Auf kommerziellen Plantagen hingegen werden die Schattenspender immer häufiger gefällt. Man erhofft sich, mehr Kaffeepflanzen und robustere Arten kultivieren zu können. Denn: „Die herkömmlichen Kaffeesorten, die auf Schatten angewiesen sind, werden zunehmend gegen Sorten ausgetauscht, die viel Sonne vertragen und resistenter gegen Pilze sind“, erklärt Ingolf Steffan-Dewenter von der Universität Würzburg.
Doch in der Praxis erwies sich diese Idee als unausgereift: Der Tropenökologe hat zusammen mit Kollegen nachgewiesen, dass ohne Schattenbäume auch der Lebensraum für Nützlinge kleiner wird, die den Kaffee bestäuben, und die Zahl der Schädlingsfresser sinkt. Die Forscher hatten dafür verschiedene Arten von Plantagen untersucht – solche ohne zusätzlichen Baumbestand, solche mit Schattenspendern.
Dort deckten die Forscher mehrere Sträucher mit Netzen ab, um Bienen, Vögel und Fledermäuse daran zu hindern, die Kaffeebäumchen zu bestäuben oder Schädlinge zu vertilgen. Im Vergleich mit den übrigen Pflanzen ergab sich, dass die Sträucher ohne Netze fast zehn Prozent mehr Kaffeefrüchte trugen. Und dass obwohl sich die dort angebaute Art Coffea arabica selbst befruchten kann. Steffen-Dewenter resümiert: „Die Effekte der Bestäubung und der Schädlingskontrolle ergänzen sich also perfekt, beide sind wichtig für höhere Erträge.“
Die Ergebnisse der Forscher galten für alle Plantagenarten. Wie die Ökologen vermuten, dürfte dafür die kleinteilige und gemischte Landschaft am Kilimandscharo verantwortlich sein, in der sich Gärten, Wälder und Grasland abwechseln. In dem Gebiet fanden sie ganz unterschiedliche Tiere wie Wildbienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge. In den Sonnenplantagen hingegen schwirren nur Honigbienen umher, die – sollte ihr Bestand in feuchteren Jahren einmal zurückgehen – die Sträucher nur unzureichend bestäuben könnten. Deshalb seien diese Kaffeepflanzen viel anfälliger als solche in Schattenplantagen.
Quelle: Proceedings of the Royal Society B, 5. Februar 2014, doi: 10.1098/rspb.2013.3148
Foto: Alice Claßen/Biozentrum, Universität Würzburg