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Europas Seen haben ein Phosphorproblem

40 Prozent der Seen enthalten noch immer zu viel Phosphor

Europas Seen haben ein Phosphorproblem
Anti-Phosphor
Maßnahme gegen die Phosphorbelastung: Ausbringung von Aluminiumsalzen in einem dänischen See (Foto: Niels Mogensen Svalebøg/ SDU)
Forscher schlagen Alarm: Die europäischen Gewässer ersticken noch immer an Phosphaten. In rund 40 Prozent der Seen und Flüsse ist die Belastung durch den Pflanzennährstoff deutlich zu hoch. Trotz aller Gegenmaßnahmen gelangen noch immer rund zehn Millionen Tonnen Phosphor in unsere Gewässer.

Phosphor ist ein wichtiger Pflanzennährstoff und wird vor allem in der Landwirtschaft in Form von Phosphat reichlich als Dünger eingesetzt. Das aber hat Folgen: Über Niederschläge und das Grundwasser gelangt überschüssiger Phosphor teilweise in großen Mengen in die Gewässer und sorgt dort für eine Überdüngung. Bereits 2015 stuften Forscher den Phosphorkreislauf als ein System ein, in dem die planetaren Belastungsgrenzen bereits überschritten sind.

Zu viel Phosphor in 40 Prozent der Seen

„Phosphor ist der schwerwiegendste Grund für die Degradation der Wasserqualität weltweit, er verursacht tote Zonen, giftige Algenblüten, den Verlust der Artenvielfalt und ein erhöhtes Gesundheitsrisiko für Pflanzen, Tiere und Mensch“, erklärt ein internationales Forscherteam in einer Sonderausgabe der Fachzeitschrift „Water Research“.

Zwar wird seit Jahren versucht, dagegen anzusteuern, doch dies hat bisher nur wenig gebracht – oder zumindest nicht genug, wie eine Studie von Kasper Reitzel von der Universität von Süddänemark und seinen Kollegen ergeben hat: „In 40 Prozent der Seen in Europa entspricht die Wasserqualität nicht den Anforderungen der Wasserrahmen-Richtlinie der EU“, berichtet Reitzel. „Das ist ein gewaltiges Problem für die Artenvielfalt und die Gesellschaft.“

Sediment als Phosphor-Speicher

Eine der Ursachen für die anhaltende Gewässerbelastung: Obwohl viel unternommen wurde, um Abwässer besser zu reinigen und den Phosphatgehalt landwirtschaftlicher Dünger zu beschränken, gelangen noch immer jedes Jahr rund zehn Millionen Tonnen Phosphor in die Gewässer, wie die Forscher erklären.

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Ein weiterer Grund: Phosphat-Einträge aus vergangenen Jahren und Jahrzehnten haben sich mit dem Sediment am Seegrund abgelagert. „Langzeitbeobachtungen zeigen, dass Pflanzen und Tiere sich nicht erholen, selbst wenn der akute Phosphor-Einstrom verringert wird“, erklären die Forscher. „Das liegt daran, dass der in den Sedimenten gespeicherte Phosphor zurück ins Wasser gelangt und im See sozusagen recycelt wird.“

Geoengineering hilft nur bedingt

Wie die Wissenschaftler berichten, versucht man in einigen Seen bereits, diese Reaktivierung abgelagerten Phosphors durch Geoengineering zu verhindern. Dafür werden Aluminiumsalze oder speziell modifizierte Tone in den See geleitet, die den Phosphor im Sediment binden sollen. „Das ist ein vielversprechender Ansatz um die Phosphorfreisetzung und die Algenblüten zu reduzieren – wenn er unter geeigneten Bedingungen eingesetzt wird“, sagt Reitzel.

Doch genau das scheint oft nicht der Fall zu sein: „Häufig wurde das Geoengineering unkritisch in Seen eingesetzt, wo der aktuelle Einstrom nicht genügend reduziert war oder es wurden aus finanziellen Gründen zu geringe Dosierungen eingesetzt“, berichtet Sara Egemose von der Universität von Süddänemark.

Nach Ansicht der Forscher muss daher dringend mehr getan werden. Die Phosphat-Verschmutzung der Gewässer sei ein ernstes Problem – und gefährde die Wasserqualität Europas. „Wir müssen uns mehr anstrengen, effektive Ansätze zu entwickeln, um diese Seen wiederherzustellen“, sagt Reitzel.

Quelle: University of Southern Denmark, Fachartikel: Water Research, Volume 97, Pages 1-174

Phosphor ist ein wichtiger Pflanzennährstoff und wird vor allem in der Landwirtschaft daher reichlich als Dünger eingesetzt. Das aber hat Folgen: Über Niederschläge und das Grundwasser gelangt überschüssiger Phosphor teilweise in großen Mengen in die Gewässer und sorgt dort für eine Überdüngung. Bereits 2015 stuften Forscher den Phosphorkreislauf als ein System ein, in dem die planetaren Belastungsgrenzen bereits überschritten sind.

Zu viel Phosphor in 40 Prozent der Seen

„Phosphor ist der schwerwiegendste Grund für die Degradation der Wasserqualität weltweit, er verursacht tote Zonen, giftige Algenblüten, den Verlust der Artenvielfalt und ein erhöhtes Gesundheitsrisiko für Pflanzen, Tiere und Mensch“, erklärt ein internationales Forscherteam in einer Sonderausgabe der Fachzeitschrift „Water Research“.

Zwar wird seit Jahren versucht, dagegen anzusteuern, doch dies hat bisher nur wenig gebracht – oder zumindest nicht genug, wie eine Studie von Kasper Reitzel von der Universität von Süddänemark und seinen Kollegen ergeben hat: „In 40 Prozent der Seen in Europa entspricht die Wasserqualität nicht den Anforderungen der Wasserrahmen-Richtlinie der EU“, berichtet Reitzel. „Das ist ein gewaltiges Problem für die Artenvielfalt und die Gesellschaft.“

Sediment als Phosphor-Speicher

Eine der Ursachen für die anhaltende Gewässerbelastung: Obwohl viel unternommen wurde, um Abwässer besser zu reinigen und den Phosphatgehalt landwirtschaftlicher Dünger zu beschränken, gelangen noch immer jedes Jahr rund zehn Millionen Tonnen Phosphor in die Gewässer, wie die Forscher erklären.

Ein weiterer Grund: Phosphat-Einträge aus vergangenen Jahren und Jahrzehnten haben sich mit dem Sediment am Seegrund abgelagert. „Langzeitbeobachtungen zeigen, dass Pflanzen und Tiere sich nicht erholen, selbst wenn der akute Phosphor-Einstrom verringert wird“, erklären die Forscher. „Das liegt daran, dass der in den Sedimenten gespeicherte Phosphor zurück ins Wasser gelangt und im See sozusagen recycelt wird.“

Geoengineering hilft nur bedingt

Wie die Wissenschaftler berichten, versucht man in einigen Seen bereits, diese Reaktivierung abgelagerten Phosphors durch Geoengineering zu verhindern. Dafür werden Aluminiumsalze oder speziell modifizierte Tone in den See geleitet, die den Phosphor im Sediment binden sollen. „Das ist ein vielversprechender Ansatz um die Phosphorfreisetzung und die Algenblüten zu reduzieren – wenn er unter geeigneten Bedingungen eingesetzt wird“, sagt Reitzel.

Doch genau das scheint oft nicht der Fall zu sein: „Häufig wurde das Geoengineering unkritisch in Seen eingesetzt, wo der aktuelle Einstrom nicht genügend reduziert war oder es wurden aus finanziellen Gründen zu geringe Dosierungen eingesetzt“, berichtet Sara Egemose von der Universität von Süddänemark.

Nach Ansicht der Forscher muss daher dringend mehr getan werden. Die Phosphat-Verschmutzung der Gewässer sei ein ernstes Problem – und gefährde die Wasserqualität Europas. „Wir müssen uns mehr anstrengen, effektive Ansätze zu entwickeln, um diese Seen wiederherzustellen“, sagt Reitzel.

© natur.de – Nadja Podbregar
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