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Durchbruch für Balkon-Solarkraftwerke?

Deutschlands größter Netzbetreiber erleichtert Nutzung von Mini-Solarmodulen

Durchbruch für Balkon-Solarkraftwerke?
Solarmodul simon
Solarmodul für den Balkon - so können künftig vielleicht auch Mieter ihre Strombilanz grüner machen. (Foto: simon.energy)
Es könnte so einfach sein: Einfach Mini-Solarmodul auf den Balkon stellen, Stecker rein und schon können auch Mieter einen Teil ihres Stroms aus Solarenergie decken. Bisher allerdings erlaubten viele deutsche Stromnetzbetreiber den Betrieb nicht. Jetzt gibt es einen ersten wichtigen Erfolg.

Bisher hatten Wohnungsmieter nur begrenzte Möglichkeiten, Solarstrom zu erzeugen: Zieht der Vermieter mit, kann ein sogenanntes Mieterstrom-Modell die Sonnenenergie auf dem Hausdach nutzbar machen. Doch ist das nicht der Fall, dann standen Mieter bisher auf dem Schlauch. Das könnten jedoch Mini-Solarmodule für den Balkon oder die Terrasse ändern.

Einfach Stecker rein und los

Solche Mini-Solaranlagen werden mit einem Stecker in die Steckdose gesteckt und speisen dann Strom mit bis zu 150 Watt Spitzenleistung ins Wohnungsnetz. Das Mini-Kraftwerk liefert nach Angben von Greenpeace Energy genug Strom, um täglich ein Mittagessen für zwei Personen zu kochen, eine Ladung Wäsche zu waschen oder 35 Tassen Kaffee zuzubereiten. Weil sich Strom den kürzesten Weg sucht, fließt der Strom des Solarmoduls von der Steckdose über die hauseigenen Stromleitungen direkt in die einzelnen Elektrogeräte wie Waschmaschine, Geschirrspüler, Kühlschrank oder Computer.

„Wenn die Nutzung unkompliziert möglich ist, könnten allein in Deutschland mehrere Gigawatt an Stecker-Solar-Geräten installiert werden“, erklärt Marcus Vietzke von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) in Berlin. Denn durch die Installation eines solchen Solarpanels auf einem Südbalkon kann ein Mieter fünf Prozent und mehr beim Stromverbrauch einsparen. Die dezentrale Stromproduktion aus Sonnenenergie trägt damit dazu bei, klimaschädliche Emissionen beispielsweise aus Kohlekraftwerken zu senken und reduziert zugleich die Kosten für den Ausbau der Energienetze.

Blockade bei deutschen Stromnetzbetreibern

In den Niederlanden nutzen bereits rund 200.000 Haushalte solche kleinen Solaranlagen. In Österreich hat das von der oekostrom AG produzierte Mini-Solarmodul „simon“ den Klimaschutzpreis 2016 gewonnen. Doch in Deutschland erschweren bisher technische Normen und gesetzliche Regeln den Einsatz solcher Module. Einer der Gründe: Stecker und Wechselrichter der Anlage müssen bestimmte Anforderungen erfüllen, zudem muss eine automatische Schnellabschaltung im Falle eines Fehlers oder einer Überlastung des Netzes erfolgen.

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Die Innogy-Tochter Westnetz hatte aus diesen Gründen vor Kurzem den Anschluss eines Solarmoduls des Typs simon mit 150 Watt Spitzenleistung blockiert. In Briefen an die Kundin wurde auf die Gefahren der Einspeisung hingewiesen. Doch wie Greenpeace Energiy berichtet, erfüllt das simon-Modul die technischen Anforderungen – dafür gebe es Gutachten. Um den Einsatz der Mini-Solaranlage durchzusetzen regte Greenpeace Energy ein Verfahren gegen Westnetz vor der Bundesnetzagentur an.

Weg frei für „Bürgerstrom“

Mit Erfolg: Ab sofort ermöglicht Westnetz den Anschluss der Module auf unbürokratische Weise: In ihrem Versorgungsgebiet genügt es für Nutzer jetzt, Namen und Adresse, Leistung und Fabrikat der Module zu melden, dann können diese dort bis zu einer Leistungsgrenze von 300 Watt ohne sonstige Auflagen in die Steckdose gesteckt werden. In dem Verfahren hat Westnetz eingeräumt, dass die bisherige Einschätzung nach Prüfung der vorgelegten Unterlagen nicht zu halten sei: „Der Anschluss und der Betrieb einer Eigenanlage Photovoltaiksystem ’simon‘ ist möglich“, so der Netzbetreiber.

„Das Einlenken von Westnetz ist ein Durchbruch für die städtische Energiewende in Bürgerhand“, sagt Sönke Tangermann von Greenpeace Energy. „Damit bekommen Millionen von Mietern die Chance, sauberen Strom zu erzeugen und selbst zu verbrauchen.“

Es sei zu hoffen, dass nun die anderen deutschen Netzbetreiber dem Vorbild von Westnetz folgen. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie, Greenpeace Energy und andere Akteure setzen sich derzeit in den zuständigen technischen Normgremien für anwenderfreundliche neue Normen für Mini-Solarkraftwerke ein. Mit Fortschritten sei noch in diesem Jahr zu rechnen, heißt es.

Quelle: Greenpeace Energy

© natur.de – Nadja Podbregar
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