Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 8,90€/Monat!
Startseite »

Der richtige Riecher

Gewiefte Seepferdchen

Der richtige Riecher
13-11-26-seepferd_S.jpg
Seepferdchen
Seepferdchen zählen nicht gerade zu den schnellsten Meeresbewohnern, aber zu den gewieftesten. Mithilfe ihres feinen Näschens erwischen sie sogar die flinken Ruderfußkrebse.

Seepferdchen-Schleicher

Auch für Seepferdchen, eine zu den Seenadeln ( Syngnathidae) gehörende Fischgruppe, sind Ruderfußkrebse ein Leibgericht. Das Problem dabei: Die schmalen, eher kurzflossigen Seepferdchen gehören nicht gerade zu den schnellen Schwimmern. Sie haben daher keine Chance, die schnellen Ruderfußkrebse bei der Flucht noch zu erwischen. Deshalb nutzen sie eine andere Strategie: Sie schleichen sich zunächst vorsichtig an und positionieren ihren Kopf schräg unterhalb des Krebses. Dann schnellen sie Kopf und Schnauze ruckartig hoch und saugen gleichzeitig den nun vor ihrer Schnauze schwimmenden Krebs ein.

Das Ganze hat nur einen Haken: „Das Seepferdchen muss sehr nahe an die Beute herankommen, damit das funktioniert“, erklären die Forscher. Es darf erst zuschlagen, wenn der Krebs nur noch weniger als zwei Millimeter von der Schnauze entfernt ist. In dieser geringen Entfernung aber müsste es sich normalerweise längst durch die Druckwelle verraten haben. Wie schaffen es die Seepferdchen, trotzdem erfolgreich zu sein?

In Slowmotion auf die Schliche gekommen

Anzeige

Gemmell und seine Kollegen sind dieser Frage nun mit Hilfe von Hochgeschwindigkeits-Kameras und 3D-Messungen nachgegangen. Sie setzten dafür jeweils ein Zwerg-Seepferdchen der Art Hippocampus zosterae in ein kleines Wasserbecken, das mehrere Ruderfußkrebse ( Acartia tonsa) enthielt. Dabei zeichneten sie die Bewegungen der Tiere und des Wassers auf und analysierten beides.

Die Aufnahmen enthüllten, dass das Seepferdchen bei seiner Annäherung eine sehr untypische Bugwelle erzeugt. Statt einen Schwall von Turbulenzen vor sich herzuschieben, entsteht schräg oberhalb seiner Schnauze eine ruhige, relativ störungsfreie Zone im Wasser, wie die Forscher berichten. Selbst wenn sich das Seepferd mit einem Zentimeter pro Sekunde an den Krebs anschleicht, liegen die hydrodynamischen Störungen in dieser Ruhezone unterhalb der Schwelle, die beim Krebs den Fluchtreflex auslöst. Ein weiterer Vorteil: Die ruhige Zone liegt genau in dem Bereich, in dem die Beute idealerweise schwimmen muss, damit das Zuschnappen des Seepferdchens erfolgreich ist.

Was aber verursacht diese ungewöhnliche Ruhezone in der Bugwelle? Eine Antwort lieferten Versuche mit anatomisch genauen Nachbildungen von Seepferdchenköpfen und denen eng verwandter Fische mit fischtypischeren Köpfen. Sie zeigten, dass die ungewöhnliche Bugwelle auf die Form ihres Kopfes und besonders der Schnauze zurückgeht.

Leise Schnauze

„Die dünne, verlängerte Schnauze erlaubt es dem Wasser, leichter und mit weniger Turbulenz an ihr vorbeizufließen als bei einem stumpferen Kopf“, erklären Gemmell und seine Kollegen. Da der Mund der Seepferdchen ganz am Ende dieser dünnen Schnauze sitzt, ist er bereits in unmittelbarer Nähe des Krebses angekommen, bevor dieser auch nur ahnt, dass etwas nicht stimmt.

Allerdings klappt das nur, wenn der Winkel stimmt, wie die Experimente ergaben. Nähert sich das Seepferdchen seiner Beute zu steil, verpasst der Krebs die Ruhezone und gerät stattdessen in Bereiche, in denen die Turbulenzen im Wasser deutlich stärker sind. Dann ist er weg, bevor das Seepferd eine Chance zum Zuschlagen hat. Kommt es ihm aber nahe genug, hat der Krebs fast keine Chance mehr: In 90 Prozent der Fälle wird die Beute erfolgreich verschlungen. „Seepferdchen schaffen es, die Sinne eines der talentiertesten Fluchtkünstler der aquatischen Welt auszutricksen“, konstatiert Gemmell. „Menschen denken bei Seepferdchen nicht gerade an ein Raubtier, aber sie sind erstaunlich gute Prädatoren.“

Nadja Podbregar

Quelle: Brad Gemmell (University of Texas, Port Aransas) et al., Nature Communications, doi: 10.1038/ncomms3840

Foto: Brad Gemmell/University of Texas 

© wissenschaft.de

© natur.de – natur Gastautor
Anzeige
natur | Aktuelles Heft
Reizvolle Regionen
Aktueller Buchtipp

Anzeige
Grünstoff – der Medientipp des Monats
Serie: Hervorragend – Junge Menschen und ihr Engagement
Wissenschaftslexikon

freineh|men  auch:  frei neh|men  〈V. t. 187; hat〉 (sich) ~ Urlaub nehmen, nicht arbeiten … mehr

Kir|chen|lied  〈n. 12; Mus.〉 in Strophen gegliedertes geistl. Lied, das auf Wallfahrten, bei Prozessionen usw. u. im Gottesdienst von der Gemeinde gesungen wird

Hül|sen|frucht  〈f. 7u; in der Bot. nicht übl. Bez. für〉 Samen von Erbsen, Bohnen u. Linsen

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige