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Auf Beutefang: Gruppenjagd im Tierreich

Tiere jagen gemeinsam mit ganz unterschiedlichen Strategien

Auf Beutefang: Gruppenjagd im Tierreich
Jagende Löwen
Löwen sind Meister der gemeinsamen Jagd. (Foto: MPG/Fotolia)
Löwen, Piranhas, Schwertwale und Ameisen haben etwas gemeinsam: Sie alle jagen in Gruppen. Doch die Strategien, die sie dabei nutzen, sind unterschiedlich. So ähnelt das Jagdverhalten von Schimpansen, aber auch einigen Greifvögeln und sogar Ameisen verblüffend dem unserer menschlichen Vorfahren.

Wer an Gruppenjagd im Tierreich denkt, stellt sich darunter zunächst ein hungriges Löwen- oder Wolfsrudel vor. Tatsächlich schließen sich aber auch manche Insekten, Fische, Reptilien und Vögel zusammen, um größere Beutetiere zu erlegen. Doch wie unterscheidet sich die Zusammenarbeit in einem Löwenrudel von der einer Ameisenkolonie? Und wie lässt sich das Verhalten so unterschiedlicher Arten überhaupt vergleichen?

Fünf Faktoren sind entscheidend

„Es gibt bislang kein allgemeingültiges Schema, um soziales Jagdverhalten wissenschaftlich zu beschreiben“, erklärt Damien Farine, Forscher am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell. „Tiere, die identische Formen der Gruppenjagd praktizieren, unterscheiden sich oft darin, wie sie auf der Jagd miteinander kommunizieren, sich spezialisieren, Beute teilen oder zusammenarbeiten. Diese Vielfalt wollten wir in einem Modell erfassen“, fügt sein Kollege Stephen Lang hinzu.

Dafür werteten die Wissenschaftler die Gruppenjagd von fast 90 Arten aus – vom Riesenkalmar bis zum Grizzlybär. Dabei zeigte sich, dass eine erfolgreiche Jagd auf fünf Fähigkeiten beruht: der Fähigkeit stabile Gruppen zu bilden, miteinander zu kommunizieren, bestimmte Rollen bei der Jagd einzunehmen und die Beute gleichmäßig zu teilen. Auch für das Überleben und den Fortpflanzungserfolg einer Art hat die Gruppenjagd große Bedeutung.

Nur scheinbar koordiniert

Lang und Farine entwickelten auf Basis dieser Erkenntnisse ein Modell, mit dem sie prüfen können, wie sehr die verschiedenen Faktoren beim Jagdverhalten der verschiedenen Tierarten eine Rolle spielen. Dabei zeigte sich, dass sich die Jagdstrategien von Art zu Art unterscheiden, beispielsweise hinsichtlich der Stabilität ihrer Gruppen und der Rolle der Individuen darin oder wie sie die Beute untereinander aufteilen.

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In manchen Fällen scheinen Tiere nur in Gruppen auf die Jagd zu gehen, tatsächlich aber versammeln sie sich lediglich an einer größeren Nahrungsquelle. „Während der Lachswanderungen in Kanada beispielsweise kommen hunderte Bären an den immer gleichen Stellen zusammen. Das bedeutet aber nicht, dass sie zusammen jagen“, erklärt Lang. Dasselbe gilt für Schwalben, manche Pinguine und Krokodile.

Verblüffend menschenähnlich

Die Analyse zeigt auch, dass einige Tierarten erstaunlich komplexe Strategien einsetzen. Bei den in Gruppen lebenden Schimpansen beispielsweise übernehmen die Jäger im Rahmen der Jagdstrategie jeweils unterschiedliche Aufgaben. Die Jagd von Schimpansen, Löwen, Schwertwalen und anderen hochentwickelten Beutegreifern ähnelt damit der von ursprünglichen menschlichen Jäger- und Sammler-Kulturen.

Überraschenderweise verfolgen auch manche Greifvögel wie die Aplomado-Falken und sogar einige Ameisenarten vergleichbare Strategien. Um erfolgreich zu sein, müssen diese Tiere in Gruppen jagen – die Vögel in Familienverbänden, die Ameisen in Kolonien. Einzelne Tiere spezialisieren sich dabei auf bestimmte Aufgaben, kommunizieren während der Jagd und teilen sich am Ende die Beute.

Differenzen innerhalb der Art und überartliche Kooperation

Manchmal gehen sogar Tiere ein und derselben Art unterschiedlich vor. Die in verschiedenen Unterpopulationen vorkommenden Schwertwale verfolgen zum Beispiel je nach Population andere Taktiken – welche, hängt von der jeweiligen Beute ab: Auf der Jagd nach Fischen kommunizieren die Tiere intensiv miteinander, beim Robbenfang dagegen jagen die Wale stumm mit verteilten Rollen und locken die Beute in einen Hinterhalt.

Es gibt sogar Tiere, die sich über Artgrenzen hinweg für die Jagd zusammenschließen. So ermuntern Zackenbarsche Muränen zur Jagd. Die beiden Raubfische scheuchen sich dann effektiver Beutefische vors Maul, als wenn sie alleine auf Beutefang gingen. Das Beispiel zeigt, dass Gruppenjagd sich auch auszahlen kann, wenn die Gruppen nicht aus Familienmitgliedern bestehen. Die Wissenschaftler wollen nun als nächstes untersuchen, ob Tiergruppen mit ähnlichem Jagdverhalten auch gemeinsame evolutionäre Ursprünge besitzen und wie die Gruppenjagd im Tierreich entstanden ist.

Quelle: Max-Planck-Gesellschaft, Fachartikel: Nature Ecology & Evolution, doi: 10.1038/s41559-017-0245-0

© natur.de – Nadja Podbregar
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