Renaturierungsstrategien zu berücksichtigen. Dies sei besonders in Zeiten des globalen Klima- und Landnutzungswandels wichtig. „Grundsätzlich brauchen wir weitere und auf lange Zeiträume ausgelegte Untersuchungen, um die gesamten Interaktionen im Ökosystem Regenwald im Zuge seiner Bewirtschaftung zu verstehen“, resümiert Ernst. „Sonst besteht die Gefahr, dass wir einzelne Arten schützen, aber wichtige ökologische Funktionen verlieren.“

Quelle: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Fachartikel Frontiers in Ecology, doi: 10.1002/fee.1314

© natur.de – Nadja Podbregar
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