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Dem Geheimnis der Langlebigkeit des Siebenschläfers auf der Spur

Von wegen verjüngender Dauerschlaf

Dem Geheimnis der Langlebigkeit des Siebenschläfers auf der Spur
Bis zu neun Jahre werden sie alt – bislang galt der lange Winterschlaf als Ursache dieser vergleichsweise hohen Lebenserwartung der Siebenschläfer. Doch nun hat eine Studie das wahre Geheimnis ihrer Langlebigkeit aufgedeckt.

Wissenschaftler der Veterinärmedizinischen Universität Wien konnten zeigen, dass üppige Mahlzeiten im Sommer für ein langes Leben bei den Siebenschläfern sorgen. Der Schlaf spielt hingegen offenbar keine Rolle. Je mehr Nahrung die Tiere aufnehmen, desto besser können sie das Altern ihrer Zellen kompensieren und sich sogar zusätzliche Lebenszeit verschaffen, so das Ergebnis.

Warum manche Lebewesen schnell und manche eher langsam altern, ist für Alterungsforscher eine wichtige Frage, denn möglicherweise stecken in entsprechenden Informationen Hinweise darauf, wie man Alterungsprozesse bremsen kann. Beim Siebenschläfer handelt es sich in diesem Zusammenhang um ein Tier mit einer für kleine Nager ausgesprochen ungewöhnlich langen Lebensspanne. Bisher vermutete man, dass sie mit dem sprichwörtlichen Merkmal dieser Eichhörnchen-artigen Wesen zusammenhängt: Wenn die Nahrungsverfügbarkeit schlecht ist, verkriechen sich Siebenschläfer bis zu elf Monate lang in unterirdische Schlafkammern.

Winterschlaf verlangsamt nicht die Alterung

Hier pennen sie tief und wachen nur gelegentlich für mehrere Stunden auf, um bestimmte Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. In diesen kurzen Zeiträumen fressen und trinken sie allerdings nicht. Es ist bekannt, dass während der Phasen mit dem stark reduzierten Stoffwechsel auch die Teilung der Körperzellen beim Siebenschläfer auf ein Minimum sinkt. Dies galt bislang als eine Erklärung für die vergleichsweise hohe Lebenserwartung der Nager.

Als Messlatte für die zelluläre Alterung diente den Forschern die Länge der sogenannten Telomere. „Telomere bilden Kappen an den Enden der Chromosomen und schützen sie vor dem Abbau“, erklärt Franz Hölzl von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Immer wenn sich eine Zelle teilt, schrumpfen diese Kappen. Sind die Telomere fast aufgebraucht, kann sich eine Zelle nicht mehr teilen und dies führt zu Schäden. Bisher ging man davon aus, dass die reduzierten Körperfunktionen im Winterschlaf genau diesen Vorgang bremsen. Dies konnten Hölzl und seine Kollegen nun jedoch widerlegen. Vor allem die kurzen Wachphasen während des Winterschlafs führten zur starken Verkürzung der Telomere: Je häufiger die Tiere ihren Winterschlaf unterbrachen, desto kürzer waren die Telomere danach. Doch was hält die Siebenschläfer stattdessen jung?

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Ein voller Bauch verjüngt

Um dem möglichen Faktor Ernährung nachzugehen, führten die Forscher Untersuchungen an zwei Versuchstier-Gruppen durch. Eine musste mit einem vergleichsweise bescheidenen Nahrungsangebot von Bucheckern auskommen. Die andere bekam zusätzlich Sonnenblumenkerne, die eine ähnliche Zusammensetzung wie Bucheckern haben. Von allen Tieren wurden vor Versuchsbeginn und nach Abschluss des Experiments Speichelproben genommen. Aus diesen Proben gewann das Forschungsteam das Erbgut und analysierte mit molekularen Methoden die Länge der Telomere.

Die Untersuchungen zeigten: Die Tiere der Gruppe mit dem zusätzlichen Futterangebot konnten die gleiche Länge oder sogar eine Verlängerung der Endkappen entwickeln. Die Vergleichstiere konnten hingegen die Verkürzung der Telomere kaum ausgleichen und demnach den Alterungsprozess nicht verlangsamen. Die Fähigkeit der Siebenschläfer, ihre Telomere bei guter Ernährung zu verlängern, ist ausgesprochen ungewöhnlich, betonen die Forscher. Bei anderen Lebewesen, darunter auch der Mensch, gibt es Telomerverlängerung nur in Keim- und in Tumorzellen. Die Siebenschläfer haben somit einen interessanten Mechanismus entwickelt, ihre Zellen physiologisch jung zu halten und dabei keinen Krebs zu entwickeln, resümieren Hölzl und seine Kollegen.

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien

© natur.de – Martin Vieweg
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Spring|maus  〈f. 7u; Zool.〉 Angehörige einer Gruppe der Springnager mit stark verlängerten Springbeinen u. langem Balancierschwanz: Jaculinae

Zahn|keim  〈m. 1〉 der Zahn in seinen verschiedenen Entwicklungsstufen vor dem Durchbruch durch das Zahnfleisch

Ver|kehrs|in|sel  〈f. 21〉 kleiner, etwas erhöhter Platz für Fußgänger in einer Straße od. auf einer Kreuzung

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