Naturfotograf James Balog musste es erst mit seiner Kamera festhalten, um selbst daran zu glauben: Wie schnell das Eis tatsächlich verschwindet. Im Kinofilm Chasing Ice (Kinostart 7. November) nimmt er die Zuschauer auf seine eigene traurige Entdeckungsreise mit: Der Klimawandel ist keine Erfindung, keine abstrakte Theorie. Schmerzlich bewusst machen das die atemberaubenden Zeitraffer-Aufnahmen der siechenden Gletscher und Landschaften. Berstende Berge, die sich vor der Kamera in ein schäumendes und gurgelndes Eisbad verwandeln. Oder die Fassungslosigkeit der Abenteurer, als sie nach nur einem halben Jahr den Solheim-Gletscher auf Island nicht mehr wiederfinden. Weil er völlig anderrs aussieht.
Es sind Bilder, die sich in die Netzhaut brennen, der Fotograf James Balog wirkt wie ein unbedeutender kleiner Wicht angesichts der weißen Masse. Dabei dokumentiert er ein Geschehen von globaler Bedeutung: Das Sterben der weißen Riesen. Mit unheimlichem logistischen Aufwand. Mit seinem Team installierte er Dutzende von Zeitraffer-Kameras in der Nähe der Gletscher. Aber die größte Herausforderung für Mensch und Technik stellten die extremen Bedingungen dar, vorallem die Temperatur, die teils bis 30 Grad unter Null fiel.
Vorher:
Nachher:
Balog jagte sein Filmteam daraufhin wie ein besessener Detektiv über Jahre rund um den Globus: Er gründete das Foto-Projekt Extreme Ice Survey und führte die umfassendste fotografische Langzeitstudie durch, die je gemacht wurde.
„30- oder 100 000 Jahre alte Gletscher sterben vor meinen Augen. Verdammt! Das ist wie über den Horizont gehen und nicht wiederkommen. Wir können unsere Zivilisation nicht von der Natur trennen!“
Vor diesen großartigen Bildern kann man die Augen nicht verschließen, so schaurig-schön sind sie. Die Doku „Chasing Ice“ bringt das Abstrakte ausgerechnet im kühlen Eis auf die emotioanle Ebene: Sehenswert!
(Fotos: NFP)