natur: Professor Boesch, das Kamerateam musste viel von Ihnen lernen. Woraus bestand das Training?
Boesch: Ich habe mich ein bisschen zum Affen gemacht (lacht), bin auf allen Vieren kreuz und quer durch den Dschungel gerast. Das Kamerateam musste versuchen, mir zu folgen. Es ist sehr schwierig, sich mit Kameraausrüstung in einem Regenwald fortzubewegen. Schimpansen sind schnelle Läufer und legen am Tag zwischen 15 und 25 Kilometer zurück.
Ihr Einsatz hat sich gelohnt, der Film besticht durch fantastische Aufnahmen, wissenschaftliche Fakten sind aber eher dünn gesät. Stört Sie das nicht?
Nun ja, Walt Disney ist eben Walt Disney, klar, dass da vor allem die berührende Geschichte des Schimpansenbabys Oscar erzählt wird. Aber jede Sequenz zeigt die Taï-Schimpansen-Kultur, und es ist diese Kultur, die die Menschen fasziniert. Und das war mir wichtig: ein Film, der auf Schimpansen aufmerksam macht.
Aber ihre bedrohte Lage kommt kaum zur Sprache. Verklärt man damit nicht zu sehr die Realität?
Der Film zeigt das tägliche Leben einer Schimpansengruppe. Das mag künstlich wirken, ist aber wahr: Die wenigen Schimpansen, die heute dort geschützt leben, spüren von der Bedrohung nichts. Der Film soll in erster Linie Sympathie wecken.
Wie kann jeder helfen?
Spenden oder in den Taï-Nationalpark kommen. Es gibt ökotouristische Touren, bei denen man durch den Regenwald wandert und Schimpansen beobachten kann. Ein Teil des Geldes fließt in den Schutz der Tiere.
Zum Gesprächspartner
Prof. Dr. Ch. Boesch ist Direktor des Max-Planck-Instituts Leipzig und beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit dem Verhalten von Schimpansen. Er ist
Begründer der Wild Chimpanzee Foundation.
Spenden unter www.wildchimps.org
Das Interview erschien in der Ausgabe „natur“, Mai 2013.
Foto : Schimpanse © ozkan_ozmen – Fotolia.com (Das Bild stammt nicht aus dem Film.)