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Die seltenste Katze der Welt

Erbgut des Pardelluchses ist extrem verarmt

Die seltenste Katze der Welt
Pardelluchs
Der Pardelluchs kommt nur auf der Iberischen Halbinsel vor und ist extrem bedroht (Foto: CSIC)
Von ihm gibt es nur noch wenige hunderte Exemplare: Der nur auf der Iberischen Halbinsel vorkommende Pardelluchs ist die seltenste Katze Europas. Jetzt wurde erstmals das Erbgut dieser Luchsart sequenziert. Ihre Ergebnisse bestätigen den extrem bedrohten Zustand dieser Art.

Der Pardelluchs (Lynx pardinus) ist sozusagen der kleinere Bruder unserer Eurasischen Luchse (Lynx lynx). Er ist nur etwa zwei Drittel so schwer und wird maximal gut einen Meter lang. Typisch für diese Bewohner der Iberischen Halbinsel ist ihr langer Backenbart und das sehr deutlich gefleckte Fell.

Der bevorzugte Lebensraum der Pardelluchse ist der Maquis, die trockene, von immergrünen Büschen bewachsene Landschaft, die für weite Teile des westlichen Mittelmeerraums typisch ist. Auch lockere Pinienhaine oder Korkeichenbestände gehören zu ihren Habitaten. Dort jagen die Luchse vor allem Wildkaninchen – sie sind auf die Beute hochspezialisiert.

Nur noch kleine Reste

Doch genau diese engen Ansprüche an Lebensraum und Beute wurden dem Pardelluchs zum Verhängnis: Nur noch wenige hunderte Tiere leben in einigen voneinander isolierten Gebieten in Spanien und Portugal. Die größten Bestände mit jeweils gut 200 Tieren gibt es im Nationalpark Doñana und in der Sierra Morena. Außerhalb dieser beiden Gebiete gibt es nur noch Restpopulationen mit wenigen Dutzend Luchsen. Der Pardelluchs gilt deshalb als die am stärksten bedrohte Katzen der Erde.

Um mehr über den Zustand der spanischen Pardelluchse herauszufinden, haben nun Forscher erstmals das Erbgut dieser Luchsart sequenziert. Durch Vergleich der Gene von insgesamt zehn Luchsen aus den beiden spanischen Hauptbeständen hofften sie herauszufinden, wie groß die Genvielfalt dieser bedrohten Art noch ist.

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Extrem verarmtes Erbgut

Das traurige Ergebnis: Das Erbgut des Pardelluchses ist extrem verarmt. „Wir haben zahlreiche Hinweise auf eine genetische Erosion bei den beiden Iberischen Populationen gefunden“, berichten José Godoy vom spanischen Forschungsrat CSIC und seine Kollegen. „Der Pardelluchs hat die geringste genetische Vielfalt, die man jemals bei einer Tierart gefunden hat.“ Besonders stark verarmt ist dabei das Erbgut der Luchspopulation im Doñana-Nationalpark.

Ursache für diese genetische Verarmung sind mindestens drei starke Populationseinschnitte in der Geschichte dieser Katze. Weil bei diesen Ereignissen jeweils immer nur wenige Tiere übrigblieben, führte dies dazu, dass die genetische Vielfalt innerhalb dieser Art stark abgenommen hat. Die Erbgutanalysen zeigten auch, dass der Pardelluchs sich vor rund 300.000 Jahren vom Eurasischen Luchs abtrennte und spätestens seit 2.500 Jahren genetisch komplett von diesem isoliert ist.

Gibt es noch Hoffnung?

„Welche Folgen eine so extrem geringe genetische Vielfalt für das Überleben dieser Art hat, lässt sich schwer vorhersagen“, sagen die Forscher. „Aber es wahrscheinlich, dass es den Luchsen die Anpassung an Umweltveränderungen erschwert.“ Hinzu komme, dass der Verlust vieler Genvarianten und eine zwangsweise hohe Inzucht auch die Fitness der einzelnen Tiere reduziert.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer: In den letzten Jahren haben intensive Zuchtprogramme begonnen, teilweise kombiniert mit der Auswilderung von in Gefangenschaft aufgezogenen Pardelluchsen. Dabei hat man bereits versucht, die genetische Vielfalt der Luchse wieder zu erhöhen, indem man Tiere aus der Population im Doñana-Nationalpark mit der aus der Sierra Morena kreuzt. Erste positive Effekte dieser Programme haben die Forscher jetzt bei ihren Genanalysen bereits festgestellt.

Gehen diese Bemühungen weiter und werden die letzten Lebensräume der Pardelluchse weiter geschützt und erhalten, hätten diese bedrohte Art nach Einschätzung der Biologen durchaus eine Überlebenschance. „Es gibt bereits einige Beispiele für Tierarten, die trotz starker genetischer Verarmung lange Zeit überdauert haben und sogar wieder weit verbreitet sind“, sagen Godoy und seine Kollegen. „Das gibt Anlass zu Hoffnung und ermutigt dazu, die Schutzbemühungen für den Pardelluchs weiterzuführen.“

Quelle: CSIC Centre for Genomic Regulation, Fachartikel: Genome Biology, doi: 10.1186/s13059-016-1090-1

© natur.de – Nadja Podbregar
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