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Asynchronie stabilisiert Ökosysteme

Neues Schlagwort im Naturschutz

Asynchronie stabilisiert Ökosysteme
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Biodiversität erhalten! hieß es bisher. Doch nun berichten Forscher: Ob ein Ökosystem trotz Belastung stabil bleibt, hängt nicht allein von der Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten ab, sondern auch davon, wie unterschiedlich sich die Arten entwickeln – Asynchronie heißt das neue Schlagwort.

2600 Arten sechs Jahre lang im Blick

Es war bereits bekannt, dass es bei der Artenvielfalt allerdings nicht nur auf Quantität sondern auch auf Qualität ankommt: Neben einer höheren Artenzahl kann auch die höhere Unterschiedlichkeit – Asynchronität – die Stabilität einer Artengemeinschaft fördern. Doch wie wichtig ist dieser Faktor im Vergleich zur generellen Vielfalt, wenn Landnutzung intensiviert oder verändert wird?

Dieser Frage sind die Forscher um Martin Goßner von der Technischen Universität München nachgegangen. Für ihre Studie haben sie Daten von150 Wäldern und 150 Weiden sowie Wiesen aus drei Regionen Deutschlands zusammengetragen: Über einen Zeitraum von sechs Jahren werteten sie Entwicklungen bei mehr als 2600 Arten aus – von Pflanzen und Insekten über Vögel bis hin zu Fledermäusen.

Grundsätzlich zeichnete sich in den Auswertungen erneut klar ab: “Die Nutzungsänderung einer Landschaft, wenn beispielsweise ein bewirtschafteter Wald zu Grünland umgewandelt wird, destabilisiert die Tier- und Pflanzengemeinschaft”, sagt Goßner. Ebenso schlecht wirkt sich den Forschern zufolge eine Intensivierung der Landnutzung auf Ökosysteme aus. Dabei zeigen Tiere eine stärkere Reaktion als Pflanzen, belegen die Auswertungen. Vor allem Vögel und Fledermäuse leiden, die deshalb als Indikatoren für die Nutzungsintensität fungieren können.

Wirklich neu ist nun allerdings der Nachweis, wie sehr die Unterschiedlichkeit der Arten das stabile Zusammenspiel von Tieren und Pflanzen stärken kann: “Je asynchroner die Arten sich entwickeln und agieren, desto stabiler das System”, fasst Co-Autor Nico Blüthgen von der Technischen Universität Darmstadt das Ergebnis zusammen. Beispielsweise kann es sich bei zwei Käferarten zwar um eine Bereicherung der Biodiversität handeln, haben sie aber sehr ähnliche Entwicklungszyklen, Nahrungsgewohnheiten oder sonstige Merkmale, tragen sie nur wenig zur Asynchronität des Ökosystems bei.

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Portfolio-Effekt

“Wir können das mit der Börse vergleichen, wo zumindest risikoscheue Anleger dazu angehalten werden, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern ein Portfolio aus unterschiedlichen Wertpapieren zusammenzustellen”, veranschaulicht Blüthgen. Es ist dann die Rede vom Portfolio-Effekt. Dabei gilt genauso wie in der Natur, dass nicht nur viele, sondern untereinander verschiedene Anlagen im Portfolio sein sollten, um die zeitlichen Schwankungen insgesamt abzumildern.” Ähnlich nimmt die Asynchronität eine Schlüsselrolle beim Wechselspiel von Diversität und Stabilität in Ökosystemen ein, resümieren die Forscher. In weiteren Studien wollen sie nun untersuchen, was zu einer stärkeren Asynchronie führt, beziehungsweise wie man sie fördern kann.

Quelle: Technische Universität München

© natur.de – Martin Vieweg
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