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Bakterielle Bodyguards statt Chemiekeule

Pflanzenschutz Natur pur

Bakterielle Bodyguards statt Chemiekeule
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Wachstumskontrolle an einem Zuckerrübenfeld in Süddeutschland (Foto: ACIB)
Forscher loten momentan das Potenzial von freundlichen Bodenbakterien als Beschützer von Nutzpflanzen aus. Sie könnten Krankheitsbefall verhindern, das Wachstum fördern und die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen erhöhen. Die Vision: Saatgut, das die stärksten Baki-Leibwächter bereits mitbringt.

Es ist das Horrorszenario für jeden Bauern: Blätter beginnen zu hängen und schließlich welkt die ganze Ernte dahin – wenn Pilzerkrankungen die Wurzeln von Nutzpflanzen befallen, drohen Totalverluste. Wer nicht bankrott gehen will, muss deshalb Pflanzenschutz betreiben – in der der Regel heißt das, die chemische Keule schwingen. Doch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wirft bekanntlich kritische Fragen zu gesundheitlichen und ökologischen Folgen auf. Außerdem ist auch chemischer Pflanzenschutz kein Garant für Erfolg: Viele Krankheitserreger sind extrem hartnäckig und bilden außerdem zunehmend Resistenzen gegen gängige Pestizide aus. Deshalb sind Alternativen im Pflanzenschutz gefragt.

Ein Gemeinschaftsprojekt des Austrian Centre of Industrial Biotechnology (ACIB) und der Technischen Universität Graz setzt dabei auf ein völlig natürliches Konzept: Spezielle Bakterienarten sollen gezielt zu Leibwächtern für Nutzpflanzen werden. Es ist bereits bekannt, dass einige Arten sich günstig auf das Wachstum von Nutzpflanzen auswirken. Sie besiedeln ihren Wurzelbereich, mobilisieren dort Nährstoffe aus dem Boden und halten Krankheitserreger fern. Unterm Strich verringern sie den Stress bei Pflanzen deutlich und steigern ihre natürliche Widerstandsfähigkeit. „Das funktioniert letztendlich wie beim menschlichen Darm, dessen Mikroflora die Gesundheit der Menschen unterstützt“, erklärt Christin Zachow vom ACIB.

Saatgut mit Bakterienhülle

Sie und ihre Kollegen erforschen diese Effekte und suchen nach besonders leistungsstarken Mikrobenarten. Es gilt dabei auch, Pflanzen-kräftigende Bakterien zu finden, die an extreme Umweltbedingungen angepasst sind. „Nutzpflanzen sind durch den Klimawandel gefordert, durch Trockenheit und übersalzte Böden. Dazu kommen Nährstoffmängel durch den Einsatz von Monokulturen“, sagt Zachow. Jede Pflanzenart und jeder Boden brauchen letztlich spezielle Bakterien. Das Ziel der Forscher sind kommerzielle Samen, die von einer optimierten „Bakterienhülle“ umschlossen sind. Im feuchten Boden sollen die Bakterien mit dem keimenden Samen wachsen und die Pflanze so von Anfang an schützen.

Erfolge haben sich bereits bei den Bakterienarten Pseudomonas poae und Stenotrophomonas rhizophila gezeigt. Während Stenotrophomonas in der salzigen Steppe von Usbekistan einen Wachstumsschub von Nutzpflanzen bewirken konnte, machte Pseudomonas gleiches an einem Zuckerrüben-Testacker in Südbayern. Fünf Industriebetriebe sind aktuell am Forschungsprojekt beteiligt. „Wir wollen gesunde Pflanzen und letztendlich eine gesunde Nahrung haben. Ein funktionierendes System im biologischen Pflanzenschutz bietet dabei eine echte Alternative zu Spritzmitteln“, ist Zachow überzeugt.

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Quelle: Mitteilung Austrian Centre of Industrial Biotechnology (ACIB)

© natur.de – Martin Vieweg
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