Butylparaben gehört zu den Parabenen, Kohlenwasserstoffen, die wegen ihrer bakterienabtötenden Wirkung als Zusatz zu Kosmetika und anderen Cremes beliebt sind. Butylparaben kommt daher in zahlreichen Alltagsprodukten vor: von der Feuchtigkeitscreme über Sonnenmilch bis zu Lidschatten, Makeup und Antifaltencremes.
Schon länger jedoch deuten Studien darauf hin, dass bestimmte Parabene als endokrine Disruptoren wirken. Sie wirken hormonähnlich und greifen daher störend in den Hormonhaushalt von Mensch und Tier ein. Butylparaben jedoch galt bisher als relativ harmlos: Während andere Parabene von der EU verboten oder streng reguliert wurden, blieb Butylparaben bisher erlaubt – aus Mangel an eindeutigen Belegen für seine endokrin disruptive Wirkung.
Spermien, Brustgewebe und Eierstöcke verändert
Jetzt jedoch haben Forscher um Julie Boberg von der Technischen Universität Dänemarks in Lingby neue Indizien für die hormonähnliche Wirkung von Butylparaben entdeckt. In ihrer Studie verabreichten sie trächtigen Rattenweibchen das Paraben in unterschiedlich hohen Dosierungen. Sie untersuchten dann, wie sich diese pränatale Belastung auf die Rattenjungen auswirkt, indem sie diese bis ins fortpflanzungsfähige Alter hinein untersuchten.
Das Ergebnis: Waren männliche Ratten im Mutterleib dem Butylparaben ausgesetzt, litt später ihre Spermienqualität. Sie waren dadurch weniger fruchtbar, wie die Forscher berichten. Zudem fanden sie Veränderungen an der Prostata und den Hoden der Tiere. Bei den weiblichen Ratten zeigten sich Anomalien an Brustgewebe und Eierstöcken.
Mehr negative Effekte als gedacht
„Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass Butylparaben mehr negative Effekte auf die reproduktive Gesundheit hat, als man bisher angenommen hat“, sagt Boberg. Zwar seien einige der Wirkungen nur bei sehr hohen Dosierungen aufgetreten. Aber andere, darunter die verringerte Spermienqualität, habe man bereits bei einer geringen Belastung durch das Paraben festgestellt.
Wie die Forscher erklären, lagen die Dosierungen in den Rattenversuchen teilweise unter denen, denen Menschen im Alltag ausgesetzt sind. „Wir benötigen dringend mehr Wissen darüber, welche Folgen es für einen Menschen hat, wenn er über Hautcremes und Kosmetika diesen Parabenen ausgesetzt ist und wie diese Stoffe im Körper verstoffwechselt werden“, sagt Boberg. Zudem müsse man bedenken, dass wir im normalen Alltag nicht nur dem Butylparaben, sondern einem ganzen Cocktail von endokrinen Disuptoren ausgesetzt sind.
Die EU hat vor kurzem Kriterien dazu veröffentlicht, ab wann ein Stoff als endokriner Disruptor gilt. Bisher galt die Faktenlage bei Butylparaben nicht als ausreichend, um dieses Paraben als eine solche Substanz einzustufen, wie die Forscher erklären. Sollten sich die Ergebnisse von Boberg und ihren Kollegen jedoch bestätigen, dann könnte dies einen Einfluss darauf haben, wie Butylparaben künftig in der EU eingestuft und reguliert wird.
Quelle: Technical University of Denmark (DTU), Fachartikel: Toxicological Science, doi: 10.1093/toxsci/kfw079