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„Antilopen-Odeur“ gegen Fliegen

Naturpatent clever genutzt

„Antilopen-Odeur“ gegen Fliegen
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Die Rinder dieses Bauern tragen die neuen Halsbänder mit dem Abwehr-Geruchsstoff des Wasserbocks. (Foto: Dr. R. K. Saini/icipe)
Der Schaden beträgt rund 4,6 Milliarden US-Dollar pro Jahr: Tsetse-Fliegen infizieren neben dem Menschen auch Rinder in Afrika mit der Schlafkrankheit. Ein Naturpatent kann dieses Problem eindämmen, berichten nun Forscher: Wenn Rinder nach Wasserbock riechen, bleiben die Krankheitsüberträger fern.

Die Tsetse-Fliege ist berüchtigt: Das Insekt kann Menschen durch einen Stich die gefürchtete Schlafkrankheit verpassen. Die Infektion ist lebensgefährlich und führt zuerst zu einer Schädigung des Nervensystems und im Endstadium zu einem Dämmerzustand, der der Krankheit ihren Namen gegeben hat. Weniger bekannt ist hingegen, dass der Blutsauger beziehungsweise die Schlafkrankheit auch indirekt die Menschen in Afrika bedroht: Die Tsetse-Fliege infiziert auch Rinder und schädigt dadurch diese wichtigen Nutztiere der Bevölkerung enorm.

Traditionell versuchen die Menschen deshalb, die Fliegen durch Rauch von ihren Rindern fernzuhalten – allerdings mit geringem Erfolg. Ein Team aus deutschen, britischen und kenianischen Forschern hat nun ein neues Vernhalte-Konzept ausgelotet: Es basiert auf der Tatsache, dass der afrikanische Wasserbock den Tsetse-Fliegen buchstäblich stinkt – sie meiden diese weitverbreitete Antilopenart wegen ihres Geruchs.

Wenn Rinder nach Wasserbock riechen…

Im Rahmen des Projekts haben Forscher zunächst die Abwehr-Geruchsstoffe des Wasserbocks isoliert und identifiziert. Es gelang ihnen dann schließlich diese Substanzen im Labor künstlich zu reproduzieren. So war es möglich, deren Effekt im großen Maßstab zu testen: Die Forscher füllten Plastikbehälter mit der abweisenden Substanz, um sie Rindern an Halsbändern umzuhängen. Der Plan: Die Nutztiere sollten den Geruch der Wasserböcke verströmen, damit die Tsetse-Fliegen einen Bogen um sie machen.

Ob das tatsächlich funktioniert, haben die Forscher in einem zweijährigen Feldversuch in Kenia getestet. 120 Maasai-Hirten stellten dazu mehr als 1100 ihrer Rindern zur Verfügung. Die Auswertung hat nun ergeben: Im Vergleich zu ungeschützten Rindern waren die Erkrankungsraten bei den mit dem Abwehr-Geruchsstoff behandelten Tieren um mehr als 80 Prozent geringer. Allgemein waren die Tiere mit dem schützenden Halsband gesünder, schwerer und gaben mehr Milch, berichten die Forscher. Die Menschen konnten mit den kräftigeren Zugtieren außerdem mehr Land pflügen und erzielten dadurch auf den regionalen Märkten mehr Erlöse.

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Erfolgreicher Test

„All dies trug zu einer deutlichen Verbesserung der Ernährungssicherheit und des Haushaltseinkommens der beteiligten Hirtenfamilien bei“, sagt Co-Autor Christian Borgemeister vom Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn. Der große Vorteil des Systems ist: Im Vergleich zu den ansonsten eingesetzten Tiermedikamenten ist die Halsband-Methode deutlich kostengünstiger, so die Forscher.

Außerdem stieß das neue Konzept ihnen zufolge bei den Maasai-Hirten auch auf eine große Akzeptanz: So gut wie alle wollen die Halsbänder nun gerne nutzen, sagen die Wissenschaftler. „Diese in der Praxis erfolgreich getestete Methode bedeutet einen großen Fortschritt für die Nahrungssicherheit vieler Hirten und Viehhalter in Afrika“, resümiert Borgemeister.

Quelle: Universität Bonn

© natur.de – Martin Vieweg
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