BSE, Scrapie und die menschliche Form – die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit – sorgten Anfang dieses Jahrtausends für große Aufregung in Europa. Um die Ausbreitung dieser durch sogenannte Prionen verursachten Hirnerkrankung zu verhindern, forderte die EU ihre Mitgliedsstaaten auf, Maßnahmen zu ergreifen: Es wurde verboten, tote Nutztiere einfach auf Weiden liegen zu lassen, damit sich tierische Aasfresser um die Entsorgung kümmern. Nicht nur für Geier waren die entsprechenden Maßnahmen ein dramatischer Einschnitt, sondern auch für den Iberischen Wolf, berichten nun die Forscher um Laura Lagos von der Universität von Santiago de Compostela.
Von Aasfressern zu Pferde-Jägern
Aus früheren Untersuchungen war bekannt, dass sich spanische Wölfe vor den Hygienemaßnahmen vor allem von liegengelassenen Rinderkadavern ernährten. Die Untersuchungen der Forscher zeigten nun, wie die Tiere diesen Verlust kompensierten: Sie wurden demnach wieder verstärkt zu Räubern in ihrem Verbreitungsgebiet in der Region Galizien. Vor allem Rehen und Wildschweinen stellen sie nun wieder nach, aber auch den sogenannten Garranos. Dabei handelt es sich um eine Rasse kleiner verwilderter Hauspferde, die frei in Galizien leben. Den Forschern zufolge wird der Hunger der Wölfe nun zu einer Gefahr für die putzigen Wild-Ponys: Im Westen Galiziens bilden sie jetzt die Hauptbeute der Wölfe – die Bestände der Garranos schwinden.
Außerdem berichten Lagos und ihre Kollegen von einer Zunahme der Wolfsangriffe auf Nutztiere, seit ihnen weniger Kadaver als Nahrungsquelle zur Verfügung stehen. Dies könnte letztlich den Ruf des Iberischen Wolfes zunehmend ankratzen, was Bemühungen zu seinem Schutz erschwert. Um sich diesem Trend entgegenzustemmen, schlagen die Forscher vor, die Rolle des Wolfes als Jäger von Wildtieren zu stärken. Dazu müssten Maßnahmen ergriffen werden, die letztlich die Bestände ihrer Beutetiere stabilisieren: „Es sind Lebensraumverbesserungen gefragt, wenn man den Wölfen das Überleben und Konflikte mit Tierhaltern verhindern will“, so die Forscher.
Quelle: FECYT – Spanish Foundation for Science and Technology