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Bären als Beerenhelfer

In Alaska tragen Bären mehr zur Pflanzenverbreitung bei als Vögel

Bären als Beerenhelfer
Braunbär
Braunbären fressen viele Beeren und sind damit in Alaska wichtige Samenverbreiter. Foto: Michal/ Fotolia)
Ob saftige Beeren, Nüsse oder knackige Kerne: Viele Pflanzensamen werden bei uns durch Vögel verbreitet. Doch in Alaska haben andere Helfer die Nase vorn: Braunbären. Sie sind dort die wichtigsten und effektivsten Transporteure für Samen beerentragender Pflanzen, wie Forscher herausgefunden haben.

Während Löwenzahn, Ahorn und Co ihre Samen einfach vom Wind wegtragen lassen, sind die meisten Beerenpflanzen auf tierische Helfer angewiesen. Mit leuchtenden Farben und einem verlockend süßen Geschmack verführen sie Vögel, Kleinsäuger und andere Tiere dazu, sich an ihren Beeren gütlich zu tun. Der Trick dabei: Die im Inneren der Beeren steckenden Samen sind schlecht verdaulich und werden daher unversehrt ausgeschieden. Damit fungieren die Tiere als wertvolle Helfer beim Transport und der Verbreitung der Pflanzensamen.

Bären in der Beerenfalle

Bei uns und in den meisten Land-Ökosystemen sind Vögel diejenigen, die am meisten zur tierischen Verbreitung der Beerensamen beitragen. Doch in Alaska und dem pazifischen Nordwesten Nordamerikas tun sich auch sehr viel größere Tiere gerne an den im Sommer reichlichen Beeren gütlich: die Braunbären. Besonders den in dieser Region verbreiten Igelsaftwurz (Oplopanax horridus) mit seinen dichten Trauben knallroter Beeren fressen diese Bären mit Vorliebe.

Um herauszufinden, wer am meisten von diesen Beeren frisst und am stärksten zur Verbreitung ihrer Samen beiträgt, haben Taal Levi und sein Team von der Oregon State University sich auf die Lauer gelegt: Sie installierten mehrere per Bewegungssensor aktivierte Kameras in der Nähe von reifen Igelsaftwurz-Ständen im Südosten Alaskas, um die „Täter“ auf frischer Tat zu ertappen. Zusätzlich analysierten sie die DNA an den abgefressenen Beerenstielen.

200.000 Samen pro Quadratkilometer und Stunde

Das überraschende Ergebnis: Nicht Vögel, sondern Braunbären fressen am meisten dieser Beeren – und sie sind es auch, die am meisten zur Verbreitung der Pflanzensamen beitragen. Mit einem einzigen Maulvoll kann ein Braunbär 350 bis 400 Beeren auf einmal verschlingen, wie die Kameraaufnahmen zeigten. „Das ist ziemlich bemerkenswert“, sagt Levi. „Wenn Vögel dagegen diese Pflanzen besuchen, dann nehmen sie nur ein paar Beeren und fliegen dann weiter – die Bären weiden die Beerenstände dagegen regelrecht ab.“

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Mit ihrem Kot scheiden die Braunbären dann die Samen der Igelsaftwurz wieder aus – und tragen so zu deren Verbreitung bei. Wie die Forscher herausfanden, können Bären pro Stunde und Quadratkilometer rund 200.000 Samen der Igelsaftwurz verbreiten. „Die Bären sind wie Bauern: Indem sie ihren Kot überall fallen lassen, sähen sie die Pflanzen sozusagen aus“, so Levi. Zumindest für die Beeren des Igelsaftwurz – und wahrscheinlich auch für andere Beerenpflanzen, sind die Braunbären Alaskas daher wichtigere Samentransporteure als Vögel.

Lachse, Bären und Beeren

Und noch etwas zeigte sich: Wenn die Lachssaison beginnt und die Braunbären an die Flüsse und Bäche ziehen, um die Fische zu jagen, springen andere Großsäuger ein: Nachdem ihre dominanteren Konkurrenten weg sind, tun sich nun auch Schwarzbären an den roten Beeren gütlich. Allerdings fressen sie weniger von ihnen als die Braunbären und sind daher weniger effektive Verbreitungshelfer.

Das aber bedeutet: Verschwinden in einem Gebiet die Braunbären – wie in den US-Bundesstaaten Oregon, Washington und Kalifornien heute schon der Fall, dann bekommen möglicherweise auch der Igelsaftwurz und andere Beerenpflanzen Probleme. Denn ihr effektivster und wichtigster Verbreitungshelfer fehlt ihnen dann. „Das hat auch große Bedeutung für die Pflanzengemeinschaften, denn die Samenverbreitungswege durch die Braunbären fallen dann weg“, sagt Levi. Umso wichtiger sei es, die pelzigen Bewohner Alaskas und des pazifischen Nordwestens zu schützen.

Quelle: Oregon State University, Fachartikel: Ecosphere, doi: 10.1002/ecs2.2076

© natur.de – Nadja Podbregar
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