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Buschfleisch: Wo leere Wälder drohen

Ausmaß des Buschfleischhandels im Kongobecken erfasst

Buschfleisch: Wo leere Wälder drohen
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Fleischlieferant Wald: Was einst der Eigenversorgung diente, hat sich im Kongobecken zunehmend zu einem kommerziellen Buschfleischhandel entwickelt. Wo der Jagddruck am problematischsten ist, hat nun ein Forscherteam systematisch erfasst, um gezielte Schutzmaßnahmen zu ermöglichen.

In West- und Zentralafrika zeichnet sich seit etwa 25 Jahren ein bedrohlicher Trend ab: Wildtiere werden zunehmend nicht mehr nur zur Eigenversorgung der lokalen Bevölkerung gejagt, sondern massenhaft auf die Märkte in teils mehrere hundert Kilometer entfernten Ballungszentren geschafft. Das Resultat: Die Kommerzialisierung des Buschfleischhandels hat in vielen Baumsavannen und Wäldern zum „Empty Forest Syndrom“ geführt – es gibt dort kaum mehr Wildtiere. Vor allem Säugetiere, aber auch einige Reptilien- und Vogelarten sind betroffen. Dies ist nicht nur aus Artenschutz-Gründen alarmierend: Durch den Verlust von pflanzenfressenden Tieren, die als Samenträger fungieren, ist langfristig die Existenz der Wälder und Pflanzenbestände gefährdet. Letztlich bedroht dies wiederum auch die Existenz der Landbevölkerung.

Eine Karte kennzeichnet die Problemzonen

Die zerstörerische Kraft des Buschfleischhandels gilt es deshalb unbedingt zu bekämpfen. Doch wo sind Schutzmaßnahmen am wichtigsten? Ein europäisches Forscherteam unter Federführung der Goethe-Universität Frankfurt am Main und mit Beteiligung des WWF Deutschland hat nun den regionalen Jagddruck im Kongo-Waldbecken ermittelt und dazu eine detaillierte Karte erstellt. Sie soll bei Regionalplanungen Informationen liefern.

Das Forscherteam um Bruno Streit von der Universität Frankfurt analysierte dazu Untersuchungsdaten, die aus den Jahren zwischen 1990 bis 2007 stammen. Es handelt sich um detaillierte Berichte über das Buschfleischangebot auf Märkten der Staaten des Kongo-Waldbeckens: Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Demokratische Republik Kongo, Äquatorialguinea, Gabun und Republik Kongo.

Aus den zum Verkauf angebotenen Tieren, deren Häufigkeit und dem Einzugsgebiet der Märkte errechneten die Forscher die jährlichen Entnahmeraten für Buschfleisch pro Quadratkilometer. Diese setzten sie in Bezug zu sozioökonomischen Faktoren wie der Bevölkerungsdichte, den Merkmalen des Straßennetzes und dem Abstand der Märkte zu Schutzgebieten. Daraus entwickelten sie Einschätzungen zum Jagddruck in den jeweiligen Gebieten.

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Vielerorts hoher Jagddruck

Ergebnis: „Nur für ein Viertel der Gesamtfläche errechneten wir einen eher niedrigen Jagddruck“, berichtet Streit. Sein Kollege Stefan Ziegler vom WWF fährt fort: „39 Prozent der Fläche des Kongo-Waldbeckens lässt einen starken bis sehr starken Jagddruck erkennen. Es sind dies vor allem Gebiete mit einer hohen Dichte an Verkehrswegen, innerhalb deren sich zuweilen auch Schutzgebiete eingebettet finden“. Den Forschern zufolge liegen beispielsweise auch der international bekannte Virunga-Nationalpark und der Okapi-Nationalpark im Osten der Demokratischen Republik Kongo in solchen problematischen Arealen.

Die Forscher hoffen nun, dass ihre Karte zu einem handfesten Anhaltspunkt im Kampf gegen den kommerziellen Buschfleischhandel im Kongobecken wird: Sie kennzeichnet klar die neuralgische Punkte, an denen der potenzielle Jagddruck besonders hoch ist. Auf diese Zonen sollten sich Maßnahmen zur Wildereibekämpfung besonders konzentrieren. Außerdem kann die Karte die nachhaltige Regionalplanung fördern, sagen die Forscher: Es wird klar, wo man vermeiden kann, dass Straßenführungen wildreiche Gebiete zerschneiden.

Quelle: Goethe-Universität Frankfurt am Main

© natur.de – Martin Vieweg
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