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Darwinfinken in Gefahr

Ohne Hilfe könnten die Vögel bis 2100 ausgestorben sein

Darwinfinken in Gefahr
Darwinfink
Mittel-Grundfink (Geospiza fortis) – eine der häufigsten Darwinfinken-Arten (Foto: Jennifer Koop, University of Utah)
Schon Charles Darwin staunte vor mehr als 180 Jahren über die Vielfalt der Finken auf den Galapagos-Inseln. Doch ihr Überleben ist akut bedroht: Wird ihnen nicht geholfen, könnten die berühmten Vögel schon Ende dieses Jahrhunderts ausgestorben sein.

Als Charles Darwin auf seiner Expedition mit dem Schiff Beagle die Galapagos-Inseln erreichte, fielen ihm dort die vielen verschiedenen Finken auf. Einige hatten dicke, stabile Schnäbel, andere dagegen eher feine. Neugierig geworden, zeichnete der Forscher die verschiedenen Typen und brachte auch einige davon nach England zurück. Dort wurde schnell klar: Diese Finken sind alle miteinander verwandt, aber gehören zu unterschiedlichen Arten.

Heute weiß man, dass sich die Vorfahren dieser 14 Finkenarten vor rund drei bis fünf Millionen Jahren auf den verschiedenen Inseln der Galapagos ansiedelten und sich dabei immer weiter auseinander entwickelten, bis sie schließlich zu jeweils eigenen Arten wurden. „Die Darwinfinken sind eines der besten Beispiele, die wir für die Artbildung haben“, sagt Jennifer Koop von der University of Massachusetts in Dartmouth. Und sie sind deshalb in der ganzen Welt berühmt und bekannt.

Eine Fliege als tödliche Gefahr

Doch diese Ikonen der Evolution kämpfen um ihr Überleben: Seit einigen Jahren werden sie zunehmend von eingeschleppten Nest-Parasiten geplagt. Die Fliegen der Art Philornis downsi legen ihre Larven in die Vogelnester und die Fliegenlarven saugen dann das Blut der Küken und ihrer Mütter. Als Folge sterben in manchen Jahren alle Jungvögel und die Populationen der Darwinfinken schrumpfen.

Wie akut die Bedrohung der Darwinfinken wirklich ist, haben die Forscher nun am Beispiel einer – noch – häufigen Art untersucht, dem Mittel-Grundfink (Geospiza fortis). Von ihm leben heute noch rund 500.000 Exemplare auf den verschiedenen Inseln des Galapagos Archipels, gut die Hälfte davon auf der Insel Santa Cruz. Fünf Jahre lang haben Koop und ihre Kollegen ausgewertet, wie stark der Bestand dieser Vögel unter der parasitischen Fliege leidet und anhand dieser und weitere Daten eine Prognose für diese Finken erstellt.

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Ausgestorben schon in diesem Jahrhundert?

Und diese sieht nicht rosig aus: Geht man von normalen Verhältnissen aus, in denen sich klimatisch günstige mit ungünstigen Jahren abwechseln, könnte diese Finkenart bereits in rund 80 Jahren ausgestorben sein – wenn nichts gegen die parasitische Fliege unternommen wird. „Diese Fliege hat das Potenzial, die häufigste Art der Darwinfinken noch in unserem Jahrhundert auszurotten“, so Koops Kollege Dale Clayton. Reihen sich mehrere schlechtere Jahre aneinander, könnte es sogar schon in 50 Jahren soweit sein.

Das aber bedeutet, dass es anderen Arten der Darwinfinken noch schlechter ergehen könnte: „Wenn die Nestfliege sogar eine so häufige Art zum Aussterben bringen kann, dann sind die selteneren Arten, die alle das gleiche Fliegenproblem haben, erst recht gefährdet“, sagt Koop. So kämpft eine der Finkenarten, der Mangroven-Darwinfink (Camarhynchus heliobates) schon heute um sein Überleben. Er kommt nur noch in zwei Populationen auf der Insel Isabella vor und gilt als einer der seltensten Vögel der Erde.

Ohne Hilfe geht es nicht

Während sich sonst zwischen Tieren und ihren Parasiten oft ein Gleichgewicht entwickelt, gilt dies im Fall der Finken nicht. Die Fliegen erweisen sich aus zwei Gründen als besonders fatal: Sie sind eingeschleppt und kein natürlicher Bestandteil der Umgebung dieser Vögel. Und Populationen auf Inseln reagieren ohnehin sensibler auf solche Bedrohungen, weil sie meist kleinere Gruppen und eine geringere genetische Vielfalt aufweisen.

Sollen die Darwinfinken überleben, müssen wir Menschen eingreifen: „Unser Modell zeigt, dass schon eine geringe Reduktion der Fliegenhäufigkeit das Aussterberisiko stark senken könnte“, so Koop. Die Simulation ergab: Werden die Nester zu 40 Prozent weniger von den Fliegen befallen, könnte dies die Überlebensdauer der Darwinfinken um mindestens 60 Jahren verlängern. Und das wiederum ist lange genug, um den Vögeln eine echte Chance zu geben, selbst Abwehrmechanismen gegen die Parasiten zu entwickeln.

Tatsächlich ist man auf den Galapagos-Inseln bereits dabei, Hilfsmaßnahmen für die Finken einzuleiten. So legen Biologen schon seit einiger Zeit mit Insektiziden getränkte Wattebällchen aus. Die Finken sammeln diese als Nistmaterial und sorgen damit selbst dafür, dass ihre Nester fliegenfrei bleiben. Zusätzlich könnte es nach Ansicht der Forscher helfen, beispielsweise parasitische Wespen einzuführen, die die Fliegen bekämpfen oder sterile Fliegenmännchen auszusetzen, um die Vermehrung der Parasiten einzudämmen. Welche Methoden am besten wirken und die sensible Ökologie der Inselwelt am wenigsten belasten, muss nun noch erforscht werden.

Quelle: University of Utah, Fachartikel: Journal of Applied Ecology, doi: 10.1111/1365-2664.12575

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