Für Vögel, die Nüsse und andere hartschalige Pflanzensamen fressen, ist die Futterbeschaffung harte Arbeit: Um an den nahrhaften Kern der Nuss zu kommen, müssen sie erst die harte Schale knacken. Einige tun dies mit purer Muskelkraft, indem sie sie mit ihrem kräftigen Schnabel zerbeißen. Andere gehen raffinierter vor und nutzen Steine als Knackhilfe. Wie aber finden sie heraus, ob sich die ganze Mühe lohnt und sie nicht etwa eine taube Nuss bearbeiten?
Das haben sich auch Piotr Jablonski von der Polnischen Akademie der Wissenschaften und seine Kollegen gefragt, als sie Verhaltensexperimente mit der mexikanischen Häherart Aphelocoma wollweberi durchführten. „Wenn wir den Hähern zehn volle und zehn leere, aber völlig gleich aussehenden Erdnüsse vorlegten, wiesen die Vögel die leeren nach kurzem Aufheben zurück und nahmen sich stattdessen scheinbar gezielt die vollen“, berichten die Forscher. Auch in weiteren Experimenten schienen die Vögel immer mitzubekommen, welche Erdnussschalen zwei oder mehr Nüsse enthielten und welche nur eine oder sogar gar keine.
Schütteln verrät Gewicht und Füllung
Um dem Trick der Vögel auf die Schliche zu kommen, filmten die Forscher sie beim Auswählen der Nüsse und spielten diese Aufnahmen hinterher in Zeitlupe ab. „Wir stellten fest, dass die Vögel die Nüsse in ihren Schnäbeln kurz schütteln“, erzählt Jablonski. „Diese Bewegung liefert ihnen wahrscheinlich die Information darüber, wie schwer sich die Nuss anfühlt.“
Durch diese Strategie meisterten die Häher auch in einen weiteren Test mit Bravour: Gaben die Forscher ihnen große, aber leichte Nüsse und kleinere, aber schwere, wählten sie zielsicher die wohlgefüllten kleinen Nüsse aus. „Die Vögel fanden heraus, dass die größeren Nüsse nicht so viel wiegen wie sie sollten“, so die Wissenschaftler.
Und noch etwas enthüllten die Zeitlupenaufnahmen. Während die Häher ihre Nüsse schüttelten, schienen sie diese auch „abzuklopfen“: Sie öffneten und schlossen ihren Schnabel kurz mehrfach hintereinander, so dass die harten Schnabelkanten auf die Nuss schlugen. Die Forscher vermuten daher, dass die Vögel vielleicht auch das dabei entstehende Klopfgeräusch nutzen, um zu ermitteln, ob die Nuss wohlgefüllt oder aber leer ist. Ob das wirklich der Fall ist, wollen Jablonski und seine Kollegen nun in weiteren Versuchen klären.
Quelle: Seoul National University/ Journal of Ornithology, d oi: 10.1007/s10336-015-1193-6