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Blutiger Walfang auf den Färöer-Inseln

Tradition oder sinnloses Abschlachten?

Blutiger Walfang auf den Färöer-Inseln
Grindwal-Schlachten
Grindwal-Tötung auf den Färöer-Inseln (Foto: Erik Christensen, CC-by-sa 3.0)
Am nördlichen Rand Europas hat ein blutiges Schauspiel begonnen: Die Bewohner der Färöer-Inseln haben ihre diesjährige Jagd auf Grindwale eröffnet. Bei den Treibjagden werden hunderte Tiere zu Tode gebracht. Allein am letzten Wochenende starben 154 Grindwale. Für Walschützer aus aller Welt ein Grund zum Protest.

Für die rund 48.000 Bewohner der Färöer-Inseln ist die Waljagd ein wichtiger Teil ihrer Tradition. Denn schon ihre Vorfahren, die Wikinger, sollen vor hunderten Jahren ihren Nahrungsbedarf durch das Schlachten von Grindwalen und anderen Meeressäugern gedeckt haben. Belegt ist der Walfang auf den Inseln allerdings erst seit dem 16. Jahrhundert.

Blutige Tradition

Dennoch reicht das Argument der Tradition aus, um den Fang der Grindwale auf den Färöern legal zu machen – ähnlich wie die Delfin-Treibjagd im japanischen Taiji. Dem Walfang auf den Färöern fallen jedoch jedes Jahr nicht nur etliche hundert Meeressäuger zum Opfer, sie sterben nach Ansicht vieler Tierschutzorganisationen auch auf unnötig grausame Weise.

Der Ablauf ist immer der gleiche: Werden Grindwale vor den Buchten der Färöer-Inseln gesichtet, prüfen die Inselbehörden, ob die Wetterbedingungen für eine Jagd geeignet sind. Geben sie die Jagd frei, breitet sich die Nachricht vom Grindadráp, der „Waltötung“, wie dieses Ereignis auf Färöisch heißt, wie ein Lauffeuer aus. Wie bei einem Volksfest bekommen viele Berufstätige zu diesem Anlass frei, die Schulen bleiben geschlossen. Für viele heranwachsende Männer soll das Grindadráp fast wie eine Art Initiationsritus sein.

Tod in Massen

Mit Motorbooten treiben Einheimische die Wale auf eine der 22 Buchten zu, in denen das Grindadráp erlaubt ist. Sind die Wale im flachen Wasser angelangt, beginnt das Schlachten: Gestrandete Tiere werden mit dem Messer getötet und zum Ausbluten liegen gelassen. Meist färbt sich dadurch das Wasser der Bucht rot. Die noch schwimmenden Wale werden mit einem stumpfen Fanghaken am Blasloch festgehalten und Richtung Land gezogen.

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Weil bei diesen Treibjagden mehrere Dutzend bis mehrere hundert Wale auf einmal in die Bucht getrieben werden, können nicht alle Wale gleichzeitig getötet werden. „Das Massaker dauert oft Stunden, einzelne Tiere ersticken an ihrem Blut, andere warten im Blut ihrer Artgenossen auf den grausamen Tod“, berichtet der WWF über die Grindadráp. Moderne Waffen und Tötungsmethoden sind aus traditionellen Gründen verboten. Das Fleisch der bei diesen im Sommer mehrfach stattfindenden Treibjagden getöteten Wale wird kostenlos verteilt.

Die Jagd geht weiter – trotz Protesten

Weltweit protestieren Tierschutzorganisationen schon seit Jahren gegen das jährliche Blutbad auf den Färöern. Vor allem die grausame Art des Abschlachtens sorgt für Empörung. „Obwohl die Waljagd durch Europäische Richtlinien und internationale Konventionen verboten ist, nutzen die Nachfahren der Wikinger ihren politischen Sonderstatus, um mit der Berufung auf alte, überholte Traditionen jedes Jahr bis zu tausend Grindwale und Delfine zu töten“, heißt es beim NABU.

Im Jahr 2013 starben insgesamt 1104 Grindwale und 430 Weissseitendelfine bei zwölf Treibjagden. Im letzten Jahr konnten Tierschützer von ProWal und dem Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) das Töten weitgehend verhindern, indem sie in den Fjorden der Färöer akustische Vergrämer platzierten. Auch Mitglieder von Sea Shepherd patrouillierten in Booten vor den Buchten. In diesem Jahr jedoch gelang dies nicht, so dass die Waljagd nun weitgehend ungehindert weitergeht.

Giftiges Fleisch

Eines der Hauptargumente der Bevölkerung ist dabei neben der Tradition die Ernährung: Walfleisch macht auch heute noch rund zehn Prozent ihres Speiseplans aus. Das allerdings beruht nicht auf Notwendigkeit – die Färöer besitzen mit den höchsten Lebensstandard in Europa. „Heutzutage gibt es sicherlich niemanden auf den dänischen Färöern, der hungern oder sogar verhungern würde, wenn keine Kleinwale mehr getötet würden“, konstatiert die Organisation Sea Shepherd auf ihrer Website.

Hinzu kommt, dass selbst die färöischen Gesundheitsbehörden inzwischen vor dem Verzehr von Walfleisch warnen. Weil die Meeressäuger am Ende der marinen Nahrungskette stehen, ist ihr Fleisch stark mit Quecksilber, polychlorierten Biphenylen (PCB) und anderen Umweltgiften belastet. Inzwischen mehren sich auch in der Bevölkerung der Färöer Stimmen gegen das Grindwal-Töten. Bisher allerdings konnten sie sich nicht durchsetzen – das Töten geht weiter.

Quellen: Sea Shepherd, Wal und Delfinschutz-Forum (WDSF), WWF, NABU

 

Anmerkung der Redaktion: Wir freuen uns, wenn Sie über unsere Artikel diskutieren – sofern Ihre Kommentare beim Thema bleiben und einen freundlichen und respektvollen Umgangston einhalten. Kommentare, die diesem Anspruch nicht genügen, werden gelöscht.
Warum weisen wir gesondert darauf hin: Dieser Artikel berichtet von der großangelegten Tötung von Grindwalen in Buchten der Färöer Inseln. Dabei handelt es sich um ein brachiales Unterfangen, dessen Berechtigung und Notwendigkeit im Text geschildert und hinterfragt wird. Der Artikel oder das Kommentarfeld bieten jedoch kein Substrat für persönliche oder private Feldzüge jeglicher Art.

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