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Sogar im arktischen Meer treibt Müll

Plastikmüll bedroht auch entlegene Meeresregionen

Sogar im arktischen Meer treibt Müll
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Plastiktüte in der Framstraße (Foto: M. Bergmann / Alfred-Wegener-Institut)
Müll in Sicht! Die bedrohlichen Plastikabfälle der Menschheit haben sogar die entlegenen Gewässer der Arktis erreicht, dokumentiert eine „Müllwache“-Aktion nördlich des Polarkreises.

Weiter kann man sich von der Zivilisation kaum entfernen: Die Framstraße liegt zwischen Grönland und Spitzbergen – damit gehört dieses Meeresgebiet zu den entlegensten Regionen unseres Planeten. Treibt dennoch auch hier schon Müll? Dieser Frage ist ein Forschungsteam des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) nachgegangen. Von Bord des berühmten Forschungsschiffes Polarstern und vom Helikopter aus hielt das Team um Melanie Bergmann Ausschau nach den hässlichen Botschaftern der Zivilisation. Ihre „Müllwache“ hielten die Forscher über eine Fahrt- und Flugstrecke von insgesamt 5600 Kilometern durch.

„Insgesamt haben wir 31 Müllteile entdeckt“, berichtet Bergmann. Diese Menge scheint zwar klein, zeigt aber, dass in der weit entfernten Arktis überhaupt Müll an der Wasseroberfläche zu finden ist. Außerdem ist das Ergebnis symptomatisch zu betrachten: „Da wir die Zählungen von der Schiffsbrücke aus, also 18 Meter über der Meeresoberfläche, beziehungsweise von Bord eines Hubschraubers gemacht haben, haben wir natürlich in erster Linie großes Treibgut erfasst. Unsere Zahlen sind deshalb aller Wahrscheinlichkeit nach eine Untertreibung des tatsächlichen Müllbestandes“, sagt Bergmann. Es ist bekannt, dass Plastikabfälle in ein bis zwei Zentimeter kleine Bruchstücke zerfallen, wenn sie länger im Meer treiben.

Wo kommt das Zeug her?

Wie der Abfall so weit nach Norden gelangt, ist noch unklar. Die Forscher vermuten aber: Er könnten aus einem Müllstrudel stammen, der sich Computermodellen zufolge seit einigen Jahren in der Barentssee nördlich Norwegens und Russlands bildet. Solche auch als „Garbage Patches“ (Müllflecken) bezeichneten Gebilde entstehen, wenn treibende Plastikteile von großen kreisenden Meeresströmungen eingefangen werden und sich in ihren Zentren konzentrieren. Fünf solcher Müllwirbel sind bisher weltweit bekannt. In der Barentssee entsteht wahrscheinlich gerade ein weiterer. In ihm sammelt sich offenbar der Müll aus den dicht besiedelten Küstenregionen Nordeuropas. „Es ist denkbar, dass ein Teil dieses Abfalls dann weiter nach Norden und Nordwesten bis in die Framstraße treibt“, erklärt die AWI-Biologin.

„Eine andere Ursache für die Müllfunde in der Arktis könnte der Rückgang des arktischen Meereises sein, wodurch immer mehr Fischtrawler, dem Kabeljau folgend, weiter nach Norden vorstoßen. Vermutlich gelangt von den Schiffen Müll absichtlich oder aus Versehen in die arktischen Gewässer. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt“, so Bergmann.

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Auch am Meeresboden dümpelt Müll

In einer früheren Studie hatte Bergmann bereits Fotoaufnahmen vom arktischen Meeresboden nach Plastik-, Glas- und anderen Abfallresten durchsucht. Dabei stellte sie fest, dass auch in der Tiefsee die Müllmenge in den vergangen Jahren zugenommen hat. Die Belastung ist am Meeresboden der Framstraße sogar 10 bis 100 mal höher als an der Wasseroberfläche. „In der Arktis finden wir in der Tiefsee durchschnittlich 2,2 bis 18,4 Müllteile pro Kilometer Fahrtstrecke. Für uns ist das ein Indiz dafür, dass der Müll letztlich auf den Meeresboden sinkt und sich in der Tiefsee wie in einem Endlager sammelt“, erklärt Bergmann.

Wie in anderen Meeresregionen auch könnte der Müll nun für die Tierwelt zunehmend problematisch werden. Das gilt besonders für Meeresvögel, die ihr Leben hauptsächlich auf hoher See verbringen. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass 88 Prozent der untersuchten Eissturmvögel in der Region Spitzbergen Plastikteile verschluckt hatten. Und selbst in vielen Grönlandhaien steckt bereits Plastikabfall zeigen Untersuchungen.

Quelle: Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

© natur.de – Martin Vieweg
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