Yeb Sano von den Philippinen bricht in Tränen aus
Später spricht der Chefdelegierte der Philippinen, Yeb Sano in einer Verhandlungsrunde zum Kyoto-Protokoll. Das Land wurde vor vier Tagen von einem Taifun getroffen, der bisher 270 Menschen das Leben gekostet hat. Laut Presseberichten sind bis zu 217 000 Menschen betroffen, 180 000 brauchten Hilfe. Mehr als 2700 Häuser wurden beschädigt oder zerstört. Sano hält eine sehr emotionale Rede und bricht in Tränen aus. Er endet mit den Worten: „If not us then who, if not now, then when, if not here then where”, zu Deutsch: „Wer, wenn nicht wir, wann, wenn nicht jetzt, wo, wenn nicht hier?“ Man spürt die pure Verzweiflung hier in Doha eigentlich am richtigen Ort zu sein, um den Klimawandel einzudämmen und doch nichts erreichen zu können.
Mittags ist er auch zu Gast bei unserer gemeinsamen Pressekonferenz mit sechs anderen internationalen NGOs. WWF, Greenpeace, Oxfam, ActionAid, Christian Aid und Friends of the Earth haben sich spontan entschieden, in einem gemeinsamen Auftritt den schwachen Stand der Verhandlungen anzuklagen. Das Kyoto-Protokoll hat bisher die „heiße Luft“ nicht aus seinem Vertrag verbannt, der Green Climate Fund hat bisher nur eine kleine Finanzierungszusage, von Dänemark. Für die allgemeine Klimafinanzierung haben zwar einige Länder nun bekannt gemacht, wie viel sie 2013 in ihrem Budget eingestellt haben. Doch wie viel von diesem Geld ist lediglich umgelabelt worden und war also bereits für Entwicklungshilfemaßnahmen eingeplant? Auch die Ambitionen im neuen Klimaabkommen sind noch lange nicht da wo sie sein sollten.
Sano fordert uns auf, dass diese Klimakonferenz als Wendepunkt in der Geschichte der Klimapolitik erinnert werden muss. Wir können uns nicht länger mit schwachen Kompromissen durchmogeln. Nach seiner Rede klatschen die Zuhörer spontan. Greenpeace fragt: Haben die Delegierten ihr Gewissen zu Hause gelassen, bevor sie nach Doha gekommen sind?
Zur Autorin
Sylvia Ratzlaff arbeitet für den WWF Deutschland. Aus Doha berichtet sie für natur.
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Bild links: Sylvia Ratzlaff