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Entdeckung: Nicht alternde Fledermaus

Interessantes aus der Tierwelt

Entdeckung: Nicht alternde Fledermaus
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Bechsteinfledermäuse werden erstaunlich alt und auch auf besondere Weise. (Foto: Gerald Kerth)
So ist nun mal die Natur, könnte man meinen: Mit zunehmendem Alter schwindet die Vitalität und das Sterberisiko nimmt zu. Doch genau das scheint nicht für einige Fledermausarten zu gelten, lässt eine Studie an Bechsteinfledermäusen vermuten: Die geheimnisvollen Flattertiere scheinen nicht zu altern.

Normalerweise gilt für Mensch und Tier: Die Wahrscheinlichkeit zu sterben, folgt einem bestimmten Verlauf im Leben. Kurz nach der Geburt ist sie hoch, fällt dann ab und steigt ab einem gewissen Alter wieder an – dies nennt man altern. „Bei kleinen Säugetieren ist es häufig so, dass sie nicht sehr lange leben und in dieser kurzen Lebensspanne viele Junge bekommen“, erklärt Alexander Scheuerlein von der Universität Greifswald. Diese Arten setzen somit eher auf Masse als auf das einzelne Tier. Größere und langlebigere Arten, wie zum Beispiel der Elefant, leben dagegen deutlich länger und bekommen wenige Junge, für die sie dann aber ihre ganzen Ressourcen einsetzen.

Sterbewahrscheinlichkeit bleibt gleich

Doch auf die Bechsteinfledermaus ( Myotis bechsteinii) passen diese Regeln nicht, haben Scheuerlein und seine Kollegen herausgefunden. Sie haben im Rahmen ihrer Studie 248 Fledermäuse über einen Zeitraum von 19 Jahren begleitet. Es war bereits bekannt, dass die nur rund zehn Gramm leichten Flattertierchen ein beachtliches Alter von bis zu 21 Jahren erreichen können. „Für kleine Säugetiere ist das sehr untypisch, dieses Muster ähnelt eher dem vom Meeresvögeln, oder Großsäugern“, sagt Alexander Scheuerlein. Doch beim Altern der Bechsteinfledermaus gibt es offenbar noch eine weitere Besonderheit, ging aus den statistischen Auswertungen hervor: Die Sterbewahrscheinlichkeit der Tiere blieb nach dem ersten Lebensjahr über die ganze Lebensspanne hinweg gleich.

Die Forscher vermuten, dass nicht nur die Bechsteinfledermaus dieses erstaunliche Muster aufweist: „Von den rund 1000 Fledermaus-Arten, die es weltweit gibt, sind schätzungsweise ein Viertel langlebig. Bei denen vermuten wir, dass sie ähnliche Muster in der Alterung haben. Eng miteinander verwandt sind diese langlebigen Arten aber nicht. Vermutlich hat sich die Langlebigkeit der Fledermäuse demnach mehrere Male unabhängig im Lauf der Stammesgeschichte der Fledermäuse entwickelt“, sagt Scheuerlein.

Interessant für Alterungsforschung und Fledermausschutz

Die Fledermäuse rücken damit nun in den Fokus der Alterungsforschung. Wie sie es schaffen, so vital alt zu werden, darüber können die Forscher bisher nur spekulieren. Ein Aspekt könnte sein, dass die langlebigen Arten vor allem in den temperierten Zonen der Welt vorkommen und einen Winterschlaf halten. Dabei setzen sie ihre Körpertemperatur und den Stoffwechsel stark herab. Dies könnte zu einer Verringerung der molekularen Schäden und demnach zu einer Verlangsamung der Alterung führen. Doch das allein kann nicht die Erklärung sein, betonen die Forscher, denn: Auch tropische Fledermausarten werden ungewöhnlich alt, so dass noch andere Mechanismen die hohe Lebenserwartung von Fledermäusen zu bewirken scheinen.

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Den Biologen zufolge können ihre Erkenntnisse nun auch beim Fledermausschutz hilfreich sein: „Wir konnten erstmals zeigen, dass Alter, Größe und Jahreszeit kaum einen Einfluss auf die Mortalität der Fledermäuse hat“, erklärt Co-Autor Gerald Kerth. Nur ungewöhnliche Naturereignisse sind ihren Ergebnissen zufolge für die Sterblichkeit maßgeblich: „Wir müssen davon ausgehen, dass die Tiere hoch sensibel auf unvorhersehbare äußere Veränderungen reagieren“, sagt Co-Autor Toni Fleischer. Die Bechsteinfledermaus lebt im Sommer in Kolonien in Baumhöhlen und im Winter in Felshöhlen. Die Gruppen sind mit zehn bis fünfzig Tieren relativ klein und dadurch möglicherweise empfindlich. „Wenn es nur ein paar Tiere in einer kleinen Kolonie erwischt, kann es leicht geschehen, dass die Kolonie nicht mehr groß genug ist, um erfolgreich Nachkommen zu produzieren“, sagen die Autoren.

Quelle: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

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