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Der Kuckuck lässt sich nicht beirren

Mysterium Vogelzug

Der Kuckuck lässt sich nicht beirren
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Dieser "gefiederte Däne" machte sich samt GPS-Sender nach Afrika auf. (Foto: Mikkel Willemoes)
Wegen seines frechen Brutverhaltens gilt er bereits als raffiniert – nun hat sich der Kuckuck auch als faszinierender Navigationskünstler erwiesen. Sein erstaunliches Orientierungsvermögen lässt vermuten, dass die Fähigkeiten einiger Zugvögel noch komplexer sind als bisher angenommen.

Der Kuckuck ist nicht nur in der Lage, von unbekannten Orten aus seinen Weg ins afrikanische Winterquartier zu finden, er scheint dabei auch individuell sinnvolle Entscheidungen zu treffen. So lauten die Schlussfolgerungen der Forscher um Mikkel Willemoes von der Universität von Kopenhagen. Die Biologen haben für ihre Studie kurz vor Beginn des Vogelzugs elf dänische Kuckucke nach Spanien „verschleppt“. Dort rüsteten sie die Versuchstiere mit kleinen GPS-Sendern aus und ließen sie ziehen, um herauszufinden, wie die Vögel auf diese extreme Ortsveränderung reagieren.

Um über 1000 Kilometer verschobener Startpunkt

Es zeigte sich: „Obwohl der Ort der Freisetzung den Tieren völlig unbekannt war, hatten sie keine Schwierigkeiten, den Weg zurück zu ihrer normalen Migrationsroute zu finden“, resümiert Willemoes. Doch interessanterweise verhielten sich die einzelnen Tiere dabei höchst unterschiedlich: Sie steuerten verschiedene Zwischenstopp-Punkte ihrer gewohnten Fluglinien an und zogen dann von dort aus weiter, zeigten die GPS-Daten. Vier flogen von Spanien aus direkt nach Süden – überquerten die Westsahara und bogen dann im Bereich des Äquators nach Zentralafrika ab und gelangten so schließlich zu ihren Winterquartieren.

Ein Kuckuck machte sich hingegen zunächst auf den Weg zu einem ihm bekannten Rastpunkt der normalen Route in Polen. Von dort aus folgte er dann den üblichen Fluglinien nach Süden. Ähnlich verhielt sich ein weiterer Vogel – er klinkte sich allerdings erst nach einem Flug von Spanien nach Griechenland in die angestammte Route ein. Die sechs übrigen Tiere verloren unglücklicherweise ihren GPS-Sender, berichten die Forscher. Nach ihrem Aufenthalt in Afrika flogen alle gefiederten Dänen wieder auf üblichem Wege nordwärts zu ihren Sommerquartieren.

Spannendes Einzelverhalten

Die Forscher halten das unterschiedliche Verhalten der Vögel nicht für einen Zufall. „Diese individuelle und flexible Wahl bei der Navigation könnte bedeuten, dass die Tiere Vor- und Nachteile der verschiedenen Routen bewerten. Möglicherweise spielen dabei Gesundheit, Alter, Erfahrung oder sogar Persönlichkeitsmerkmale eine Rolle“, spekuliert Willemoes. Den Forschern zufolge würde dies implizieren: „Um eine individuelle Strategie wählen zu können, müssten die Vögel Kenntnisse über ihre aktuelle Position in Bezug auf alle möglichen Ziele sowie die Abstände besitzen“, sagt Willemoes. „Es wird klar, dass der Vogelzug generell noch deutlich komplexer ist als bisher angenommen.“.

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Er und seine Kollegen planen nun weitere Untersuchungen, um den geheimnisvollen Navigationsfähigkeiten des Kuckucks auf die Spur zu kommen. Sie wollen dabei gezielt Versuche mit Jungtieren durchführen, die noch wenig oder keine Zugerfahrung haben. Besonders interessant ist beim Kuckuck in diesem Zusammenhang, dass er sein Zugverhalten nicht von den Eltern erlernen kann. Das Brutverhalten, für das diese Vögel berühmt sind, schließt dies aus: Da weibliche Kuckucke fremden Vogelarten ihre sprichwörtlichen Kukuckseier unterjubeln, wächst der Sprössling ohne einen Kuckuck als Bezugstier auf. Wie die Tiere dennoch ihre raffinierten Zugfähigkeiten entwickeln, ist deshalb besonders spannend, sagen die Biologen.

Quelle: Universität von Kopenhagen

© natur.de – Martin Vieweg
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