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EU legalisiert Einfuhr von Löwen-Trophäen

Kritische EU-Entscheidung

EU legalisiert Einfuhr von Löwen-Trophäen
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Löwenjäger schätzen Erinnerungsstücke an ihre "großen" Taten. (Foto: Nicolas Gosse/Fotolia)
Ausgestopft oder als Teppich: Löwen-Jagdtrophäen aus Tansania dürfen in die EU eingeführt werden. Diese aktuelle Entscheidung stößt auf heftige Kritik von Naturschützern. Die schwindenden Bestände erfordern ihnen zufolge ein Einfuhrverbot.

Beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Tierschutzorganisation Pro Wildlife ist man empört. Ihnen zufolge müsse die Entscheidung vom 15. September umgehend zurückgenommen werden. „Trotz des gravierenden Rückgangs von Tansanias Löwenpopulation erteilt die EU grünes Licht für die Einfuhr von Jagdtrophäen der schrumpfenden Bestände und treibt damit die Ausrottung der Löwen voran“, sagt Daniela Freyer von Pro Wildlife. Thomas Tennhardt vom NABU ergänzt: „In Tansania herrschen Korruption, Intransparenz und Missmanagement. Die EU-Entscheidung ist inkonsequent, unverantwortlich und steht im klaren Widerspruch zu den EU-Vorschriften für Nachhaltigkeit.“

Auch in Tansania sind Löwen bedroht

Die Tierschützer berufen sich auf dramatische Entwicklungen: Laut der Roten Liste bedrohter Tierarten der Weltnaturschutzunion ist der Löwenbestand seit 1993 insgesamt um 42 Prozent eingebrochen. Das Verbreitungsgebiet des „Königs der Tiere“ schrumpfte auf weniger als 20 Prozent. In mindestens zwölf, vielleicht sogar 16 afrikanischen Ländern sind Löwen bereits ausgerottet. Als Hauptursache gelten Lebensraumverlust und Konflikte mit Viehbesitzern. Wissenschaftler machen aber auch die Großwildjagd mitverantwortlich für den Schwund der Löwenbestände. Doch ist die Lage in Tansania möglicherweise lokal anders? Viele Experten sagen Nein – auch die Löwen Tansanias sind massiv bedroht.

Tansania gilt als eine der letzten Hochburgen für Löwen. Das wiederum lockt verstärkt Menschen mit einer tödlichen Begeisterung für die faszinierenden Tiere an: Tansania ist ein Hauptreiseziel für Löwenjäger. Dem NABU zufolge zeigen Studien, welche negativen Auswirkungen die Großwildjagd dort in den letzten 30 Jahren hatte. Dabei ist auch die unnatürliche Selektion problematisch: Jäger haben es vor allem auf die prächtigsten männlichen Tiere abgesehen.

Jagd als Devisenbringer für den Tierschutz?

Neben dem Verlust dieser guten Erbgutträger verstärkt dies in übertriebener Weise ein natürliches Verhalten der Tiere: Wenn der Anführer eines Rudels stirbt, übernimmt ein neues Männchen das Rudel und tötet den Nachwuchs seines Vorgängers, um seine eigenen Fortpflanzungschancen zu erhöhen.

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Befürworter rechtfertigen die Jagd als wichtigen Devisenbringer, der einen Beitrag zum Schutz bedrohter Arten leisten kann. Verschiedene Untersuchungen widersprechen dieser Argumentation allerdings deutlich. In Tansania kritisieren Verbände seit Jahren, dass die Landbevölkerung kaum an den Jagderlösen beteiligt wird und dass gerade Jagd und Naturschutz massiv von Korruption und dunklen Machenschaften geprägt sind.

Dies wurde bereits im Fall einer anderen bedrohten Tierart deutlich: Im Mai 2015 flog auf, dass Tansanias Elefantenbestände in fünf Jahren um 60 Prozent zurückgegangen waren. Tansanias Regierung hatte die entsprechenden Bestandszählungen zuvor monatelang zurückgehalten.

Über den Fall Cecil regte sich die Welt auf…

Die illegale Jagd auf den Löwen Cecil in Simbabwe im Sommer dieses Jahres sorgte international für Empörung. Doch von der Öffentlichkeit unbemerkt werden Hunderte Löwen von Jägern jedes Jahr legal getötet, betont der NABU. Und obwohl die Tiere bedroht sind, sollen die Jagdtrophäen in die EU gebracht werden dürfen? NABU und Pro Wildlife halten diese Entscheidung für unverantwortlich.

Quellen: NABU , Pro Wildlife

© natur.de – Martin Vieweg
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