Der Nachrichtenkanal auf der Klimakonferenz in Marrakesch zeigt größtenteils das, was man erwartet: Plenarsäle und Pressekonferenzen, sechs Bildschirme für den Rundum-Überblick. Aber der sechste Bildschirm wagt gelegentlich den Blick nach draußen – weit draußen. Hier nämlich kratzen sich Eisbären, raufen miteinander, oder recken sich genüsslich auf Schnee und Eis. Manchmal, wenn in den Konferenzräumen gerade nicht viel passiert, nehmen die Eisbären sogar den kompletten Bildschirm ein. Inmitten des Getümmels und Lärms im Presseraum bleiben einige Journalisten dann für ein paar Sekunden vor den Eisbären stehen, angezogen von der Ruhe, die sie ausstrahlen.
Der Klimawandel bedroht Eisbären und Menschen
Die Ruhe trügt natürlich. Das Video der Eisbären ruft ins Gedächtnis, worum es hier auf der COP eigentlich geht. Warum es so wichtig ist, die Erderwärmung zu begrenzen. Der Klimawandel bedroht den Lebensraum dieser Tiere. Mit steigenden Temperaturen schrumpft das Packeis, auf dem sie im Winter und Frühjahr Robben jagen und sich so Fettreserven anfressen.
Und mit den Eisbären ist es selbstverständlich nicht getan. Sie symbolisieren die Gefahr, die auch den Menschen droht. Ihr Lebensraum ist unmittelbar betroffen – unser aller in Folge. Denn wenn das Eis weiter schmilzt und die Meeresspiegel weiter steigen – in der Arktis wie der Antarktis – betrifft das Millionen Menschen, die in Küstennähe wohnen.
Die Zeit für Veränderung ist jetzt
Der US-Außenminister John Kerry machte das in seiner Rede auf der COP an einem Beispiel deutlich: Sollte der Westantarktische Eisschild auseinanderbrechen und schmelzen, könnte allein das den Meeresspiegel um vier bis fünf Meter ansteigen lassen. „Es wird nicht in unserer Macht liegen, die steigenden Fluten abzuwehren, wenn sie gegen unsere Küsten drängen“, sagte er. Eindringlich forderte Kerry deshalb dazu auf, schnell und ambitioniert zu handeln. „Wir bekommen keine zweite Chance.“
Lea Sibbel arbeitet für den WWF Deutschland bloggt für uns live von der Klimakonferenz in Marrakesch.