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Drastischer Schummel beim Spritverbrauch

Realer CO2-Ausstoß von Neuwagen weit um 42 Prozent von Herstellerangaben ab

Drastischer Schummel beim Spritverbrauch
Abgas
Nicht nur bei den Stickoxiden, auch bei den CO2-Werten wird mehr geschummelt denn je (Foto: Olando/Fotolia)
Autohersteller schummeln offensichtlich nicht nur bei den Stickoxidemissionen ihrer Wagen, auch bei den CO2-Werten und dem Spritverbrauch wird einiges schöngerechnet. Im realen Fahrbetrieb stoßen die Fahrzeuge im Mittel 42 Prozent mehr CO2 aus als bei Hersteller-Labortests ermittelt.

Der Dieselskandal hat bereits gezeigt, dass die Autohersteller keine Scheu davor haben, ihren Kunden, aber auch den Behörden geschönte und schlicht falsche Zahlen zu liefern. Möglich sind solche Manipulationen unter anderem deshalb, weil die Abgaswerte und der Spritverbrauch bisher nicht unter Straßenbedingungen, sondern auf sogenannten Rollenprüfständen ermittelt werden. Das ermöglicht es den Unternehmen, gezielt für ideale – und unrealistische – Bedingungen zu sorgen.

So erkennen die Bordcomputer neuer Pkw, dass sich das Fahrzeug im Test auf einem Rollenprüfstand befindet und schalten in einen optimierten Testmodus mit möglichst geringen Verbrauchswerten. Oft werden auch schwerere Einbauten der Fahrzeuge bei diesen Tests einfach ausgebaut und Reifen mit besonders wenig Reibung genutzt. Einige Hersteller koppeln sogar die Lichtmaschine während des Prüfstandtests ab, so dass der Kraftstoffverbrauch für das Aufladen der Batterie wegfällt. All diese Tricks senken den Kraftstoffverbrauch und reduzieren den CO2-Ausstoß.

42 Prozent mehr CO2 als angegeben

Wie drastisch durch solche Tricks die Herstellerangabe von den realen Abgas- und Verbrauchswerten abweichen, enthüllt nun eine neue Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT). Sie haben dafür die offiziellen Daten von 1,1 Millionen Fahrzeugen der Zulassungsjahre 2001 bis 2016 aus acht Ländern mit dem Kraftstoffverbrauch unter Realbedingungen verglichen. Die Daten dafür stammten teilweise aus Straßentests, teilweise von Online-Angaben privater Autobesitzer und Dienstwagenflotten.

Das Ergebnis: Die Abweichung zwischen den Herstellerangaben und den realen Werte ist so eklatant wie nie: Neue PKW-Modelle stoßen im Alltagsbetrieb durchschnittlich 42 Prozent mehr CO2 aus als die offiziellen Angaben suggerieren. Für Autobesitzer bedeutet dies Mehrausgaben für Sprit in Höhe von rund 400 Euro pro Jahr. Besonders negativ fielen im Test die größeren Limousinen von Mercedes, Audi und BMW auf. Hier liegen die Abweichungen bei einigen Modellen sogar mehr als 50 Prozent über den Herstellerangaben.

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Schlecht für Geldbeutel und Klima

„Sämtliche Datenquellen bestätigen, dass die Lücke zwischen dem von Herstellern veröffentlichten Kraftstoffverbrauch und dem tatsächlich von Kunden festgestellten Verbrauch damit einen Höchststand hat“, konstatiert Uwe Tietge vom ICCT. Während die durchschnittliche Abweichung zwischen Test- und Realwerten im Jahr 2001 noch bei rund neun Prozent lag, stieg sie bis 2016 auf 42 Prozent an. Dieser Anstieg war insbesondere in jüngsten Jahren besonders deutlich – allein zwischen
2009 und 2016 verdoppelte sich die Diskrepanz.

Die wachsende Abweichung belastet nicht nur den Geldbeutel der Käufer, sie trägt auch dazu bei, die Klimaschutzziele zu untergraben, zu denen sich Deutschland international bekannt hat. Erst vor Kurzem musste die Bundesregierung einräumen, dass sie ihr Ziel, eine Reduktion der CO2-Emissionen um 40 Prozent bis 2020, wohl nicht erreichen wird. Einen großen Anteil daran hat neben der Verbrennung von Kohle der Verkehr: Seine Emissionen sind in den letzten Jahren sogar noch angestiegen.

Diskrepanzen in Europa besonders stark angestiegen

Die ICCT-Studie enthüllt zudem, dass die Abweichungen zwischen offiziellen und realen Werten nirgendwo so stark angestiegen sind wie in Europa. Zwar wird in der EU ab September 2018 eine neue Testprozedur für Fahrzeugemissionen für Neuwagen eingeführt, die die Diskrepanzen verringern sollen. „Gleichzeitig gibt es jedoch auch Schlupflöcher in der neuen Regulierung“, warnt das ICCT. Weitere Schritte seien nötig, um ein Auseinanderdriften von Labor- und Alltagswerten zu verhindern.

Dass es auch anders geht, demonstrieren die USA: „In den USA werden schon seit Jahren in großem Stil unabhängige Nachtests von Serienfahrzeugen durchgeführt“, erklärt ICCT-Forscher Uwe Tietge. „Es ist daher keine Überraschung, dass die Abweichung zwischen offiziellen Angaben und realen Werten in den USA deutlich niedriger ist als in Europa. Die offiziellen Kraftstoffverbrauchswerte liegen dort sogar sehr nahe an den realen Alltagserfahrungen eines durchschnittlichen Fahrers.“

Quelle: International Council on Clean Transportation (ICCT)

© natur.de – Nadja Podbregar
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