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Charakterwandel durch Insektengift

Pflanzenschutzmittel beeinflussen das Verhalten von Spinnen

Charakterwandel durch Insektengift
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Persönlichkeiten mit acht Beinen: Springspinnen haben individuelle Charaktermerkmale, die sich allerdings durch die Wirkung eines Insektizids ändern können, berichten Forscher. Ihnen zufolge müsste die Individualebene bei der Beurteilung der Wirkung von Pflanzenschutzmitteln berücksichtigt werden.

Jeder Mensch ist anders und Tierhalter wissen, dass dies auch auf Hund, Katze und Co. zutrifft. In den letzten Jahren haben Studien zudem gezeigt, dass sogar Insekten individuelle Charakterzüge besitzen. Auch auf die Springspinnen der Art Eris militaris trifft dies zu, berichten die Forscher um Raphaël Royauté von der McGill University. Unter den bis zu sieben Millimeter großen Jägerinnen gibt es vorsichtige und eher draufgängerische Individuen. Zu welcher Kategorie ein Tier gehört, lässt sich beispielsweise mit einem Spiegeltest feststellen: Eine vorsichtige Spinne weicht vor ihrem Spiegelbild ängstlich zurück, eine waghalsige hingegen attackiert die vermeintliche Artgenossin. Dieser Grundcharakter prägt den Forschern zufolge auch weitere Verhaltensweisen, wie den Beutefang und die Erkundungsfreude. Mutige Individuen machen beispielsweise mehr Beute, fallen dafür aber auch vergleichsweise häufig Räubern zum Opfer.

Spinnen im Charaktertest

„Diese Spinnen spielen eine wichtige Rolle in Obstgärten und Feldern Nordamerikas, indem sie viele Schädlinge in Schach halten“, sagt Royauté. Genau gegen diese Schadinsekten setzen Landwirte aber Insektizide ein, denen somit auch die Spinnen ausgesetzt sind. Es gab schon früher Hinweise, dass Insektizide das Verhalten von Spinnen beeinflussen könnten. Dieser Spur gingen die Forscher nun gezielt nach. Sie führten dazu mit einer Reihe von Spinnen zunächst Charaktertests durch. Anschließend teilten sie die Versuchstiere in zwei Gruppen auf. Die eine blieb unbehandelt, die andere setzten die Forscher einer körperlich unschädlichen Dosis des Insektizids Phosmet aus, das in der nordamerikanischen und europäischen Landwirtschaft häufig eingesetzt wird. Anschließend führten die Forscher mit beiden Spinnengruppen erneut die Charaktertests durch.

Es zeigte sich: Während die Tiere der Kontrollgruppe ihrem Charakter eher treu geblieben waren, zeigten viele Spinnen der Phosmet-Gruppe deutlich Abweichungen ihres ursprünglichen Charakterprofils. Dieser Effekt wirkte sich zudem unterschiedlich bei den Geschlechtern aus: Männliche Spinnen, die dem Insektizid ausgesetzt worden waren, behielten zwar ihre Fähigkeiten beim Beutefang, verloren aber ihren ursprünglichen Charakter beim Erkunden ihrer Umgebung. Bei den weiblichen Tieren war hingegen die Fähigkeit Beute zu fangen eher beeinträchtigt, berichten die Forscher. Ihnen zufolge können derartige individuelle Verhaltensänderungen in der Spinnenpopulation einen deutlichen Einfluss auf ein Ökosystem besitzen.

Royauté und seine Kollegen hoffen nun, dass ihre Ergebnisse zu Veränderungen bei den Verfahren zur Untersuchung der Effekte von Insektiziden auf Nicht-Ziel-Organismen führen könnten. Ihrer Ansicht nach müsse man auch mögliche Wirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf der Individualebene beachten.

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Quelle: McGill University

© natur.de – Martin Vieweg
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