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See-Elefanten häuten Quecksilber ins Wasser ab

Bizarres Zeichen der Meeresverschmutzung

See-Elefanten häuten Quecksilber ins Wasser ab
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Auch die Haut von See-Elefanten ist voller Quecksilber (Foto: Image courtesy of Dr. James Harvey)
Kolosse voller Schwermetall: Durch die Belastung der Meere bauen See-Elefanten so viel Quecksilber in ihre Körper ein, dass sie während der Häutungs-Zeit den Gehalt dieses giftigen Stoffes im Küstenwasser kritisch ansteigen lassen.

Bei Quecksilber handelt es sich um ein besonders scheußliches „Geschenk“ der Menschheit an die Umwelt. Seit Beginn der Industrialisierung ist die Menge dieses giftigen Schwermetalls in den Ozeanen um das Zwei- bis Vierfache angestiegen. Als sogenanntes Methylquecksilber wird es leicht von Meerestieren aufgenommen und reichert sich in ihren Körpern zunehmend an. Mit jedem weiteren Glied in der Nahrungskette konzentriert sich das Nervengift dann – Biomagnifikation heißt das Fachwort. In den Körpern der großen Räuber kann der Quecksilbergehalt dadurch schließlich ein- bis zehnmillionenfach höher liegen als im Meerwasser.

Kritische Quecksilber-Sammlung

„Viele Studien haben sich bereits mit der Biomagnifikation in der Nahrungskette beschäftigt. Da das Element Quecksilber nicht abgebaut werden kann oder völlig verschwindet, wollten wir seinem Verbleib noch weiter nachgehen“, sagt Jennifer Cossaboon von der University of California in Santa Cruz. Den Anstoß zur Studie gaben frühere Untersuchungsergebnisse, denen zufolge Muscheln aus der Nähe von Robben-Kolonien deutlich erhöhte Quecksilberkonzentrationen aufweisen.

Dieser Spur gingen die Forscher nun nach, indem sie den Jahres-Verlauf der Gehalte im Meerwasser an der kalifornischen Küste im Bereich des Año-Nuevo-Schutzgebiets untersuchten. Hier gibt es eine große Kolonie der größten aller Robbenarten: der See-Elefanten.

Die Analysen der Wasserproben zeigten: Die Konzentration von Methylquecksilber im Meerwasser vor Año Nuevo steigt in Abhängigkeit von bestimmten Lebensphasen bei den See-Elefanten enorm an: In der Paarungszeit erhöht sich die Konzentration um das Zweifache, doch besonders krass ist der Effekt in der Häutungs-Zeit der Tiere: In dieser Phase gab es im Wasser 17-mal mehr Quecksilber als im Bereich von Vergleichs-Küsten, wo kaum Meeressäuger leben.

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Während dieser Zeit erneuern die See-Elefanten Haut und Haar komplett und geben diese alte Hülle an die Umwelt ab, erklären die Forscher. Sie konnten durch Untersuchungen nachweisen, dass die Quecksilbergehalte in diesen Haut- und Haarresten enorm hoch sind. „Dieser erneute Eintrag in die Küstenumwelt verschlimmert das Problem“, sagt Co-Autor Russell Flegal. Dort kann sich die Substanz dann verstärkt in der Nahrungskette ansammeln und somit letztlich auch den Menschen über den Verzehr von Meerestieren bedrohen.

Auch der Mensch steht am Ende von Nahrungsketten

Bereits frühere Untersuchungen von Forschern der University of California hatten den See-Elefanten enorme Quecksilberbelastungen attestiert: Den Ergebnissen zufolge besitzen so gut wie alle Tiere Blut-Quecksilberwerte, die den Schwellenwert überschreiten, bei dem es beim Menschen zu Nervenschäden kommt. Wie sich diese Konzentrationen auf die See-Elefanten auswirken, lässt sich allerdings nur schwer einschätzen, da jedes Lebewesen anders auf den Schadstoff reagiert. Beim Menschen gilt Methylquecksilber vor allem in frühen Entwicklungsphasen als besonders gefährlich: Deshalb sollten Schwangere und stillende Mütter Ernährungsempfehlungen zufolge bestimmte räuberische Meeresfische wegen ihrer Quecksilberbelastungen meiden.

Entspannung der Problematik ist indes leider nicht in Sicht: Trotz internationaler Bemühungen zur Reduktion der Quecksilberbelastung im Meer, ist auch zukünftig mit einem weiteren Anstieg der Konzentrationen zu rechnen, sagen Experten.

Originalarbeit der Forscher: PNAS, doi: 10.1073/pnas.1506520112

© natur.de – Martin Vieweg
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