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Buchstäblich einschneidender Effekt

Fragmentierte Tropenwälder binden weniger Treibhausgase

Buchstäblich einschneidender Effekt
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Ein Waldfragment des Brasilianischen Atlantischen Regenwaldes im Nordosten Brasiliens (Foto: Usina Trapiche S/A)
Straßen und schmale Rodungen – immer mehr Schneisen durchziehen die Tropenwälder der Erde. Diese vergleichsweise kleinen Einschnitte sorgen für erstaunlich starke Beeinträchtigungen der Vegetation, berichten Forscher: Fragmentierte Tropenwälder binden dadurch drastisch weniger Treibhausgase.

Sie sind ein Schlüsselfaktor im globalen Kohlenstoffkreislauf: In den Tropenwäldern der Erde steckt etwa die Hälfte des in der gesamten Vegetation gespeicherten Kohlenstoffs. Entsprechend fatal wirkt sich ihre Abholzung auf den Klimawandel aus. Unklar war bisher allerdings der Effekt, wenn Wälder nicht ganz, sondern nur teilweise gerodet werden. Wie weit diese Fragmentierung schon fortgeschritten ist und welche Folgen sie für den globalen Kohlenstoffkreislauf hat, haben nun Forscher des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) untersucht.

Ihren Analysen zufolge ist die Wirkung erstaunlich groß: Die Zerschneidung einst zusammenhängender Waldgebiete lässt die Kohlenstoff-Emissionen um ein weiteres Drittel ansteigen, ergaben ihre Analysen. Dieser bislang vernachlässigte Effekt sollte deshalb nun unbedingt in den Berichten des Weltklimarates IPCC berücksichtigt werden, betonen die Forscher.

„Wir wissen schon länger, dass nicht nur der komplette Verlust von Regenwäldern den Klimawandel verschärfen kann, sondern auch die Zerschneidung“, sagt Andreas Huth vom UFZ. Das liegt daran, dass die Lebenserwartung der Bäume entscheidend von ihrem Standort abhängt: Während im Inneren eines ungestörten Tropenwaldes pro Jahr nur etwa zwei Prozent aller Bäume absterben, sind es am Rand etwa doppelt so viele. Die Gehölze sind dort einem ungünstigeren Mikroklima ausgesetzt, so die Erklärung. Direkte Sonneneinstrahlung, höhere Windgeschwindigkeiten und eine geringere Luftfeuchtigkeit lassen diese Bereiche leichter austrocknen. „Darunter leiden vor allem große Bäume, die auf eine gute Wasserversorgung angewiesen sind“, erklärt Huth. Typischerweise reicht der negative Einfluss sogar noch etwa hundert Meter weit in den Bestand hinein, sagen die Forscher.

Schlechte Wachstumsbedingungen an Rändern

In diesem Bereich werden daher größere Mengen Kohlenstoff in Form des Treibhausgases Kohlendioxid freigesetzt beziehungsweise es wird weniger gebunden als im ungestörten Inneren des Waldes. „Um das globale Ausmaß dieses Effekts einzuschätzen, haben wir die Ergebnisse von Freiland-Experimenten mit Informationen aus der Fernerkundung und Waldmodellierung kombiniert“, sagt Co-Autor Rico Fischer. Durch die Auswertung von Satellitenaufnahmen haben die Forscher genau erfasst, wie viele Waldfragmente es in welchen Regionen gibt.

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Die Auswertungen ergaben: Mittlerweile liegen 19 Prozent aller Tropenwälder der Erde höchstens hundert Meter von einem Waldrand entfernt. Für 84 Prozent der gesamten Tropenwald-Fragmentierung ist dabei der Mensch verantwortlich. Insgesamt zerfallen die Tropenwälder der Erde mittlerweile in etwa 50 Millionen Fragmente.

Mithilfe von Computermodellen schätzten die Forscher aus diesen Informationen ein, wie groß die Kohlenstoff-Emissionen durch die Fragmentierungen sind. Demnach werden durch die Fragmentierung der Tropenwälder rund 0,34 Gigatonnen Kohlenstoff pro Jahr zusätzlich freigesetzt. Um diese Menge richtig einschätzen zu können, muss man wissen, dass durch die Abholzung von Tropenwäldern jedes Jahr Kohlenstoff-Emissionen von etwa einer Gigatonne entstehen. Durch die Zerschneidung der verbliebenen Reste erhöht sich diese Menge demnach nochmal um ungefähr ein Drittel.

Das Fazit der Forscher lautet deshalb: Im Umgang mit den Tropenwäldern ist noch mehr Sensibilität gefragt, als bisher angenommen. Kahlschläge verhindern allein genügt nicht. Für einen wirksamen Klimaschutz gilt es, die Wälder nicht in immer kleinere Fragmente zu zerlegen, warnen die Wissenschaftler.

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

© natur.de – Martin Vieweg
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