Ein weiterer Punkt ist, dass kostbare Agrarflächen für den Anbau der Pflanzen bereitgestellt werden müssen, aus denen die Biokraftstoffe hergestellt werden. Das geht zu Lasten der Nahrungsmittelproduktion und die Preise auf dem Weltmarkt steigen. „Das trifft vor allem die Armen der Welt“, sagt Timothy Searchinger von der Princeton University. Er und seine Kollegen kommen nun zu dem Urteil, dass genau diese Gefahr mit den Strategien einhergeht, welche die politischen Institutionen in Europa und den USA derzeit verfolgen.
Modellberechnungen hinterfragt
Für ihre Studie analysierten die Wissenschaftler drei Modelle, auf denen die Informationen zum Thema Bio-Ethanol in Europa und den USA basieren. Sie alle stellen der Produktion von Bio-Ethanol eine positive Bilanz bezüglich der Reduktion von Treibhausgasen aus. Doch den Forschern zufolge beruht dieses scheinbar erfreuliche Ergebnis nur auf einer deutlichen Reduktion der Nahrungsmittelproduktion. Nach dem Prinzip: Je weniger Nahrung es gibt, desto weniger wird durch den Stoffwechsel in Kohlendioxid verwandelt, das in die Atmosphäre gelangt.
Den Forschern zufolge werden bei den Modellrechnungen 20 bis 50 Prozent der Energie, die auf die Ethanolproduktion verlagert werden soll nicht durch die Anpflanzung von zusätzlichen Nahrungskulturen ersetzt. „Ohne den Effekt der reduzierten Nahrungsaufnahme, würde jedes der Modelle zu dem Ergebnis kommen, dass Biokraftstoffe mehr Emissionen verursachen als fossile Treibstoffe“, so Searchinger.
Wollen wir ein Problem durch ein anderes ersetzten?
Die Tatsache, dass die Emissionseinsparungen letztlich nur aus der Senkung der Nahrungsmittelproduktion hervorgehen, werde durch Methodik begraben und nicht ausdrücklich erklärt, prangern die Forscher an. Sie fordern die Entwickler von Modellberechnungen deshalb auf, ihre Ergebnisse transparenter zu machen, um politische Entscheidungsträger auf kritische Aspekte aufmerksam zu machen. Es soll letztlich klar die Frage im Raum stehen: Macht es Sinn, die Treibhausgasemissionen auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion zu senken?
Quelle: Mitteilung der Princeton University
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