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Ältestes Pilzfossil entdeckt

Gruß aus der kreidezeitlichen Natur

Ältestes Pilzfossil entdeckt
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Der älteste fossile Pilzhut der Welt wurde erstaunlicherweise in Kalkstein konserviert. (Foto: Jared Thomas, Illustration: Danielle Ruffatto)
Er spross vor rund 115 Millionen Jahren aus dem Boden des Superkontinents Gondwana: Ein kleiner Pilzhut hat sich durch eine erstaunlich optimale Versteinerungs-Geschichte in das nun älteste bekannte Fossil eines Lamellenpilzes verwandelt.

Überall auf der Welt schießen sie aus Wald und Wiese: Was man umgangssprachlich als Pilze bezeichnet, sind aber eigentlich nur die Fruchtkörper von Organismen, die aus einem feinen Geflecht bestehen, das viele Materialien durchwachsen kann. Bei den Vertretern der Großpilze sind die Fruchtkörper im Gegensatz zu denen der anderen Pilzgruppen mit bloßem Auge gut erkennbar. Während die Evolutionsgeschichte der Pilze generell schon sehr früh begann, haben sich die Großpilze erst vergleichsweise spät entwickelt.

Kaum Spuren der vergänglichen Gebilde

Wann genau, ist allerdings schwer feststellbar, denn die Fruchtkörper der Hutzpilze sind bekanntlich ausgesprochen vergänglich und hinterlassen deshalb selten Spuren. Bei den bisher ältesten Nachweisen von Lamellenpilzen handelte es sich deshalb um etwa 99 Millionen Jahre Bernsteinfossilien: Von Baumharz umflossen und konserviert konnten sie die Zeiten überdauern. Doch nun hat sich bestätigt, dass sogar Versteinerungen der fragilen Gebilde existieren können.

„Die meisten Pilze wachsen schnell und sind dann in nur wenigen Tagen wieder verschwunden. Die Tatsache, dass dieser Pilz erhalten blieb, ist deshalb höchst erstaunlich“, sagt Sam Heads von der University of Illinois in Urbana-Champaign. Ihm glückte der Fund zufällig, als er eine Fossilienkollektion aus dem Araripe-Becken im Nordosten Brasiliens digitalisierte. Die Spuren des kreidezeitlichen Lebens stammen aus einer Kalksteinschicht, die sich gebildet hat, als vor etwa 115 Millionen Jahren der einstige Superkontinent Gondwana langsam auseinanderbrach.

Eine erstaunliche Versteinerungs-Geschichte

Anschließende Untersuchungen des Fossils mittels Elektronenmikroskopie ergaben: Der etwa fünf Zentimeter große Pilz besaß unter seinem Hut Lamellen, um seine Sporen freizusetzen. Weitere Details seiner Strukturen belegten dann, dass es sich bei dem kreidezeitlichen „Schwammerl“ um einen frühen Vertreter der Gruppe der Agaricales gehandelt hat, sagen Heads und seine Kollegen. Zu dieser Gruppe der Lamellenpilze gehören heute viele Speisepilze wie beispielsweise der Champignon, aber auch giftige Vertreter wie der Fliegenpilz. Weil der fossile Pilz damals noch auf dem Superkontinent Gondwana wuchs, gaben ihm die Forscher den wissenschaftlichen Namen Gondwanagaricites magnificus.

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Dass der Pilz damals zu einem Fossil wurde, ist ein erstaunlicher Glücksfall, betonen die Forscher. Ihnen zufolge muss er irgendwie in eine salzige Lagune gelangt sein, wo er auf den Grund sank und von feinem Sediment bedeckt wurde. Anschließend setzte dann schnell die Mineralisierung ein: Pyrit (Katzengold) ersetzte zunächst das Gewebe des Pilzhütchens, erklären die Forscher. Später verwandelte sich dieses Material dann in das Mineral Goethit (Nadeleisenerz), das eingebettet in Kalkstein die Pilzstrukturen für die Ewigkeit konservierte.

„Der Pilzkörper gelangte von seinem Wuchsort schnell in ideale Bedingungen, mineralisierte und überdauerte so 115 Millionen Jahre: Wenn man darüber nachdenkt, erscheint die Wahrscheinlichkeit für diese Geschichte verschwindend klein“, so Co-Autor Andrew Miller von der University of Illinois. Und doch halten die Wissenschaftler das „Wunder“, wie sie es nennen, nun in den Händen.

Quelle: PLOS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0178327

© natur.de – Martin Vieweg
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