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Eine Weinflasche reist um die Welt

Wie ist die CO2-Bilanz für importierten kalifornischen Wein?

Eine Weinflasche reist um die Welt
Weinkiste
Wein wird nicht selten um die halbe Welt verschifft (Foto: svl861 / Fotolia)
Wenn sie bei uns im Laden steht, hat sie eine Reise um die halbe Welt hinter sich: Eine Flasche Wein aus Kalifornien ist alles andere als ein regionales Produkt. Aber wie sieht die CO2-Bilanz dieser Weltreisenden aus? Das haben Forscher jetzt konkret nachvollzogen – mit überraschendem Ergebnis.

Der Transport von Waren rund um die Welt gilt als besonders klimaschädlich. Denn um die Waren zum Käufer zu bringen, müssen weite Strecken mit verschiedensten Verkehrsmitteln zurückgelegt werden – und das bedeutet in der Regel zusätzlichen Treibhausgas-Ausstoß. Unter anderem deshalb sind regionale Produkte meist klimafreundlicher.

Das Problem dabei: Unser Bedarf sowohl an Lebensmitteln als auch an anderen Gütern lässt sich meist nicht allein aus regionaler Erzeugung decken. Wir sind daher in vielen Bereichen auf den globalen Handel angewiesen. Das gilt auch beim Wein: Nur etwa ein Drittel des hierzulande getrunkenen Weins stammt von deutschen Winzern, zwei Drittel müssen zur Deckung des Bedarfs importiert werden, vornehmlich aus Frankreich, Italien und Spanien. Etwa zehn Prozent kommen inzwischen aber auch aus Übersee. Dabei wird nicht nur der Wein, sondern auch die mehr als 600 Gramm schwere Glasflasche rund um den Globus transportiert.

Vom Weingut bis zum Händler

Aber wieviel Kohlendioxid wird tatsächlich für den Transport einer Flasche kalifornischen Weins nach Deutschland emittiert? Um das herauszufinden, haben Forscher der Universität Gießen und der San Francisco State University die CO2-Bilanz einer Flasche typisch kalifornischen Zinfandels vom kalifornischen Weingut bis zu einem Weinhändler in Deutschland ermittelt und analysiert.

Und so sieht die Reise der Weinflasche aus: Der Wein wird im Weinbaubetrieb im San Joaquin County in eine Flasche abgefüllt und diese dann gemeinsam mit 4.703 anderen per LKW rund sechs Kilometer weit zum Verteilzentrum gefahren. Dort erfolgt die Umladung in einen Container, der dann mit gut 12.000 Weinflaschen Inhalt zum Hafen im 140 Kilometer entfernten Port of Oakland gebracht wird.

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Im Hafen wird unser Weinflaschen-Container auf einen Frachter geladen und 17.2893 Kilometer weit über Panama und den Atlantik bis zum Hafen von Rotterdam in den Niederlanden transportiert. Dort wird der Container erneut umgeladen, diesmal auf ein Rheinschiff, das ihn 487 Kilometer weit den Rhein hinauf bis nach Mainz bringt. Die letzte Etappe übernimmt dann wieder ein LKW. Er bringt den Weincontainer 152 Kilometer weit bis zum Weinhändler in Koblenz.

So viel wie 1,4 Kilometer mit unserem Auto

Insgesamt hat die Weinflache damit vom Erzeuger in Kalifornien bis zum Weinhändler in Deutschland 18.068 Kilometer zurückgelegt. Aber wie viel CO2 wurde dabei freigesetzt? Für ihre Bilanz rechneten die Forscher Treibstoffverbrauch, Beladungsmengen und Leerfahrten beziehungsweise Auslastungsgrade der verschiedenen Transportmittel mit ein. Nicht enthalten ist jedoch die Weinerzeugung selbst, die in einem kalifornischen Großbetrieb etwa 100 Gramm CO2 pro Flasche ausmacht.

Das Ergebnis: Der Transport der Weinflasche einmal um die halbe Welt schlägt mit 200 Gramm Kohlendioxid zu Buche, wie die Forscher ermittelten. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen im letzten Jahr auch schon zwei andere Studien. Auf unseren Alltag umgerechnet entspricht diese CO2-Menge einer Fahrt von 1,4 Kilometern mit dem privaten PKW – beispielsweise zum Brötchenholen, zur Schule der Kinder oder zum Briefkasten.

Es kommt auf uns an

Damit ist – zumindest für diese Weinflasche – der Anteil des Transports unter Umständen geringer als unsere Emissionen, wenn wir zum Laden fahren und die Flasche kaufen. Denn wie die Forscher in einer früheren Studie ermittelten, emittieren wir beim Einkauf im Mittel noch einmal 390 Gramm Kohlendioxid pro Flasche zusätzlich. Die wenigen letzten Kilometer, die der kalifornische Wein auf seinem Gesamtweg von der Erzeugerabfüllung bis zum Endverbraucher zurücklegt, verursachen demnach mehr als die Hälfte der gesamten CO2-Emission.

Was lehrt uns das? Dieses Ergebnis bedeutet nicht, dass wir nun massenhaft Waren aus Übersee kaufe sollen. Stattdessen demonstriert es den Einfluss, den wir selbst als Verbraucher auf die CO2-Bilanz unseres Konsums haben – und macht das klimafreundliche Einkaufen noch komplizierter. Denn es gilt im Einzelfall abzuwägen, was CO2-ärmer ist. Würden wir beispielsweise mit dem Auto zum nächstgelegenen Weingut fahren und unseren Wein dort kaufen, könnte schon ein zusätzlicher Weg von 1,4 Kilometern ausreichen, um den Vorteil des regionalen Produkts wieder aufzuheben.

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen

© natur.de – Nadja Podbregar
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