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Die Guarani holen sich ihr Land zurück

Brasiliens indigene Völker in Not

Die Guarani holen sich ihr Land zurück
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Guarani-Kind
Die Großbauern Brasiliens haben den Guarani fast ihr gesamtes Land geraubt. Die Volksgruppe flüchtete in überfüllte Reservate, leidet dort Hunger und Not. Viele begehen in ihrer Verzweiflung Selbstmord. Doch einige Guarani holen sich jetzt zurück, was ihnen einst gehörte – und das bringt sie in Lebensgefahr. Ein Gastbeitrag von Survival International

Eingepfercht in kleinen Reservaten leben die Guarani unter Plastikplanen am Straßenrand. Durch die Zerstörung ihrer Wälder können sich die Familien nicht mehr durch Fischen und Jagen ernähren. Und ihnen fehlt Land, um Getreide und Früchte anzubauen. Seit 2005 sind mindestens 53 Guarani-Kinder verhungert.

Außerdem stellen die Sicherheitsleute der Großbauern eine ständige Bedrohung dar. Sie halten die Guarani mit Waffengewalt von ihrem einstigen Land fern. Zahllose Guarani wurden in den letzten Jahren getötet. Längst hat sich das Bild verbreitet, dass die typische rötliche Färbung des Bodens vom vielen vergossenen Blut herrührt.

2-braz-gua-rb-08_XS.jpgWie verzweifelt die Lage der Guarani ist, offenbaren jetzt auch die schockierenden Statistiken, die Survival International vergangene Woche veröffentlicht hat: Die Selbstmordrate der Guarani liegt 34-mal über dem nationalen Durchschnitt – das jüngste bekannte Opfer war erst neun Jahre alt.

Ein Angehöriger der Guarani, Rosalino Ortiz, spricht über das Gefühl der Aussichtslosigkeit, das vor allem die Jugendlichen seines Volks befällt: “Die Guarani begehen Selbstmord, weil wir kein Land haben. In den guten alten Zeiten waren wir frei. Jetzt sind wir es nicht mehr. Deshalb glauben unsere jungen Menschen, dass ihnen nichts mehr bleibt. Sie setzen sich hin und denken, dass sie sich selbst verloren haben und begehen Selbstmord.”

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Tatsächlich hätten die Guarani schon vor Jahren ihr Land zurückbekommen sollen. Doch statt den Prozess der Landrückgabe voranzutreiben, diskutieren brasilianische Politiker verschiedene Gesetzesänderungen, die sich letztlich katastrophal auf die Landrechte der indigenen Bevölkerung auswirken werden. So würde eine der Gesetzesinitiativen dem Kongress Brasiliens, der stark von der anti-indigenen Agrarlobby beeinflusst ist, Mitsprache bei der Anerkennung traditioneller Gebietsansprüche gewähren. Andere Gesetze sehen vor, dass indigenes Land für Militäreinrichtungen, Bergwerke, Staudämme oder Industrieprojekte genutzt wird.

Inmitten dieser Trostlosigkeit gibt es aber auch kleine Hoffnungsschimmer. Damiana Cavanha, eine unerschrockene Guarani-Anführerin, ließ sich nicht länger bevormunden und nahm vor Kurzem ihr Schicksal in die Hand. In einer mutigen Aktion führte sie ihre Gemeinde zurück auf ihr angestammtes Land.

1-BRAZ-GUAR-FW-2010-378_XS.jpgVor zehn Jahren hatte man Damiana mit vorgehaltener Waffe gezwungen, ihr Land zu verlassen, damit dort Zuckerrohr angebaut werden kann. Seitdem lebte sie wie ein Flüchtling am Straßenrand, unmittelbar an der mit Stacheldraht umzäunten Grenze zu ihrem Stammland. Damiana erlebte, wie eine schreckliche Selbstmordwelle ihr Volk erschütterte. Sie hat gesehen, wie die Pestizide der Farmer ihre Tante vergifteten und wie ihr Mann und ihre drei Söhne auf der Straße tödlich verunglückten, die nur wenige Meter neben ihrer Hütte verläuft.

Enttäuscht vom langsamen Fortschritt der Demarkation ihres Landes und erschüttert darüber, wie brutal die Großbauern mit ihrer Familie und ihrem Volk umspringen, entschied sich Damiana für die “Retomada” – die Wiederbesetzung ihres Landes. “Wir haben uns dafür entschieden, einen Teil unseres traditionellen Landes wieder zu besetzen”, sagt Damiana, als sie ihre Gemeinde zurück auf ihr Land führte. “Dort gibt es einen Brunnen mit gutem Wasser. Und ein kleines Stück Wald ist uns auch geblieben.”

Doch die Landbesetzung bringt Damiana und ihre Gemeinde in Lebensgefahr. Von den Ranchern bezahlte Söldner haben die Gemeinde eingekreist. Damiana weiß, dass viele Guarani bei ähnlichen Wiederbesetzungsversuchen verletzt und sogar ermordet wurden. Schon jetzt hat die Gemeinde drei Morddrohungen erhalten. Außerdem wurde versucht, ihr Wasser zu vergiften.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, appelliert deshalb an die Weltgemeinschaft. “Die Guarani haben ihre Angelegenheiten selbst in die Hand genommen”, so Corry. “Was sie jetzt dringend brauchen, ist unsere Unterstützung, damit sie nicht angegriffen oder wieder vertrieben werden.”

Wie Sie Damiana und den Guarani helfen können, erfahren Sie hier.

Sarah Gilbertz, Survival International

Fotos: Survival International

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