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„Es war total surreal“

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„Es war total surreal“
Windhose Mitch Dobrowner
Windhose Mitch Dobrowner
In Mitch Dobrowners Bildern geht es stürmisch zu. Seit sechs Jahren jagt der Fotograf dem Unwetter hinterher. Ein Gespräch über die aufwirbelnde Arbeit eines Sturmfotografen.

Dobrowner: Ja, manchmal läuft das so ab. Es gab Situationen, da stand ich weit genug entfernt von einem Tornado, doch plötzlich drehte er seine Richtung und kam direkt auf mich zu. Manchmal fallen Hagelkörner so groß wie Tennisbälle vom Himmel oder die Splitter von Fensterscheiben fliegen durch die Luft.

Ganz schön gefährlich, was Sie da tun…

Ach, wissen Sie, jeder macht so seine Erfahrungen. Mir macht das keine Angst. Ich finde das wahnsinnig aufregend.

Wie kommt man auf die Idee, Stürme zu fotografieren?

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Ich fotografiere schon lange Landschaften bei schlechter Wetterlage. Das finde ich interessanter. Irgendwann hörte ich von den großen Stürmen in der Tornadogasse im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten. Im Sommer 2009 heuerte ich Roger Hill an, einen großen Sturmjäger, so nennt man in den USA Menschen, die Stürmen hinterherjagen, sie fotografieren oder filmen. Wir fuhren zusammen hin. Am zweiten Tag war es um mich geschehen. Es war total surreal, vor uns rotierte eine Windhose mit 80 Kilometer die Stunde über die Stadt Regan in North Dakota (siehe Bild oben), ich drehte mich zu Roger und sagte: Verdammte Sch…, was mache ich hier bloß?! Seit diesem Moment wusste ich, dass ich mein Leben lang Stürme fotografieren würde.

Und Roger zeigte Ihnen nun fortan, wo es die besten Unwetter zu sehen gibt?

Er wusste genau, was ich suchte. Manchmal bombardierte er mich mit meteorologischem Fachwissen. Doch ich konzentrierte mich meistens auf meine Kamera. Meine Arbeit ähnelt der eines Sportfotografen. Alles ist in Bewegung: das Licht, das Wetter… Man muss am richtigen Ort sein und im richtigen Moment abdrücken. Das Einzige, worauf ich beim Fotografieren höre, ist Roger, der sagt: Lass uns verschwinden, zum Teufel, und zwar sofort! Das Gute ist, dass er immer weiß, wie man wieder sicher aus dem Sturmtief herauskommt.

Fast nie sind auf Ihren Sturmbildern Menschen zu sehen…

Wenn es die Möglichkeit gibt, im Bild etwas von Menschen Geschaffenes zu zeigen, dann tue ich das meist auch. Damit werden die Größenverhältnisse deutlicher. Aber mein Fokus liegt auf der Natur. Es gibt großartige Fotografen, die die Zerstörungskraft dieser Naturgewalt ablichten. Ich gehöre nicht dazu. Für mich gleichen Stürme einem Wunder. Es gab sie schon lange, bevor die Menschen begannen, Straßen oder Häuser zu bauen. Wir sagen, dass sie über Städte hinwegfegen. Aber es ist doch so: Wir sind es, die ihnen den Weg verbauen.

Das Gespräch führte Tania Greiner.


Dobrowner.JPGDer Fotograf Mitch Dobrowner stammt aus Bethpage auf Long Island bei New York und lebt in Los Angeles. Mit seinen ausdrucksstarken Bildern von zitternden Blitzen, gespenstischen Wolkengebilden und bedrohlichen Wirbelstürmen gewann er 2012 bei den Sony World Photo Awards den Titel „Bester Fotograf des Jahres“.

 

 

Sturm CoverGretel Ehrlich, Mitch Dobrowner : Sturm. Prestel Verlag. 96 Seiten, 39,95 €

 

 

Fotos: Mitch Dobrowner, PR

© natur.de – Tania Greiner
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