Offizielle Einfuhrstatistiken belegen, dass im Jahr 2012 mindestens vier Delfine aus Japan nach Russland exportiert wurden. Zusätzlich liegen Informationen für die weitere Ausfuhr von etwa 15 Delfinen aus dem japanischen Taiji vor. Taiji ist jener Fangort, den die Öffentlichkeit vor allem durch den Dokumentarfilm „Die Bucht“ von 2009 (englischer Originaltitel „The Cove“) verstärkt wahrgenommen hat. Dort treiben Fischer ganze Delfinschulen in eine Bucht und zäunen diese ab. Im Anschluss selektieren Tierhandelsagenten Säuger für Vergnügungsparks, bezahlen viel Geld und der Rest der Delfine wird brutal getötet – wie es auch zur Zeit wieder in Japan geschieht. Es ist davon auszugehen, dass für die Delfinarien in Sotschi ebenfalls Tiere aus Japan dorthin gebracht wurden.
Wildfang in Ostrussland
Doch auch vor Ort wird Jagd auf Meeressäuger gemacht: Schwertwale sind die größten Delfine und zählen zu den intelligentesten Meeressäugern. Sie eignen sich aber nicht für die Haltung in Gefangenschaft. Wie Studien ergeben haben, ist die Sterblichkeit in Delfinarien besonders hoch. Dadurch nimmt die Zahl der Schwertwale in Gefangenschaft – momentan circa 54 Tiere weltweit – stetig ab und kann nur durch fortwährende Wildfänge ersetzt werden. Seit 2000 haben russische Händler mindestens 300 Weißwale (Belugas) gefangen. Ein Drittel davon wurde allein nach China exportiert.
Teil des Show-Programms sind auch Orcas (Schwert- oder Killerwale). Für diesen Zweck wurden seit August 2013 etwa sieben Orcas aus freier Wildbahn aus ostrussischen Gewässern gefischt. Zwei der Tiere befinden sich bereits in Moskau. Das dortige Delfinarium besitzt die russische Unternehmensgruppe „White Sphere“. Sie war auch in den Fang involviert und betreibt ein Partnerdelfinarium in Sotschi.
Obwohl in zahlreichen Regionen der Fang von Kleinwalen verboten ist oder unterbunden wurde – zum Beispiel in der EU, den USA, Argentinien oder Australien -, entwickelt sich Russland neben Japan zum Hauptfangort für Kleinwale. In Japan sind die Orcas fast vollständig ausgerottet – doch nun liefert Russland. Zuletzt wurden 2003 zwei Orcas gefangen. Fischer hatten eine gesamte Gruppe von circa 30 Tieren mit einem Netz eingekreist – ein Orca erstickte und das entnommene Weibchen verstarb wenige Wochen später im Delfinarium.
Jedes Jahr schreibt die russische Regierung Fangquoten aus, die von den Fischern nicht voll genutzt werden, da Fang, Transport und Haltung der Orcas extrem aufwendig und teuer sind. Da kommt ein Großereignis wie die Olympischen Spiele gerade recht. Es fließen Sponsoren- und Staatsgelder, mit denen sich auch die Delfinarien finanzieren ließen.
Solche Projekte bringen Großereignisse wie die Olympischen Spiele zunehmend in die Kritik. Deshalb legen OceanCare und Whale and Dolphin Conservation dem IOC dringend nahe, endlich ethische Grundregeln einzuführen, die solche absurden Projekte eindeutig unterbinden.
Nicolas Entrup, Referent bei OceanCare und Whale and Dolphin Conservation
Hier geht’s zur Petition von OceanCare und Whale and Dolphin Conservation, die Zurschaustellung von Orcas in Sotschi zu unterbinden.
Fotos: Elsa Nature Conservancy