Wie beeinflussen Alter und Persönlichkeit unser Umweltbewusstsein? Und wie stark prägen sie, wie konsequent wir grüne Ideale in unserem Alltag umsetzen? Es scheint nahezuliegen, dass ein offener, Neuem aufgeschlossener Mensch eher bereit ist, seine Lebensweise zu ändern. Aber genauso plausibel ist es, dies von Menschen zu erwarten, die besonders gewissenhaft, verträglich oder extrovertiert und an anderen Menschen interessiert sind.
Wer lebt am ehesten umweltbewusst?
Welcher Persönlichkeitstyp am ehesten „grün“ handelt und eine umweltbewusste Lebensweise umsetzt, haben Forscher der University of Portsmouth nun untersucht. Für ihre Studie befragten sie 240 Teilnehmer im Alter von 50 Jahren und älter nach ihrer Lebensweise und ihrer Haltung gegenüber dem Umweltschutz und erstellten von allen ein psychologisches Profil.
Die Altersgruppe 50+ wählten die Wissenschaftler bewusst, weil sie mittlerweile rund ein Drittel der Bevölkerung ausmacht. Hinzu kommt, dass gerade die 50+-Generation als solvent und politisch besonders gewichtig gilt. „Die älteren Konsumenten nehmen zu und daher wird ihr Verhalten und ihre Haltung immer wichtiger“, erklärt Sianne Gordon-Wilson. „Dennoch ist bisher kaum etwas darüber bekannt, wie Alter und Persönlichkeit das Umweltbewusstsein eines Menschen beeinflussen.“
Neugierige Menschen sind am „grünsten“
Wie sich zeigte, sind die Menschen, die eine offene Persönlichkeit besitzen, tatsächlich am umweltbewusstesten. „Es ist nicht wirklich überraschend, dass Menschen, die neugierig, einfallsreich und unkonventionell sind, auch am ehesten grün leben“, sagt Gordon-Wilson. Diese Menschen sind am ehesten von der Notwendigkeit des Umweltschutzes überzeugt und sind auch bereit, ihren Alltag entsprechend anzupassen – von der Jutetasche über die Solaranlage bis zum Waschen mit Walnüssen.
Doch ein anderes Ergebnis überraschte durchaus. Denn ausgerechnet die Extrovertierten erwiesen sich eher als Umweltmuffel und weniger konsequent im grünen Denken und Handeln. „Das hat uns überrascht, denn wir hatten erwartet, dass von den fünf Persönlichkeiten die extrovertierten und die offenen am umweltbewusstesten sein würden“, sagt Gordon-Wilson.
Zu abgelenkt für ein umweltbewusstes Leben?
Warum gerade extrovertierte Menschen weniger wahrscheinlich einen „grünen“ Lebensstil pflegen, lässt sich nicht eindeutig erklären. Die Forscher haben aber zumindest eine Vermutung: Sie sind einfach zu unbeständig und zu leicht abgelenkt. Andere Menschen, Aktivitäten und ihr Sozialleben nehmen so viel Raum ein, dass sie wenig Zeit und Energie haben, um eine konsequent „grüne“ Lebensweise umzusetzen.
Wie die Studie zudem ergab, spielt das Alter eine – wenn auch geringe – Rolle: Wie erwartet sind Menschen in den 50ern tendenziell eher „grün“ gesinnt als diejenigen, die 20 Jahre älter sind und damit zu einer völlig anderen Generation gehören. „Jemand, der heute 52 ist, wurde in den 1960ern geboren und damit in einer Ära der sozialen Umbrüche“, erklärt Gordon-Wilson. Die Jugend dieser Generation war geprägt von einer liberaler werdenden und sich ändernden Gesellschaft – das stärkt auch später die Bereitschaft, sich auf Veränderungen einzulassen. Hinzu kommt, dass die 50+-Generation noch arbeitet und es sich daher in der Regel auch leisten kann, die Mehrkosten eines konsequent umweltbewussten Lebensstils zu tragen.
Quelle: University of Portsmouth, Studie: Futures, doi: 10.1016/j.futures.2015.05.002
