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Das zweite Leben der Altreifen

Forscher verbessern das Recycling von Elastomeren

Das zweite Leben der Altreifen
Gummimehl
Das waren einmal Autoreifen: fein gemahlenes Mehl aus Elastomeren. (Foto: Hendrik Schmidt)
Was passiert eigentlich mit alten Autoreifen? Bisher wird ein Großteil des alten Gummis verbrannt. Aber deutsche Forscher arbeiten daran, das Recycling dieser sogenannten Elastomere zu verbessern. Erste Erfolge gibt es bereits – sowohl bei Altreifen als auch bei Gummiresten aus der Produktion.

Jährlich fallen weltweit etwa 1,8 Milliarden Altreifen an. Doch das Gummimaterial wird zurzeit noch kaum wiederverwertet: „Über die Hälfte aller Altreifen werden immer noch energetisch verwertet, also verbrannt“, erklärt Stefan Hoyer von der Technischen Universität Chemnitz. Eines der Probleme: „Das Recycling von Gummi ist schwierig, weil jede Anwendung ihre ganz eigene Rezeptur hat. Sortenreinheit hat hier oberste Priorität und die ist gerade für Reifen schwer herzustellen“, erklärt der Forscher.

Hoyer und seine Kollegen arbeiten an Möglichkeiten, um das sogenannte „Elastomer-Recycling“ zu verbessern – die Wiederverwertung von formfesten, aber elastisch verformbaren Kunststoffen. Für die Altreifen haben sie bereits eine Methode entwickelt, die das Recycling effektiver macht und die es erlaubt, höherwertige Produkte als bisher aus dem alten Gummi zu produzieren.

Altreifen zu Schallschutzmatten

Bisher wurden Altreifen meist zu relativ groben Granulaten zerkleinert und mit Bindemitteln zu Boden- und Fallschutzmatten oder Gummischichtungen im Automobilbau gepresst. Auch als Kunstrasen-Granulat für Sport- und Spielplätze wurde das Gummi verwendet. Doch an der TU Chemnitz lassen sich jetzt auch Werkstoffe mit höherer Qualität und Leistungsfähigkeit aus dem alten Gummi herstellen.

Bei dieser Methode wird das Altgummi gar nicht erst zu Granulat geschreddert. „Wir sparen uns einen Prozessschritt und damit vor allem Energie und schützen so das Material vor thermischen Schäden“, erklärt Hoyer. Stattdessen erzeugen die Forscher aus dem Gummi direkt ein feines Gummimehl, das mit thermoplastischen Kunststoffen gemischt wird. Diese sogenannten „Thermoplast-Elastomer-Compounds“ sind schmelzbar und können beispielsweise im Spritzgießverfahren zu komplexen Bauteilen verarbeitet werden.

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Den Produkten ist später nicht mehr anzusehen, dass sie früher einmal Reifen waren. Auf diese Weise können endlos gefertigte, hochwertige Matten für Verschleiß- und Schallschutz hergestellt werden. „Aktuell sind wir noch in der Phase der Markteinführung, kooperieren aber bereits mit einer Firma aus der Region“, so Hoyer.

Kreislauf der Gummireste

Noch weiter sind die Forscher bei einer weiteren Recycling-Technologie, sie ist bereits international im Einsatz: „Wir haben die Wiederverwertung von technischen Elastomeren optimiert“, berichtet Hoyer. Dabei handelt es sich um Gummimaterialien, die für technische Anwendungen zum Einsatz kommen, beispielsweise Dichtungsringe. Bei deren Herstellung fällt oft viel Ausschuss an, der meist teuer entsorgt werden muss.

„Unsere Technologie kann diese Reststoffe so aufbereiten, dass sie einfach wieder in den Herstellungsprozess zurückgeführt werden können. Das sortenreine Rezyklat wird wieder unter die Ausgangsstoffe gemischt und der Prozess läuft weiter“, erklärt der Forscher. Als Rezyklat bezeichnen die Forscher Feinmehl aus den Produktionsresten. Dank dieses Verfahrens können jetzt sogar Kleinchargen wirtschaftlich sortenrein recycelt werden. „Ganz nebenbei haben wir auch den Energieverbrauch um etwa 60 Prozent reduziert“, so Hoyer.

Die Technologie zielt insbesondere auf kleine und mittlere Unternehmen, die ihre Reststoffe selbstständig verwerten wollen, wie die Forscher erklären. Ihnen steht nun ein effizientes Werkzeug zum Recycling von Elastomeren zur Verfügung, mit dem die Ausgangsrohstoffe nachhaltig genutzt und wiederverwertet werden können. Einsparungen in Sachen Energiebedarf, Entsorgungskosten, Ressourcen und CO2-Ausstoß sind weitere positive Effekte.

Quelle: Technische Universität Chemnitz

© natur.de – Nadja Podbregar
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