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Antibiotika in der Tierhaltung halbiert, aber…

Gesundheit|Medizin

Antibiotika in der Tierhaltung halbiert, aber…
Schweinehaltung
Tierarzt im Schweinestall. (Foto: dusanpetkovic1/ Fotolia)
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: In Deutschland werden inzwischen nur noch halb so viele Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt wie noch im Jahr 2011. Dafür jedoch sind unter den eingesetzten Mitteln immer mehr für die Humanmedizin entscheidend wichtige Antibiotika.

Der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung ist hoch umstritten. Denn häufig werden die Mittel nicht gezielt nur bei akuten Infektionen und einzelnen Tieren verabreicht, sondern gleich vorbeugend an eine ganze Gruppe von Tieren. Das enge Gedränge in den Mastställen der Massentierhaltung trägt zudem dazu bei, dass sich Krankheiten schneller ausbreiten und die Tiere anfälliger werden – entsprechend großzügig werden dort Antibiotika eingesetzt.

Das Problem daran: Jeder massenhafte und unnötige Einsatz von Antibiotika erhöht das Risiko, dass bakterielle Erreger resistent gegen das Mittel werden. Haben einige Mikrobenstämme solche Resistenzen erworben, können sie diese dann auch an andere Erreger weitergeben – darunter Krankheitserreger beim Menschen. Schon jetzt gibt es einige krankmachende Keime, die gegen gleich mehrere Antibiotika resistent sind.

Gesamtmenge seit 2011 halbiert

Eine der wichtigsten Maßnahmen gegen die Zunahme der Resistenzen ist es daher, so wenig Antibiotika wie möglich einzusetzen – und vor allem die in Reserve zu halten, die noch gegen die bereits resistenten Erreger wirken. Um den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung besser kontrollieren zu können, müssen die Pharmakonzerne seit 2011 in jedem Jahr melden, wie viele und welche Antibiotika sie jedes Jahr an Tierärzte abgeben.

Das nun veröffentlichte Ergebnis für 2015 zeigt einerseits eine durchaus positive Entwicklung auf, weckt aber andererseits Besorgnis. So hat sich die Gesamtmenge aller in der Tierhaltung eingesetzten Antibiotika von 2011 auf 2015 mehr als halbiert, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) mitteilt. Von 1.706 Tonnen sank die Abgabemenge auf 834 Tonnen.

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Aber: immer mehr Reserve-Antibiotika

Gleichzeitig jedoch sind unter den Mitteln, die Tieren verabreicht werden, immer mehr Antibiotika, die für den Einsatz beim Menschen besonders wichtig sind. Diese Wirkstoffe wurden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) als entscheidend für die Therapie beim Menschen eingestuft – weil sie zu den wenigen Mitteln gehören, die noch gegen viele multiresistente Erreger wirken.

Doch genau diese Antibiotika, darunter die sogenannten Fluorchinolone und die Cephalosporine der 3. Generation, werden inzwischen immer häufiger zur Behandlung von Tieren eingesetzt, wie die aktuelle Auswertung zeigt. So ist die Abgabe von Fluorchinolonen gegenüber 2011 sogar um 82 Prozent angestiegen. Bei den Cephalosporinen der 3. Generation gibt es eine Steigerung um 52 Prozent.

Das aber bedeutet: Mit dem massenhaften Einsatz dieser Mittel in der Tierhaltung wächst auch das Risiko, dass Bakterien Resistenzen gegen diese wenigen noch wirkenden Arzneistoffe erwerben. Das könnte dazu führen, dass auch Krankheitserreger des Menschen künftig immer häufiger nicht mehr auf eine Behandlung mit diesen Antibiotika ansprechen.

Quelle: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

© natur.de – Nadja Podbregar
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Meer|schwein|chen  〈n. 14; Zool.〉 urspr. aus Südamerika eingeführtes, nur in gezähmtem Zustande lebendes Nagetier, beliebtes Haustier: Cavia porcellus

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